Als sich David Attenborough 1950 bei BBC bewarb, wurde er abgelehnt. Immerhin behielt man sein Dossier, und kurz darauf durfte er dann doch eine dreimonatige Ausbildung absolvieren – beim damals neuen Medium TV. Es war der Beginn einer grossen Karriere. Inzwischen steht der Name Attenborough für spektakuläre Naturaufnahmen, oft mit neuen Technologien. Dem englischsprachigen Publikum ist auch seine Stimme wohlbekannt, als ruhiger, einfühlsamer Erzähler der Tierfilme ist er hochbeliebt.

Schon früh hat David Attenborough begonnen, mit Tieren Geld zu verdienen. Als er elf war, benötigte die Abteilung Zoologie der Universität seiner Heimatstadt Leicester für ihre Forschung Molche. In einem Teich gleich neben dem Labor fing er solche Tiere und verkaufte sie der Uni, wie «Leicester Mercury» berichtet. Ein paar Jahre später schenkte ihm seine Adoptivschwester – ein jüdisches Flüchtlingmädchen – einen Bernstein, in welchem Tierchen eingeschlossen waren, was ihn sehr faszinierte. Zu diesem Thema drehte er Jahrzehnte darauf den Dokumentarfilm «The Amber Time Machine» («Die Bernstein-Zeitmaschine»), der 2004 erstmals ausgestrahlt wurde.

«Sir» und Ehrendoktor
In Cambridge studierte er Naturwissenschaften und eignete sich so ein solides Hintergrundwissen an für seine spätere Arbeit als Dokumentarfilmer an. Das Interesse für Tiere paart sich bei ihm mit einem Talent zum Erzählen von Geschichten. Es gelingt ihm, seinen Enthusiasmus für die Natur auf das Publikum übergreifen zu lassen, ohne das Leben der Tiere zu beschönigen – auch der Tod, allgegenwärtig in der Wildnis, hat in seinen Dokumentationen seinen Platz. Vielleicht gerade deshalb wurde David Attenborough in einer Umfrage von Reader's Digest im Jahr 2006 zur vertrauenswürdigsten britischen Persönlichkeit gewählt.

Seine Arbeit wurde mit einer Reihe von Auszeichnungen gewürdigt. So schlug ihn die Queen 1985 zum «Knight», er darf sich also «Sir» nennen. Zudem erhielt er zwei Ehrendoktortitel. Auch wurden bis heute neun Tier- und Pflanzenarten und -gattungen nach ihm benannt. In den vergangenen Jahren machte er sich für Tier- und Naturschutz stark und ist unter anderem in einem Musikvideo des Queen-Gitarristen Brian May zu hören, mit dem gegen den Abschuss von Dachsen in Grossbritannien Kampagne gemacht wurde.

Ein Elefant als Kameramann
Ans Aufhören denkt er Attenborough auch als 89-Jähriger mit Herzschrittmacher noch nicht. Weshalb? Vor neun Jahren hat er es gegenüber «The Guardian» so erklärt: «Es gibt immer wieder Menschen, die noch nie ein Schnabeltier gesehen haben.»

Als Beispiel für Attenboroughs Arbeit zeigen wir ein kurzes Video von Tigerwelpen in der Wildnis in Indien – aufgenommen von einer Kamera, die an einem Elefanten befestigt war. Da uns keine deutsche Synchronfassung vorliegt, geben wir unten eine kurze Zusammenfassung der Kommentare von David Attenborough.

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«Unsere Geschichte beginnt mit einem verlockenden Blick auf etwas ganz besonderes: Ein Welpe, nur zehn Tage alt. So junge Welpen wurden in freier Wildbahn nie zuvor gefilmt. (...) Es ist der erste Wurf der Mutter, und er wird sie auf die Probe stellen.

Die Tiger müssen die Welpen am Genick hochheben, ein delikates Unterfangen. Ein bisschen zu viel Druck, und sie verletzt ihren Welpen. Sie kann mit der Kraft von beinahe 500 Kilogramm zubeissen, aber hier ist die sanfteste Berührung gefragt. (...)

Mit seinem Kontaktruf sorgt der Welpe dafür, dass er nicht vergessen wird. (...) Das Leben der Welpen ist sehr gefährlich. Wäre die Mutter in einem Moment wie diesem auf der Jagd gewesen, hätte das Schicksal einen anderen Lauf nehmen können. (...)»