Museum. Dieses Wort steht bei vielen Menschen für verstaubte Sammlungen alter Fundstücke. Viel zu sehen, wenig zu machen, endlose Korridore, links und rechts vollgestopft mit Gegenständen, deren Verfallsdatum längst abgelaufen sind. Gerade Kinder wünschen sich für ihren Wochenendausflug oft mehr Action, Bewegung und Spass. Kein Wunder, gewinnt das Ausflugsziel Zoo immer gegen das Museum.

Doch immer mehr Museen erkennen diese Problematik und schaffen neue Angebote für Entdeckungsfreudige. Das Zoologische Museum der Universität Zürich auch. Auf zwei Stockwerken sind dort die Präparate von unzähligen Tieren von nah und fern ausgestellt. Tiere, die nach wie vor in unseren Feldern und Wäldern umherziehen, Tiere, die längst ausgestorben sind und sogar Tiere, die es so gar nie wirklich gab.

Um den Besuchern ein besonderes Museums-Erlebnis anzubieten, haben die Verantwortlichen einen «Tierparcours» erstellt, der seit Mitte August öffentlich zugänglich ist. Dabei springen die Entwickler auf den Smartphone-Trend auf. Ausgerüstet mit einem iPod, der vom Museum zur Verfügung gestellt wird, geht es darum, die gesuchten Tiere ausfindig zu machen. So schnell wie möglich – und so fehlerfrei wie möglich.

Wer aufmerksam liest, ist im Vorteil

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Was könnte ein «rares Hottehü» wohl sein?

Zu Beginn hat der Teilnehmer die Auswahl zwischen drei Themen: «Wilde Verwandte unserer Haustiere», «Tierkinder» und «Räuber». Ich habe den Parcours getestet und mich für das erste Thema entschieden. Ein Fingertipp auf die Auswahlfläche und schon geht's los. Was ich sehe ist eine rötliche Schnauze; der Fotoausschnitt eines der Tierpräparate, das irgendwo im Museum zu finden ist. Dazu die Angabe, ich soll den Verwandten unserer Hunde finden.

Kein Problem, denke ich und gehe zielstrebig auf die Vitrine mit dem Fuchs zu. Nun geht es darum, den schwarz-weissen «QR-Code» neben dem Fuchs mit der iPod-Kamera zu fotografieren. Nichts leichter als das. Aber Moment: Beim Fuchs gibt es gar keinen solchen Code. Funktioniert das Quiz nicht? Hat jemand den Kleber entfernt?

Alles falsch. Der Fehler liegt bei mir. Ich war ganz einfach übereifrig und habe mich vorschnell auf das ausgestopfte Füchslein konzentriert. Dabei würde in der Fragestellung ja stehen «Suche im Untergeschoss». Also Treppe hinunter, suchen. Doch zu wem könnte die Schnauze denn gehören? Gar nicht so einfach wie ich dachte, dieser Parcours.

Interessante Fakten und ein Blick für Einzelheiten
«Wir wollen den Blick auf Details lenken», sagt Museumspädagogin Esther Bärtschi. Im «Gewimmel all dieser Tiere» seien die Besucher oft überfordert, erklärt sie. Das Spiel sorge dafür, dass man sich einmal für eine Minute auf ein einziges Tier konzentriere. Von dem man vielleicht gar nicht so viel weiss, wie man geglaubt hätte.

Und tatsächlich. Ich lerne eine Menge dazu. Wussten Sie beispielsweise, dass Steinböcke «Jahresringe» haben, an denen man ihr Alter ablesen kann? Oder dass das Hausschwein 16 Rippenpaare hat, das Wildschwein aber nur deren 12? Eine ganze Menge von interessanten Zusatzinformationen warten auf den Parcours-Teilnehmer, sobald er das gesuchte Tier endlich gefunden hat. Häppchenweise und leicht verdaulich sind sie aufgearbeitet. Oft sogar mit einer witzigen Pointe. Beispiel Schweinerippen: «Mehr Rippen = mehr Koteletts!»

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Treffer! Der QR-Code ist da.

Mittlerweile habe ich mir per Fingerzeig auf den iPod einen weiteren Tipp geben lassen, endlich den Vorfahren des Hundes gefunden und den Code auf seiner Vitrine fotografiert. Plopp. Richtig! Neben einigen herausgepickten Fakten über den Hundeahnen (ich verrate nicht, um welches Tier es sich handelt. Selber herausfinden!) erscheint nun eine Quizfrage: «Welche Augenfarbe hat das Tier?» Ein kurzer Blick in die Augen verrät es. Die Quizfragen sind fast alle sehr einfach gehalten, auch sie sollen die Besucher auf die Details sensibilisieren, die sie sonst übersehen würden.

Der «Gwunder» ist geweckt
Die weiteren Posten laufen genau gleich ab. Insgesamt neun Tiere gilt es anhand eines Foto-Ausschnittes zu finden, zu fotografieren und anschliessend eine Detailfrage darüber zu beantworten. Und dabei lege ich ganz schöne Distanzen zurück. Ich werde nämlich treppauf, treppab geschickt. Ein halber Vitaparcours im Museum.

Nach einer knappen halben Stunde habe ich alle Tiere gefunden. Ich bin aber «gwundrig» nach mehr und hänge gleich noch einen zweiten Parcours an. Genau dieser «Gwunder», sagt Bärtschi, solle auch geweckt werden. Sie hat den Tierparcours mitentwickelt und sieht noch grosses Ausbaupotenzial darin. Vorerst seien die Quizfragen hauptsächlich für Kinder entwickelt, doch die Themen können jederzeit verändert und neue Fragen erstellt werden.

Der Tierparcours im Zoologischen Museum der Universität Zürich ist kostenlos und für Familien und Einzelpersonen mittwochs, samstags und sonntags zugänglich. Schulklassen und Gruppen können nach Voranmeldung auch an anderen Tagen teilnehmen.

Mehr Informationen auf der Website des Zoologischen Museums.