Eine zeitlang sah es in Spanien so aus, als würden Stierkämpfe ihren Glanz alter Tage allmählich verlieren. Immer mehr Menschen empörten sich gegen die Tötung der Bullen zum Amüsement der Zuschauer. Die lange Jahre erfolgreichen Fernsehübertragungen des staatlichen Senders RTVE interessierten Anfang des neuen Jahrtausends immer weniger Zuschauer und wurden deshalb 2006 vom Sender eingestellt. 

Offiziell, hiess es seitens des RTVE, aufgrund der Sendezeit: Kinder könnten die Stierkämpfe zur Nachmittagszeit im Fernsehen mitverfolgen. Davor wolle man sie schützen. Ein Statement, das 2011 dann auch Einzug in die Richtlinien der TV-Station fand.

Auch auf der politischen Ebene fanden die Gegner des Stierkampfes immer mehr Gehör. In der Region Katalanien etwa wurden die Kämpfe 2012 sogar verboten und sind es bis heute. 

Neustart im Fernsehen
Doch im gleichen Jahr versuchte der RTVE einen Neustart: Mit grossem Pomp wurden im September 2012 die Live-Stierkämpfe im Nachmittagsprogramm wieder eingeführt. Im Zeichen der Finanzkrise wolle man sich auf bewährte Traditionen berufen, die die Bevölkerung zusammenschweissen sollten, meinte die Sendeanstalt.

Der Protest folgte sogleich: Die linke Partei «Compromís» reichte eine Initiative bei der Fernseh-Kommission ein, die die Direktübertragung der Stierkämpfe wieder verbieten sollte. Nun hat die Kommission entschieden. Die Initiative wurde mit 24 zu 14 Stimmen abgelehnt, schreibt «The Local». 

Unterschiedliche Reaktionen
Für die politische Linke ein Debakel. So sagt der Katalanische Senator zur Spanischen Newsseite: «Tierquälerei kann man so lange man will mit Tradition rechtfertigen, eine Entschuldigung dafür gibt es nie.» Nicht nur die Tiere seien die leidtragenden, sondern auch die Kinder, die nun weiterhin mit «Gewalt an Tieren konfrontiert werden».

Miguel Sánchez de Alcázar sieht es anders. In «The Local» wird er zitiert mit: «Stierkämpfe sind die Poesie Spaniens.» und doppelt nach mit: «Es ist unmöglich, die Spanische Geschichte zu verstehen, wenn man die Stiere nicht versteht.»