Tolle Kombination
Wissenschaftler an der «Froschhüpf-Chilbi»
Wenn Wissenschaftler aus ihrem Labor rausdürfen und sich am Froschhüpf-Wettbewerb messen, sind Pannen garantiert. Denn im Dienste der Forschung hüpfen Frösche einfach nicht so gern.
Seit Jahrzehnten erforscht der Biologe Thomas Roberts von der Brown Universität, wie sich Tiere bewegen. Wie Grosskatzen rennen, Pferde galoppieren, Hasen hoppeln oder Frösche springen. Dann, so schreibt die Universität in einer Mitteilung von Mittwoch, stolperte Roberts über das Guinness-Buch der Rekorde.
Dort fand er nämlich einen Eintrag über einen Ochsenfrosch namens «Rosie the Ribeter». Dieser sei nämlich in einem einzigen Satz über 2,1 Meter weit gehüpft. Dies hatte in seinen bisherigen Studien noch kein Frosch dieser Art geschafft. Bei weitem nicht: Mehr als 1,3 Meter sei noch kein wissenschaftlich gemessener Sprung gewesen.
Diese Nachricht bekümmerte Roberts. Skepsis machte sich beim Forscherteam breit, sie glaubten nicht so recht, was ihnen das Rekordebuch hier vorzugaukeln versuchte. Zeit, das Ganze selber zu überprüfen.
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© Roberts lab/Brown University |
Die Geburtsstunde der Froschhüpfer
Calaveras County liegt im US-Bundesstaat Kalifornien und erlangte Bekanntheit, als der grosse Schriftsteller Mark Twain der Region eine Kurzgeschichte widmete. In «The Celebrated Jumping Frog of Calaveras County» geht es um einen Mann namens Leonidas Smiley, der verrückt nach Wetten war. Er wettete auf Pferde, Hunde, Hähne – und auf einen Frosch, den er zu Hause trainierte und ihm das Weithüpfen beibrachte.
1893 fand dort Twain zu Ehren das erste Froschhüpf-Festival statt: Ein Volksfest für Gross und Klein, bei dem es darum geht, einen Ochsenfrosch so weit wie möglich springen zu lassen. Und das Fest gibt es noch heute. Mittlerweile mit «Professionellen Froschhüpfern», die sich und ihre Tiere akribisch auf Höchstleistungen trimmen, ihnen die Hinterbeine massieren und sich kopfvoran auf sie stürzen, um sie zu Höhenflügen zu animieren. Das Mekka für Froschfans wurde nun zum Ziel für Thomas Roberts.
Die Profis sind einfach besser
Eine Feldstudie am Volksfest ist für Wissenschaftler offenbar ein ziemlich aufregendes Erlebnis. Letztlich stand doch auch ihre Berufsehre mit auf dem Spiel: Ein dahergelaufener Frosch-Trainer kann doch keine besseren Ergebnisse erzielen als ein Gelehrter, der jeden Muskel seines Forschungsobjektes kennt. Doch, er kann, musste Roberts feststellen. Die Testsprünge der Wissenschaftler blieben weit unter der angestrebten Weite.
Also überliessen die Forscher das Hüpfen den «Profis». Sie legten vor dem Wettkampf eine Rasterfolie am Boden aus und richteten ihre Kameras danach aus, um später die Weiten zentimetergenau bestimmen zu können (die Folie wurde, so die Forscher, mehrmals vom Winde verweht, so, dass sie mit allerhand schweren Objekten festgemacht werden musste).
Als alle Kameras einmal kalibriert waren, bestand die Forschung darin, die Kamera laufen zu lassen, einen Hotdog zu schnappen und dem bunten Treiben zuzuschauen.
Wissenschaftler sind keine Raubtiere
Und das Resultat verblüffte die Forscher: Der durchschnittliche Frosch-Sprung bei den «Profis», also den «Frosch-Jockeys», die sich alle Jahre aufs Neue versuchen und eigene Frösche mitbringen, lag bei etwa anderthalb Metern. Der beste gemessene Sprung war sogar 2,2 Meter weit.
Vermutlich schwang ein wenig Hohn mit, als diverse Festbesucher die Forscher über ihr Scheitern belehrten: «Die Frösche merken, ob ein Wissenschaftler möchte, dass sie weit springen, oder ob sich eine tödliche Gefahr auf sie stürzt, die sie lebendigen Leibes verschlingen will!», spotteten einige von ihnen.
Nahe am Maximum
Trotz allen Volksfest-Charakters bleiben den Forschern in ihrer Studie im Fachjournal «The Journal of Experimental Biology» einige Erkenntnisse. Sie wissen nun definitiv, dass Ochsenfrösche tatsächlich über zwei Meter weit springen können und schätzen, die 220 Zentimeter seien nahe am biologisch möglichen Maximum.
Wenn in der Brown University künftig also Gerüchte umhergehen, dass sich Forscher in ihren Labors plötzlich wie Raubtiere kopfüber auf Frösche stürzen, ist das kein Grund zur Sorge. Das wären dann Roberts und seine Kollegen, die im Dienste der Wissenschaft die Grenzen der Ochsenfrösche ausloten wollen. Oder für das nächste Wetthüpfen üben.
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