Keine Frage: Der fragile Zustand der Erde ist omnipräsent. Manch einer mag deshalb nichts mehr von Klimaerwärmung, CO2-Ausstoss oder verschmutzten Meeren hören, lesen und sehen. Doch selbst wer sich zu dieser Gruppe zählt, sollte die aktuelle Ausstellung «Erde am Limit» im Naturhistorischen Museum Basel auf keinen Fall versäumen. Sie widmet sich zwar auch den bekannten Umweltthemen. Doch tut sie das ohne den Zeigefinger zu erheben. Vor allem aber zeigen die vielfältigen und attraktiv präsentierten Exponate gepaart mit wissenschaftlichen Fakten, welche Auswirkungen das menschliche Handeln auf die Ökosysteme unseres Planeten haben. Und auch, mit welch einfachen Massnahmen wir Positives für die Natur bewirken können. 

Bevor der Ausstellungsbesuch richtig losgeht, heisst es aber zunächst Entspannen. Dazu dient ein abgedunkelter Raum, in dem die beruhigende Akustik der Berg-, Wald- und Korallenriffbewohner auf einen wirkt. «Wir wollen nicht nur erschreckende Seiten auf unserer Erde zeigen, sondern auch die schönen», sagt der Co-Direktor des Museums, Basil Thüring. Dass auch diese gefährdet und keine Selbstverständlichkeit sind, zeigen ein paar Meter weiter die Wechselbeziehungen zwischen Mensch und Natur. Welche natürlichen Prozesse wir beeinflussen, veranschaulichen zahlreiche, verschiedenfarbige Linien. 

Greifbare Darstellungen
Nach dieser Einführung geht es dann in die Vollen. Denn die folgenden Räume widmen sich den sechs grossen Themen oder den «Big Issues», wie der zuständige Kurator Matthias Kölliker sie nennt. Sie umfassen die intensive Nutzung des Landes, die belasteten Meere, das begrenzte Süsswasser, zu viele Chemikalien, die Luftverschmutzung und die Klimaerwärmung. Die dazugehörigen aufwendigen Szenografien entführen in die unterschiedlichen Ökosysteme und demonstrieren schonungslos und greifbar, warum die Erde tatsächlich am Limit ist, wie der Ausstellungs­titel ankündigt. Der Hauptgrund dafür ist, dass wir Land, Meere und Süsswasser zulasten anderer Lebewesen übernutzen und dass wir zu viele Schadstoffe erzeugen, welche die natürlichen Kreisläufe verändern.

Das Besondere an diesen Tatsachen ist, dass sie nicht nur durch Zahlen belegt, sondern auch optisch zur Schau gestellt werden. Dadurch entfaltet sich eine ganz andere Wirkung. Etwa, wenn zum Wasserverbrauch in der Schweiz (4060 Liter pro Woche verteilt auf Haushalt, Landwirtschaft und Gewerbe) ein Turm mit PET-Flaschen wie ein Mahnmal in die Höhe ragt, um diesen Verbrauch zu visualisieren. Oder wenn in mehreren Schaukästen Hunderte von Insektenarten zu sehen sind, die so stark gefährdet sind, dass wir sie möglicherweise bald nur noch in Form von Präparaten zu Gesicht bekommen werden.

Museum setzt auf Nachhaltigkeit
Die Ausstellung nennt aber auch zahlreiche positive Beispiele, wie die Aufforstung von Wäldern, die Revitalisierung von Flüssen oder technische Fortschritte, die etwa ein alter Kühlschrank zeigt, der mit FCKW-haltigen Kühlmitteln gelaufen ist und damit das Ozonloch vergrössert hat. Das ist heute undenkbar. Das Museum selbst ging übrigens bei der Ausstellung, deren Umsetzung drei Jahre in Anspruch nahm, mit gutem Beispiel voran, indem es auf Nachhaltigkeit setzte. So wurden grösstenteils rezyklierbare Materialen verwendet oder solche, die zuvor bereits in anderer Form im Einsatz waren, wie das Treibhaus, das einst im Museum Tinguely als Kunstobjekt stand.

Diese durchdachte Vorgehensweise, das spür- und sichtbare Herzblut, das in dieses riesige, herausfordernde Thema gesteckt wurde, die vielen interaktiven Stationen und die gelungenen Denkanstösse, die einem präsentiert werden, machen «Erde am Limit» zu einem Erlebnis. Egal, ob man sich zum Schluss noch in den Öko-Beichtstuhl wagt oder nicht.

Die Ausstellung läuft bis zum 30. Mai.
www.nmbs.ch