Licht aus für die Natur
Lichtverschmutzung: 10 Millionen Insekten sterben jede Sommernacht
Lichterketten, brennende Laternen und andere Gartenbeleuchtungen schaffen eine gemütliche Atmosphäre und verleihen dem Garten einen besonderen Charme. Doch was auf Menschen romantisch wirkt, kann für die Umwelt eine ernsthafte Belastung darstellen.
Künstliches Licht in Gärten, besonders wenn es dauerhaft oder übermässig eingesetzt wird, hat sehr oft schädliche Auswirkungen auf die Natur. Pflanzen und Tiere, die sich seit Millionen von Jahren an den natürlichen Wechsel von Tag und Nacht angepasst haben, sind zunehmend durch die Lichtverschmutzung bedroht.
Besonders Pflanzen sind abhängig vom natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus, um ihre biologischen Prozesse zu steuern. In der Nacht schalten sie auf «Ruhemodus», um Energie zu sparen und Reparaturprozesse in Gang zu setzen. Künstliches Licht kann diesen Rhythmus erheblich stören. Eine der gravierendsten Folgen ist die Beeinträchtigung der Fotosynthese. Normalerweise stellen Pflanzen diese bei Dunkelheit ein. Werden sie jedoch von Laternen oder Lichterkettenbeleuchtet, kann es passieren, dass die Pflanzen weiterhin «aktiv» bleiben. Dies führt zu Stress und einem unnötig hohen Energieverbrauch, was die Pflanze schwächt und anfälliger für Krankheiten macht. Auch das Wachstum wird durch ständiges Licht verändert. Pflanzen, die ununterbrochen beleuchtet werden, können in die Länge schiessen oder ungewöhnliche Wuchsformen entwickeln. Solche Wachstumsstörungen schwächen nicht nur ihre Vitalität, sondern beeinträchtigen oft auch ihre Fähigkeit, Blüten und Früchte zu bilden. Besonders bei Pflanzenarten, die auf eine klare Abfolge von Licht und Dunkelheit angewiesen sind, kann dauerhafte Beleuchtung zu Ertragseinbussen oder gar zum Absterben führen.
Lichtverschmutzung: eine stille Gefahr für Tiere
Neben Pflanzen sind es vor allem Tiere, die durch Gartenbeleuchtungen in ihrem Lebensraum beeinträchtigt werden. Besonders betroffen sind Insekten. Helle Lampen ersetzen den Mond, an dem sich die Tiere normalerweise orientieren. Die Folge: Insekten können nicht anders, als ununterbrochen um die Laterne zu fliegen. Am nächsten Tag sind sie dann so erschöpft, dass sie sich nicht mehr fortpflanzen können, sterben oder leichte Beute für Fressfeinde sind. Das ist fatal, denn Insekten übernehmen wichtige Aufgaben im Ökosystem, etwa als Bestäuber oder als Nahrungsquelle für andere Tiere. Die Abnahme von Insekten-Populationen hat daher weitreichende Auswirkungen auf die gesamte Nahrungskette. Allein in der Schweiz sterben in einer einzigen Sommernacht etwa zehn Millionen Insekten durch Aussenbeleuchtung.
Aber auch Vögel und Kleinsäuger wie Igel oder Fledermäuse sind gefährdet. Viele Tiere nutzen die Dunkelheit, um Nahrung zu suchen oder sich fortzubewegen. Wird die Nacht jedoch durch künstliches Licht erhellt, können sie orientierungslos werden, ihre natürlichen Verhaltensweisen ändern oder gar ihre Lebensräume meiden. Vögel etwa werden durch nächtliches Licht massiv in ihrem Schlaf- und Brutrhythmus gestört.
Amphibien wie Frösche oder Kröten sind ebenfalls betroffen. Sie bewegen sich normalerweise in der Dunkelheit, um Fressfeinden zu entgehen. Eine hell erleuchtete Umgebung setzt sie jedoch einem höheren Risiko aus und behindert sie bei der Nahrungssuche oder Fortpflanzung.
Wie kann man die Natur schützen?
Trotz schädlicher Auswirkungen ist es nicht erforderlich, vollständig auf Gartenbeleuchtung zu verzichten. Durch einfache Massnahmen kann die Lichtverschmutzung verringert werden, ohne dabei an Ambiente zu verlieren:
1. Licht gezielt einsetzen: Beleuchten Sie nur Bereiche, die wirklich notwendig sind, wie Wege oder Sitzplätze, und schalten Sie das Licht nach Bedarf ein.
2. Zeitschaltuhren und Bewegungsmelder verwenden: Diese sorgen dafür, dass die Beleuchtung nur dann aktiviert wird, wenn sie gebraucht wird. Das spart Energie und schützt die Umwelt.
3. Warmes und gedämpftes Licht bevorzugen: Lichtquellen mit warmen Farbtönen (z.B. gelbliches Licht) sind für viele Tiere weniger störend als grelles, weisses Licht.
4. Abschirmungen nutzen: Verhindern Sie Streulicht, indem Sie Lampen so ausrichten, dass sie gezielt leuchten und nicht in umliegende Bereiche strahlen.
5. Lichtintensität reduzieren: Achten Sie darauf, dass die Beleuchtung nicht zu hell ist. Eine gedämpfte Helligkeit reicht in den meisten Fällen aus, um eine angenehme Atmosphäre zu schaffen.
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