Elf Kühe und ihre «Jockeys» wagen sich dieses Jahr zum schon fast traditionellen Kuhrennen in die Olma-Arena. Begrüsst werden sie vom Publikum mit einem Riesenapplaus und von Speaker Christian Manser mit Vorschusslorbeeren. Debora, eine junge Braunviehkuh, zum Beispiel ist für ihn «ein Nachwuchstalent, das weiss, was im Rennsport zählt. Sie ist schnell und schlau.» Bei Luana fällt ihm der harmonische Gang auf. Tulipe und ihre Reiterin Sonja Scheiwiller sind für ihn «ein absolutes Dreamteam, denn beide gefallen mir». 

Das Rennen verspreche «ein Mix aus ­Aerodynamik und Tempo» zu werden, macht der Speaker das Publikum «gluschtig». Die Regeln sind einfach: Immer drei Kühe gehen zeitgleich auf den Parcours. Die schnellste kommt jeweils in die nächste Runde, die anderen scheiden aus. Schon am Start sind grosse Unterschiede auszumachen. Manche Kühe warten ruhig, andere dagegen können es kaum erwarten loszurennen. «Eine Rennkuh mit Blitzstart», ruft Manser, als eine Kuh wie ein Pfeil aus den Startlöchern schiesst. Doch dann ist auf einmal Schluss mit der Dynamik. Aus dem «absoluten Ferrari», wie der Speaker eben noch jubelte, ist ein gemächlicher, plumper Vierbeiner geworden, der nicht einsehen will, weshalb er rennen sollte. 

In solchen Situationen ist der Reiter gefordert. Schafft er es, die Kuh zum Weitergehen zu motivieren? Manch einer muss selbst kurz vor dem Ziel noch runter vom Kuhrücken, um die Kuh zum Vorwärtsgehen zu bewegen. Dann gilt es, schnell wieder aufzusitzen und weiter geht’s – oder auch nicht. Manchmal bringen nämlich selbst die Helfer mit Ziehen und Drücken die Kuh nicht weiter. Allerdings gibt es auch den umgekehrten Fall: Kühe, die langsam beginnen, aber dann plötzlich durchstarten. «Der Rennkuhsport ist absolut unberechenbar», gesteht selbst der Speaker.

Nichts für schwache Nerven
Das Besondere am Rennkuhsport ist, dass eigentlich die Kuh selbst unmittelbar vor oder sogar während des Rennens entscheidet, ob sie mitmachen will oder nicht. Wenn nicht, bleibt sie einfach stehen. Speaker Manser begründet die Ausfälle mit der nervlichen Belastung: «Nicht alle Kühe sind gleich nervenstark», sagt er. Zwar hätten alle Reiter ihre Tiere gut auf das Rennen vorbereitet, aber im Ring mit den vielen Menschen auf der Tribüne sehe die Welt für die Kühe anders aus. 

Da haben diejenigen Kühe Vorteile, die sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen lassen. Lebenserfahrung ist im Kuhrennsport also vielleicht sogar wichtiger als junge, flinke Beine. Das beweist Gimpel, eine bereits elf Jahre alte Original-Braunviehkuh, die in Spitzenzeiten pro Laktationsperiode rund 11 000 Kilogramm und in ihrem Leben bislang über 75 000 Kilogramm Milch gegeben hat – weit mehr als eine Durchschnittskuh. Sie schafft es am Olma-Rennen mit ihrem Reiter Peter Meile aus Dussnang TG auf Platz 4. «Bronze» ersprintet sich das «Nachwuchstalent» Debora, geritten von Frank Fehlmann aus Homburg TG. Rang 2 geht an Christian Mansers «Dreamteam», die fünfeinhalbjährige Red-Holstein-Kuh Tulipe, geritten von Sonja Scheiwiller aus Niederbüren SG. 

Dass Kuhrennen nicht ganz ungefährlich sind und dass Glück und Leid auch in dieser Sportart nahe beieinander liegen, zeigt der grosse Sieger dieses Jahres. Als schnellstes Olma-Duo durften sich die vierjährige Holsteinkuh Luana und «Jockey» Dominic Ribi aus Niederhelfenschwil SG feiern lassen. Ribi jedoch stieg nur auf die Kuh, weil sich Luanas eigentliche Reiterin Mirjam Brauchli im Training eine Rippe gebrochen hatte.

Sehen Sie hier das Kuhrennen an der Olma 2013:

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