App-gesteuerte Roboter im Stall, vernetzte Daten oder 5G-Drohnen zur Unkraut-Erkennung: Einiges ist bereits im Einsatz, anderes wird es bald sein. Die Digitalisierung hat die Landwirtschaft verändert und es geht in grossen Schritten weiter. «Die Landwirtschaft befindet sich in der vierten Industriellen Revolution», erklärte Bundesrat Guy Parmelin diese Woche an der Jahrestagung der Chartagemeinschaft Digitalisierung.

Die Rolle von Smart Farming
Der Agrarminister ist überzeugt davon, dass Smart Farming bereits heute den Landwirtinnen und Landwirten hilft, bessere Entscheide für Ihre Betriebe zu treffen. «Das Potenzial der Digitalisierung für unsere Landwirtschaftsbetriebe ist enorm», so Parmelin. «Sie kann den wirtschaftlichen Erfolg steigern und den Einsatz von Betriebsmitteln optimieren».

Sie könne aber auch Flexibilität fördern und die Arbeitsorganisation verbessern, die Arbeitsbelastung der Bäuerinnen und Bauern reduzieren und zur Tiergesundheit beitragen. «Und schliesslich kann Digitalisierung helfen, Umweltauswirkungen zu vermindern», sprach Parmelin ein aktuell heiss diskutiertes Thema an.

Nutzen hochhalten - Negatives vermeiden
«Ein Schlüsselfrage für mich ist es, wie wir dafür sorgen können, dass die digitalen Technologien den Landwirten auch wirklich nützen», sagte Parmelin weiter. «Wir müssen die Entwicklung und Verwendung der Technologien so unterstützen, dass der Nutzen möglichst gross ist und negative Folgen vermieden werden.»

Der Agrarminister betonte denn auch, dass noch zahlreiche Hürden überwunden werden müssten. Der Vorteil der Digitalisierung werde heute nur in geringem Mass genutzt und es gebe einige Herausforderungen. Als Beispiele nannte er entsprechend einer aktuellen Studie konkrete Probleme wie mangelndes Zusammenspiel zwischen Hard- und Software, Datenmonopol durch Firmen, künstlich geschaffene Abhängigkeiten von Technologien oder Cyberattacken.

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Guy Parmelin will digitale Möglichkeiten nutzen. (Foto: lid)


Agrarpolitik kann rascher reagieren

Auch für die Agrarpolitik gibt es dank der Digitalisierung neue Möglichkeiten. Es sei zum Beispiel möglich, effektivere und effizientere agrarpolitische Regelungen zu entwickeln, so Parmelin. Dazu müssten die Behörden aber über digitale Daten verfügen, die aufzeigten, welche Produktionsmittel auf den Höfen eingesetzt würden.

Eine Studie der OECD befasste sich mit dieser Thematik und hat drei wesentliche Chancen für die Agrarpolitik eruiert. Erstens können agrarpolitische Instrumente entwickelt werden, die stärker auf aktuellen Betriebsdaten basieren. Zweitens können die neuen Technologien helfen, die Vorschriften einzuhalten. Der Aufwand für die Produzenten und die Kosten für Kontrollen könnten so reduziert werden, erklärte Parmelin.

Dank der digitalen Technologie könnten jene belohnt werden, die mehr machten, als einfach Vorschriften einzuhalten. Das sei besser, als jene zu bestrafen, denen die Vorschriften egal seien. Und als dritten Punkt identifizierte die OECD die Möglichkeit, dass Algorithmen zum besseren Funktionieren der Verwaltung beitragen und der Kostensenkung dienen.

Internet of Cows: Vernetzte Kühe
An der Tagung standen weiter neue Möglichkeiten durch das medial stark präsente 5G sowie Fragen rund um den Datenschutz im Zentrum. Alexander Lehrmann von Sunrise präsentierte potenzielle Anwendungsmöglichkeiten von 5G in der Landwirtschaft. So könnte eine im Internet of Things (IoT) mittels 5G vernetzte Kuh zur Verbesserung der Milchproduktion und zur Kostensenkung beitragen.

Denn laut Lehrmann ist das 5G-System deutlich effizienter und günstiger als die traditionellen Technologien. Höhere Abdeckung, mehr ins Netz integrierte Kühe - bis 15'000 sind möglich – sowie eine verbesserte Brunsterkennungsrate seien Vorteile von 5G IoT, so Lehrmann.

Eine andere Möglichkeit für die Zukunft sind 5G-Drohnen, die Videos vom Betrieb machen, die in Echtzeit analysiert werden und so zum Beispiel Schädlingen und Unkraut sofort erkennen. Damit könnte der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduziert werden, so Lehrmann.

Im Bereich des Datenschutzes zeigten die Expertinnen und Experten auf, dass die gesetzlichen Grundlagen der Technologie oft hinterherhinken. Und dass es bezüglich Datenschutz erstaunlich wenig Bedenken in der Bevölkerung gibt – obwohl solche durchaus vielerorts berechtigt wären.