Kindern vom Land wird ja vieles nachgesagt. Etwas rückständig seien sie zuweilen, heisst es. Aber gesegnet mit der Konstitution und dem Immunsystem eines Stiers. Heute, wo fast jeder an irgendeiner Lebensmittelallergie oder einem anderen Zivilisations-Wehwehchen leidet, schielen wir oft neidisch aufs Land, wo die Kinder zwischen Kuhstall und Kartoffelacker aufwachsen, ab und zu mal etwas «Dräck frässe» und dafür im Erwachsenenalter vor Kraft und Gesundheit strotzen.

Nun, wissenschaftlich ist der Zusammenhang zwischen einer guten Gesundheit und dem Aufwachsen auf dem Land noch sehr ungenügend aufgearbeitet, doch ein wahrer Kern wird dem Ganzen schon innewohnen. Deshalb ist auch die Erkenntnis aus einer Deutschen Langzeitstudie nicht wirklich überraschend, die am Montag am Jahreskongress der «European Respiratory Society» (ERS) in München vorgestellt wurde.

Forscher vom Helmholtz-Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt haben 1998 angefangen, Neugeborene – nicht vom Land, sondern aus der Stadt – zu untersuchen. Unter anderem wurde damals festgehalten, ob die Babys in ihren ersten drei Lebensmonaten auf einem Tierfell schliefen.

Mikroben wie auf dem Land
Fast 2500 Kinder wurden später, im Alter von sechs Jahren, erneut auf ihren Gesundheitszustand untersucht. Und die Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Lammfell & Co. offensichtlich Wunder gegen Asthma wirken. Die Sechsjährigen, die als Neugeborene mit Tierfellen in Berührung gekommen sind, sind zu 79 Prozent seltener von Asthma betroffen als diejenigen, die auf nicht-tierischen Unterlagen schliefen.

Forscherin Christina Tischer erklärt in einer Pressemitteilung: «Frühere Studien haben gezeigt, dass Mikroben aus ländlichen Gegenden vor Asthma schützen können. Tierfelle können ebenfalls Ansammlungen der verschiedensten Mikroben beinhalten.» Stadtkinder können also gewissermassen ein Aufwachsen auf dem Land simulieren, indem sie sich auf ein Lammfell betten lassen.