Die 30 Milchkühe von Bauer Heini Stricker leben normalerweise auf einem Hof in Mörschwil SG. Doch in diesen Tagen präsentieren sie sich dem Publikum in einem Freilaufstall mit Melkroboter an der Olma in St. Gallen. Kaum verlässt eine Kuh den Melkstand, drängt sich die nächste hinein. Angezogen wird die Kuh vom schmackhaften Kraftfutter, das ihr der Melkroboter nach erfolgter Identifikation zuteilt. Während die Kuh das «Zückerchen» frisst, suchen die Roboter-Arme ihre Zitzen und platzieren die Sauger der Melkmaschine.

Die Kuh lässt das Melken willig über sich ergehen, während das Display registriert, wie viel Milch sie an diesem Tag bereits geliefert hat. «Rund 27 Liter sind es pro Kuh durchschnittlich – ein bisschen weniger, als unsere Kühe früher beim herkömmlichen Melken gaben», sagt Tierbetreuer Manuel Schlauri, dessen Familie auf dem Hof in Gossau ebenfalls mit einem Melkroboter arbeitet.

Keine Milchkannen zu schleppen
Der Melkroboter erspart dem Bauern viel Arbeit. Auch das Schleppen schwerer Kessel entfällt, denn die Milch fliesst aus der Kuh direkt in einen 3000-Liter-Tank mit Kühlung. Dennoch sei die Mithilfe des Bauern nötig. «Er muss die Vorgänge überwachen und manchmal eine Kuh anstupfen, wenn sie vergisst, sich melken zu lassen», erklärte Christian Manser, Verantwortlicher für die Tierschauen, an einem Medienrundgang am Mittwoch vor der Olma-Eröffnung.

Nach beendeter Prozedur desinfiziert der Roboter die Zitzen, die Tür des Melkstandes öffnet sich und entlässt die Kuh in den Freilaufstall. Eine Kuh lässt sich in der Regel drei Mal täglich melken. Wann und um welche Zeit, bestimmt das Tier – es kann auch mitten in der Nacht sein.

Kühe erkennen Geräusche
Der technologische Fortschritt in der Milchvieh-Haltung komme nicht nur den Landwirten entgegen, sondern auch den Tieren, sagte Manser. Die Kühe lernten durch die typischen Geräusche rasch, wann der Melkroboter frei sei. Dadurch müssten junge, ängstliche oder schwächere Tiere nicht stundenlang anstehen und hätten mehr Ruhezeit. Dies sei wichtig, denn je länger eine Kuh liege, desto grösser sei ihre Milchleistung.

Rund 40 Prozent aller Schweizer Kühe leben in einem Freilaufstall. Jeder zweite neue Stall werde mit einem Melkroboter ausgerüstet. Ein solcher Roboter kann bis zu 60 Kühe pro Tag melken und kostet rund 150'000 Franken. Zur Zeit gebe es in der Schweiz etwa 300 Freilaufställe mit Melkroboter, die meisten in der Ostschweiz, sagte Manser.