Kaum steigt Mario Koch ins Gehege seiner Kamele, trotten auch schon der 4 ¾-jährige Wallach Munir und die 1 ¾ Jahre alte Stute Naomi auf ihn zu. Immer wieder verlangen die beiden Dromedare nach ihren Streicheleinheiten, vor allem Munir. Im Stall saugt das ¾-Jahre alte Stutenfohlen an den Zitzen seiner zehnjährigen Mutter Shibam. Es geniesst die Portion Milch sichtlich. «Mit diesen Tieren ging für mich ein Herzenswunsch in Erfüllung, den ich seit meiner Kindheit habe», erzählt Mario Koch. «Schon damals war für mich klar, dass ich einmal Kamele halten möchte.» Damit ist er schweizweit einer der ersten, die dieses Ziel verfolgen.

Tiere wurden zutraulich
Das geradezu idyllische Bild auf dem Hof in der Gemeinde Häggenschwil SG wäre allerdings noch vor wenigen Tagen nicht möglich gewesen. Damals, Ende Januar, fuhr Mario Koch ins Allgäu auf einen Kamelhof, wo er die Tiere gekauft hatte. «Direkt nach der Reise waren die Kamele noch vorsichtig», erzählt er. «Sie mussten sich zuerst an ihre neue Umgebung gewöhnen.»

Doch mit Futter, einigen Leckerli und viel Geduld hatte es Mario Koch bald geschafft. Die Kamele wurden richtig zutraulich. «Sie merkten, dass ich ihnen nichts Böses will. Auch das Stutenfohlen Mali fühlte sich recht schnell wohl.» Die vier werden bald weitere Gesellschaft bekommen. Der dreijährige Hengst Sandokan soll ungefähr Mitte Februar zu ihnen stossen, was die Tiere nochmals herausfordern wird. Dann aber ist die erste Gruppe beisammen, und bereit für die Zukunft. Gegen Mitte oder Ende März wird auch die Quarantäne beendet sein.

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 Mario Koch. Bild: Martin Brunner/LID  

Kamelmilch als Nischenprodukt
Für die Zukunft hat Mario Koch klare Vorstellungen. Er möchte mit Kamelen expandieren. «Mein Ziel ist es, mit diesen Tieren Milch zu produzieren und diese als Nischenprodukt zu vermarkten», betont er. «Allerdings muss ich Geduld haben, bis ich genügend Tiere gezüchtet oder dazugekauft habe.» 15 bis 20 Kamele sind sein Ziel. Absatzprobleme für seine Kamelmilch sieht er in dieser Nische keine. «Diese Milch ist sehr gesund, weil sie viel Vitamin C und Spurenelemente enthält. Noch besser ist aber, dass Menschen mit Lactoseunverträglichkeit sie trinken können, da die Lactose in dieser Milch keine Probleme verursacht.»

Doch noch einmal zurück: Für die Kamele (es sind eigentlich Dromedare, diese gehören aber zur Familie der Kamele) brauchte Mario Koch eine Importbewilligung und Blutuntersuchungen. Eine Umnutzungsgenehmigung seiner Remise in einen Stall und Anpassungen darin waren notwendig. Umgebaut hat er sie selber. Acht Quadratmeter pro Tier sind vorgeschrieben. Eingezäunt hat er zudem 7‘000 m2 Land. Das Holz für die Pfähle holte er aus dem eigenen Wald. «Diese freie Haltung ist für mich die einzig richtige», erklärt Koch. «Meine Tiere sollen es schön haben und sich wohl fühlen.» Noch fehlt der Melkstand, dieser wird später dazu kommen.

Futter vom eigenen Betrieb
Kochs Wissen zu den Kamelen ist bereits sehr breit. Er hat sich früher im Fernsehen Filme über Kamele angeschaut und war begeistert, wie flexibel, intelligent und genügsam diese Tiere sind. Deshalb widmete er sich während seiner Lehre als Landwirt dem Wahlfach Nischenprodukte. Er berechnete die Kosten für die Haltung von Kamelen. Zudem absolvierte er die fachspezifische Ausbildung für Grosskamele. «Das notwendige Praktikum machte ich auf dem Kamelhof von Karin Stiffler und Ulrich Runge in Olmerswil», sagt er (Siehe «Tierwelt» 2/2015). «Sie sind in der Ostschweiz die Experten in Sachen Kamele. So konnte ich mir in recht kurzer Zeit viel Wissen aneignen.»

Dieses braucht er auch bei der Fütterung. Dromedare benötigen rohfaserreiche Nahrung. Diese will er so weit als möglich auf dem eigenen Betrieb produzieren. «Im Moment gebe ich zum Heu Stroh dazu, damit sie alles bekommen, was sie brauchen», erklärt er. «Ziel ist aber, auf unseren rund zehn Hektaren genug Futter zu produzieren.»