Wir dachten eigentlich, wir hätten es hinter uns. Der Pferdefleisch-Skandal, der im vergangenen Jahr aufgeflogen war, schien überwunden. Noch im Juni hat das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) verkündet, all ihre Stichproben von Rindfleischprodukten seien frei von Pferdefleisch.

Und nun hat uns die SRF-Sendung «Kassensturz» am Dienstagabend eines Besseren belehrt. In einer Metzgerei in Hausen am Albis ZH würden Rinds-Steaks verkauft, die in Wahrheit gar nicht vom Rind, sondern vom Pferd kämen, vermutete eine Zuschauerin und gelangte mit ihrem Verdacht an die TV-Sendung.

Rindshuft aus Pferd
Der «Kassensturz» ging der Vermutung nach und liess verschiedene Rindfleischprodukte der betreffenden Metzgerei im Labor analysieren. Die DNA-Probe bestätigte: Der Rindfleisch-Spiess sowie das Pfeffersteak von der Rindshuft bestanden beide zu 100 Prozent aus Pferdefleisch.

Mit den Vorwürfen konfrontiert, habe der Metzger von einem Missverständnis gesprochen. Anstelle von «Pfeffersteak» habe ein Mitarbeiter «Pferdesteak» verstanden. Doch ein weiterer Test zwei Monate später zeigte dasselbe Resultat. Die Erklärung des Metzgers klang diesmal anders, wie auch auf seiner Internetseite zu lesen ist:

«Anfangs Jahr haben wir einen neuen Mitarbeiter eingestellt, der selbstständig verantwortlich für die Produktion sowie Vorbereitungsarbeiten von pfannenfertigen Artikeln und Grilladen ist. Bei den Nachforschungen hat er auf die Frage, ob er Pferdefleisch verwendet habe, klar mit ja, wenn zuwenig Rindfleisch vorhanden war, geantwortet.»

Auf Rückfrage des «Kassensturz» erklärte Adrian Härri vom Lebensmittellabor Biolytix, die Geschichte sei unglaubwürdig: Die Proben hätten hundertprozentig aus Pferd bestanden, ohne auch nur Spuren von Rindfleisch zu enthalten. Er hält fest: «An diesem Arbeitsplatz wurde nur mit Pferd gearbeitet, nicht mit Rind.»

Betrug ist einfach
Noch suspekter wird die Geschichte, nachdem der «Kassensturz» auch die Fischprodukte der Metzgerei unter die Lupe nahm: Der Zander in der Lachs-Zander-Rolle sei in Wahrheit der billige Pangasius gewesen. Die Stellungnahme der Metzgerei darauf:

«Dieses Produkt haben wir Anfangs selber mit Lachs-Zanderfisch produziert. Diese Arbeit wurde uns jedoch zu aufwändig und wir haben das Produkt fertig zugekauft. Leider haben wir da vergessen, die Deklaration von Zander auf Pangasius zu ändern.» 

Das Fazit, das der «Kassensturz» aus der Geschichte zieht, ist ernüchternd: Ob Betrug oder Missgeschick, es ist schwer, alle Fälle von falscher Fleischdeklaration aufzudecken. Der Präsident der Schweizer Kantonschemiker, Otmar Deflorin, bestätigt das in der Sendung. Eine Überprüfung könne nur stichprobenweise stattfinden, deshalb sei es relativ einfach, zu «bescheissen». Und lukrativ. Denn während ein Kilogramm Rindshuft im Ankauf etwa 25 Franken kostet, ist das entsprechende Stück vom Pferd für 10 Franken zu haben.

Zu hoffen bleibt einzig, dass die betroffene Metzgerei ein Einzelfall ist und keine Nachahmer animiert. Immerhin verstösst die falsche Deklaration von Fleischprodukten gegen das Lebensmittelgesetz. Die Zürcher Metzgerei zeigt sich reuig und schreibt auf ihrer Website:

«Wir entschuldigen uns bei all unseren Kunden für diesen grossen Fehler und hoffen, dass wir in Zukunft Ihre Erwartungen zu Ihrer Zufriedenheit erfüllen dürfen.»

Update: Metzgerei aus Fachverband ausgeschlossen
Am Mittwoch hat der Schweizer Fleisch-Fachverband (SFF) in einer Mitteilung berichtet, dass der betroffene Metzger ab sofort ausgeschlossen wird. Der SFF bezeichnet das Verhalten der Metzgerei als verwerflich und inakzeptabel, die eingeforderte Stellungnahme habe den Verband «keineswegs befriedigt». 

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«Bschiss in Metzgerei: Rinds-Steak aus Pferdefleisch». Kassensturz vom 9.9.2014 © SRF