Viele Tiere – einschliesslich Menschen – prahlen und kämpfen teils, um ihre Überlegenheit anderen gegenüber zu demonstrieren. Sind sie aber von klein auf gut sozialisiert und den Umgang mit Artgenossen gewohnt, sind Rangkämpfe kürzer und weniger verletzungsintensiv. Das fand die Wiener Tierhaltungsforscherin Irene Camerlink bei Schweinen heraus. Die Studie erschien im Fachjournal «Royal Society Open Science».    

«Rangkämpfe sind natürliche Interaktionen, bei denen Individuen ihre Ressourcen wie etwa Futter oder ein Territorium verteidigen», erklärt Camerlink, die am Institut für Tierschutzwissenschaften und Tierhaltung der Veterinärmedizinischen Universität Wien arbeitet. Am besten laufen diese Kämpfe kurz und schmerzlos ab, um den Aufwand und die möglichen Nebenwirkungen wie Verletzungen in Grenzen zu halten.    

Die Forscher liessen 32 Ferkel zwei Wochen nach ihrer Geburt die Nachbarjungen besuchen, wann immer sie wollten, weitere 32 Ferkel hatten hingegen keinen Kontakt zu anderen Schweinen als ihren Müttern.    

Später arrangierten sie Aufeinandertreffen unter sozialisierten und unter einzeln aufgezogenen Jungtieren. Dabei schätzten die Tiere einander ab, indem sie sich gegenseitig beschnüffelten oder nebeneinander hergingen, teils stupste eines das andere, manchmal fochten sie mit den Schnauzen, teils bissen sie einander sogar.    

Sozialkompetenz bringt Vorteil
Bei den gut sozialisierten Schweinen waren diese Spielchen nach durchschnittlich drei Minuten beendet, die anderen rangelten dann normalerweise noch eine Minute lang weiter. Es kam zwar bei beiden Gruppen gleich oft zu tatkräftigen Auseinandersetzungen, doch bei den in sozialer Verarmung aufgewachsenen Tieren endeten diese um ein Drittel öfter mit Verletzungen.    

Demnach befähigt der Umgang mit Artgenossen, Rangkämpfe mit geringem Aufwand und Risiko abzuwickeln. In der Evolution seien sozial kompetente Individuen deshalb bevorzugt, so die Forscher. Man sollte dies in der Tierhaltung berücksichtigen und Tieren in Gefangenschaft eine gute Sozialisierung ermöglichen, meinen sie.