Die Corona-Krise trifft auch die Alpwirtschaft. Ohnehin ist es schwer, genügend geeignetes Alppersonal zu finden. Das Problem könnte sich nun verschärfen. Denn obwohl nach aktuellem Stand das Personal einreisen darf, wenn es gemeldet wird, stellen sich Herausforderungen. Etwa wenn eingeplantes Personal aus Angst vor Corona nicht einreisen will. Hinzu kommen mangelnde Reisemöglichkeiten oder Ausreisebeschränkungen gewisser Länder.

Minderjährige Kinder dürfen mit den Älpler-Eltern mitreisen, damit die Betreuung gewährleistet ist. Die Regelung habe im Vollzug aber zu Problemen geführt, sagt Andrea Koch, Geschäftsführerin des Schweizerischen Alpwirtschaftlichen Verbandes (SAV). Sobald das genaue Vorgehen für den Erhalt der Einreisebewilligungen für Kinder geklärt ist, werden der Schweizer Bauernverband und der SAV auf ihren Websites darüber informieren. Oft verbringen ganze Familien den Sommer auf einer Schweizer Alp, dass Kinder problemlos mitreisen dürfen ist deshalb wichtig.

Verlässliche Zahlen, wie hoch der Anteil des ausländischen Alp-Personals ist, gibt es nicht. Zudem sei dies regional sehr unterschiedlich, sagt Koch. Diese Unklarheiten erschwerten auch das Ergreifen von Massnahmen. Klar ist, dass das ausländische Alppersonal bedeutend für die Alpwirtschaft ist und ohne dieses laut Schätzungen des SAV bis zu einem Drittel der Fläche unbewirtschaftet bliebe.

Corona-Massnahmen auch auf der AlpAuf den Alpen gelten dieselben Vorschriften bezüglich Corona wie in der übrigen Schweiz. Die Alpverantwortlichen organisierten den Ablauf von Alpaufzügen und Arbeitsabläufen so, dass man sich an die jeweils geltenden Massnahmen des Bundes und der Kantone halten könne, sagt Andrea Koch. Einige Kantone, zum Beispiel das Wallis und die beiden Appenzell, haben eigene Vorgaben zu den Alpaufzügen gemacht.

Die schwierige Suche nach Alppersonal
Der SAV sucht nun zusammen mit der Älpler-Website Zalp Ersatzpersonal aus der Schweiz, das für ausbleibendes ausländisches Personal einspringt. «Wir hoffen, dass wir nur wenige Leute ersetzen müssen, weil eine grössere Lücke kaum geschlossen werden könnte. Wenn unser Aufruf nur schon wenigen Alpen zu einer Lösung verhilft, ist schon viel erreicht», sagt Koch.

Alppersonal zu finden ist grundsätzlich schwer. Das hat mehrere Gründe. So gibt es immer weniger Beschäftigte aus der Landwirtschaft, welche die geeignete Erfahrung für die Alp mitbringen. «Die Anforderungen an Älplerinnen und Älpler sind hoch, physisch und mental», sagt Koch. Wichtig sei auch der Umgang im Team, so die SAV-Geschäftsführerin: «Vieles kann auch ohne landwirtschaftlichen Hintergrund erlernt werden, es braucht aber mehr Einsatz, Anleitung durch das Team, und es können eher Probleme mit falschen Erwartungen auftauchen.»

Diese falschen Erwartungen, wie eine zu romantische Vorstellung des Alplebens, sind ein Grund, dass auch immer wieder Personal während des Einsatzes ausfällt. «Dass man physisch sehr gefordert ist, macht die Zusammenarbeit im Team nicht einfacher», sagt Koch, die aber auch auf die Vorteile des Alplebens verweist: «Es ist hingegen eine wunderschöne und erfüllende Erfahrung, wenn es klappt und man diese Herausforderungen zusammen meistert.»

Ein früher Alpaufzug 2020Der milde Winter und Frühling wirken sich auch auf die Alpen auf. Viele Alpen nähmen auf den Vegetationsvorsprung Rücksicht und könnten so dieses Jahr früher auf die Alp, so Andrea Koch. Der Entscheid liege aber in den Händen der Älpler, denn eine früherer Alpaufzug muss auch organisatorisch – zum Beispiel bezüglich Personal – möglich sein.