Sollten sich in Bienenstöcken parasitäre Milben verbreiten, gehen Honigbienen auf Distanz. Ganz so wie wir das seit Beginn der Pandemie gelernt haben. Natürlich malen Bienen keine Markierungen auf den Boden ihres Stocks. Sie wissen von selber, wie viel Abstand sie halten müssen.

Eine Studie der Universität Sassari, die im Magazin «Science» publiziert wurde, zeigt, dass besonders Honigbienen ihr Sozialverhalten anpassen, wenn sie ansteckenden Krankheiten oder Parasiten ausgesetzt sind. Für Tiere, die, wie Bienen, in engen Verbunden leben, ist das kein einfacher Schritt, beruht ihr Überleben doch darauf, dass sie in einem sozialen Gefüge leben, in dem jedes seine Aufgabe hat. Je grösser das Volk, desto eher gehen infizierte Bienen auf Abstand. Kleinere Gruppen jedoch, so fanden die Forscher heraus, pflegten die infizierten Tiere viel ausgiebiger als die gesunden.

Video: Honigbiene pflegt infizierte Arbeiterin

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«Social Distancing als Antwort auf ansteckende Krankheiten, ist für alle soziale Wesen mit hohen Kosten verbunden. Das haben wir Menschen während der Pandemie am eigenen Leib erfahren», sagt Michelina Pusceddu, eine der Forscherinnen. Um herauszufinden, wie sich Honigbienen bei Eindringen von Krankheiten in den Stock verhalten, filmten die Forschenden zwei Völker, eines war mit Milben infiziert, das andere nicht, über mehrere Wochen. 

Dabei sahen sie, dass bei den erkrankten Völkern die Arbeiterinnen, die Königin, den Nachwuchs und die Waben viel intensiver pflegten. Die Kundschafterinnen, die Nahrungsquellen suchen und eher Infektionen ausgesetzt sind, blieben an den Ausgängen und führten ihren Tanz, der den Arbeiterinnen mitteilt, wo es Futterquellen hat, dort aus. So konnten die Tiere die Infektionen in Schach halten.

Anderes Verhalten in kleinen Gruppen

Weiters wurde im Labor eine kleinere Gruppe mit Milben infizierter Honigbienen studiert. Dort überraschten die Tiere die Forschenden damit, dass sie sich gegenseitig, anders als in grossen Gruppen, sich nicht nur intensiver pflegten, die gesunden Bienen versorgten die kranken auch mit mehr Futter. Ein Zeichen dafür, dass die Insekten ihr Sozialverhalten an die Grösse des Volkes anpassen.