Eingereicht hat die Anzeige der Dachverband Berner Tierschutzorganisationen (DBT) wegen des «Ausfischens» im vergangenen Oktober. Laien und Kinder hätten an diesem vom der Blausee AG organisierten Anlass am Haken zappelnde Fische herumgezeigt und fotografiert, statt die Tiere sofort zu töten, schreibt der DBT in einer Medienmitteilung vom Dienstag. Auch hätten Besucher mit Zangen an noch lebenden Fischen «herumoperiert», um die Haken aus dem Maul zu enfernen.  

Wenn so etwas vor dem Betäubungsschlag geschehe, sei das gesetzeswidrig. Und weil eine Aufsicht zwar vorhanden gewesen sei, aber die Aufseher nicht eingeschritten seien, habe die Blausee AG als Veranstalterin des Anlasses Tierquälerei in Kauf genommen.

Eine DBT-Juristin sagte auf Anfrage, der Verband hätte auch einzelne Besucher der Veranstaltung anzeigen können. Weil es sich aber um einen von der Blausee AG organisierten Event gehandelt habe, weise diese Firma eine Garantenstellung auf und habe damit eine Aufsichts- und Sorgfaltspflicht.

Für den DBT zeigen die Vorfälle, dass Fischen nichts für Laien ist. Es brauche eine sogenannte Sachkundepflicht ohne Ausnahmen. Das Fangen und Töten von Fischen ohne Nachweis der Sachkunde sei heute in gewissen Kantonen unter bestimmten Bedingungen gestattet, etwa eben beim Fischen an Angelteichen.

Betreiber: «Haben Merkblatt abgegeben»  
Stefan Linder, Verwaltungsratspräsident der Blausee AG, sagte am Dienstag auf Anfrage, die Blausee AG sei sich der Vorschriften der Tierschutz-Gesetzgebung voll und ganz bewusst. Dementsprechend sei beim Ausfischen jedem Besucher ein Regelblatt mit den Vorschriften abgegeben worden.

Während des Ausfischens patrouillierten zwei bis drei Aufseher am See. An den Wochentagen hätten diese die Lage «im Griff», so Linder weiter. Hingegen sei es möglich, dass sich an den Wochenenden, wenn viele Leute kämen, «Schwarze Schafe» über die Regeln hinweggesetzt hätten. «Die Aufseher stellten jedoch keine Regelverletzungen fest», so Linder weiter.

Die Blausee AG hat im November dem kantonalen Amt für Landwirtschaft und Natur eine Stellungnahme zu den Vorwürfen abgegeben. Linder, bekannt als einer der Gründer des Swiss Economic Forums, sagte weiter, ob es das seit vielen Jahren existierende Ausfischen am Blausee weiterhin gebe solle, sei im Verwaltungsrat ohnehin ein Thema. An der nächsten Verwaltungsratssitzung werde der Anlass sicher «kritisch hinterfragt» und dann darüber entschieden.