Pferdefilme gibt es wie Sand am Meer. Mit «You get what you give» von der Baslerin Sandra Wanner soll ein weiterer dazukommen. Allerdings mit einem komplett anderen Ansatz als bei «Ostwind», «Wendy» und Co. Landwirt Arnaud ist zwar stets sehr fleissig, vernachlässigt aber seine Tiere. Eines Tages lernt er Anna kennen. Sie pflegt ein inniges Verhältnis zu Pferden und reitet ohne Zaumzeug oder Sattel. Als Anna Arnaud erzählt, dass Tiere eine Seele haben, belächelt er sie nur. Doch eines Morgens hat der Bauer einen schweren Unfall und wird vom Pferd Pepito gerettet. Das Ereignis setzt bei Arnaud ein Umdenken in Gang. 

Frau Wanner, was ist das Besondere an Ihrem Pferdefilm?
Es ist ein sehr gefühlvoller Film, der Spannung, Drama sowie realitätsnahe Themen beinhaltet. Wir zeigen Alltagsprobleme im Umgang mit Tieren auf und führen vor Augen, wo Liebe, Respekt und Hingabe uns hinführen können. Die Geschichte bietet aber auch viele spektakuläre Szenen: Ein Pferd geht freiwillig ins Feuer, um einen Menschen vor den Flammen zu bewahren. Der Humor kommt ebenfalls nicht zu kurz, vor allem wenn der Protagonist Arnaud beim Lernen des Pferdeumgangs auf die Schippe genommen wird.

Welches Ziel verfolgen Sie mit dem Film?
Wir wollen zeigen, dass man nicht nur oberflächlich mit Tieren umgehen und sie nicht als Gegenstand betrachten soll. Der Film soll das Bewusstsein bei Menschen hervorrufen, dass man eine tiefere Bindung und Beziehung aufbauen kann und sollte. Es ist vielfach belegt, dass Tiere ein Zusammenleben mit den Menschen positiv beeinflussen. Leider betrachten aber viele Menschen Tiere immer noch als Statussymbol. Es ist mir ein inniges Anliegen, die Welt der Tiere etwas zu verbessern.

Der Trailer zu «You get what you give» (Video: You get what you give – der Film).

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Sie sprechen also nicht nur Pferdehalter und -liebhaber an?
Nein, der Film richtet sich an alle Tierfreunde jeden Alters. Es kommen auch Hunde, Katzen, Ziegen und sogar ein Wüstenbussard vor. Jeder kann etwas dazu beitragen, um Tieren das Leben schöner zu machen. Es ist unsere Pflicht, als Halter auf unsere Tiere einzugehen.

Als Regisseurin Ihres ersten Filmes betreten Sie Neuland. Wie sind Sie das Projekt angegangen?
Wie der Film am Ende aussehen soll, wusste ich von Anfang an, aber der Weg dahin ist nicht einfach. Man muss an sehr viel denken, etwa an das Wetter oder an Pferdehalfter, die kaputt gehen können. Dann benötigt man ein Drehbuch, das geschrieben werden muss, das technische Material und Know-how, damit ein optimales Ergebnis erzielt wird. 

Nach welchen Kriterien haben Sie die Darsteller ausgesucht?
Die Darsteller sollten genau das leben, was sie im Film zeigen. Wir wollen authentisch sein und nicht gespielt wirken. Der Zuschauer merkt, wenn es nicht echt ist, denn wir sind keine Profischauspieler, sondern Laien. Darum habe ich diese Mensch-Tier-Paare ausgewählt. All unsere Darsteller, ob Mensch oder Tier, haben besondere Fähigkeiten und sind mit dem, was Sie im Film tun, sehr vertraut. Jeder spielt seine komplette Rolle selbst. Es gibt keine Doubles, keinen doppelten Boden! 

Erfahrung als Double hat Ihr Andalusier-Mix-Wallach Marengo. Er spielte in Kinohits wie «Ostwind» mit. Wie kam es dazu?
Marengo ist ein aussergewöhnliches Pferd und sehr mit mir verbunden. Ich habe noch nie ein anderes Pferd getroffen, das so viele verschiedene Dinge beherrscht. Er kann über 90 Kommandos ausführen. Vor rund zwei Jahren hatte ich einen Auftritt mit Suzanne Struben von filmpferde.com an der Bea in Bern. Sie war von Marengo so begeistert, dass er umgehend in ihrer Künstlerkartei aufgenommen wurde. So kam Marengo im aktuellen «Ostwind»-Film «Aris Ankunft» als eines von sechs Doubles des Hauptdarstellers zu einem Einsatz vor der Kamera. 

War das sein erster Filmauftritt?
Nein, er wirkte bereits beim Film «Die Pferde von Wildenstein» mit, der demnächst im deutschen Fernsehen zu sehen sein wird. 2012 war Marengo zudem kurz bei «Die grössten Schweizer Talente» zu sehen.

Als grosses Talent gilt auch das zweite Pferd, das in Ihrem Film mitspielt.
Das stimmt. Marengo ist nicht der einzige Star. Pépito, ein Merens-Selle-Français-Mix, ist ebenfalls sehr begabt.

Trotz der Fähigkeiten von Marengo und Pépito gelten Dreharbeiten mit Tieren als besonders schwierig. Wie haben Sie diese Herausforderung gemeistert?
Man muss flexibel sein und auf die Gegebenheiten und das einzelne Tier eingehen. Das setzt grosses Vertrauen voraus und auch ein gewisses Mass an Talent des Halters sowie des Tieres. Anders könnte dieser Film nicht umgesetzt werden.

Zur Umsetzung braucht es sicher auch ausreichende finanzielle Mittel.
Das stimmt. Wir haben zwar keine immensen Gagen und machen das Ganze aus Überzeugung und aus Tierliebe. Dennoch fallen für die Dreharbeiten Kosten an.

Wie decken Sie die Ausgaben?
Das Filmprojekt wird durch Sponsoren, Gönner, Produkteplatzierungen und Spenden finanziert. Im Moment reichen die Mittel aber leider noch nicht aus. Wir suchen deshalb auf pferde-fluestern.ch nach tierliebenden Personen oder Unternehmen, die sich an diesem Projekt beteiligen möchten.

Wann soll der Film fertig werden?
Wenn es mit der Finanzierung klappt, wollen wir die Dreharbeiten im Laufe des Sommers abschliessen und den Film im Herbst auf DVD herausgeben. Wir sind guter Dinge.

Ins Kino kommt der Film nicht?
Gerne würde ich den Film auch im Kino zeigen lassen, geplant ist dies aber noch nicht. Sollte der Verkauf der DVD sehr gut laufen, kann das aber ein weiterer Schritt werden.

Sandra Wanner aus Zwingen BL arbeitet als Teilzeitkraft im Verkauf von Einstreuprodukten und als Pferdetrainerin. Sie bietet Workshops an, in denen es darum geht, die Beziehung zwischen Mensch und Pferd zu verbessern. Das gleiche Ziel verfolgt ihr erster Film «You get what you give», den sie als ein Herzensprojekt bezeichnet.