Eigentlich hatte das kantonale Veterinäramt ein entsprechendes Gesuch bereits bewilligt. Drei Mitglieder der Tierversuchskommission hätten Rekurs eingereicht, teilte die Aktionsgemeinschaft Schweizer Tierversuchsgegner (AG STG) am Mittwoch mit. Damit sei das Bewilligungsverfahren vorläufig gestoppt.

Dass die Forscher noch kein grünes Licht für ihre Versuche haben, liegt an einer Besonderheit im Kanton Zürich. Drei Mitglieder der elfköpfigen Tierversuchskommission können gemeinsam Einspruch gegen den Mehrheitsbeschluss einlegen. Das entspricht exakt der Anzahl Vertreter von Tierschutzorganisationen in dem Gremium.

Die Zürcher Kantonstierärztin Regula Vogel bestätigte auf Anfrage, dass beim Regierungsrat ein Rekurs hängig sei. Mit Verweis auf das laufende Verfahren wollte sie jedoch keine weiteren Angaben machen. Bewilligt hatte das Veterinäramt das Gesuch aufgrund der Empfehlung einer Mehrheit der Tierversuchskommission. Für Marietta Haller, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Aktionsgemeinschaft Schweizer Tierversuchsgegner, ist es erstaunlich, dass die Kommission die Versuche zur Bewilligung vorgeschlagen hat. Noch 2006 habe sie Affenversuche abgelehnt. Bei den nun geplanten Versuchen handle es sich ebenfalls um «Forschung ohne konkreten medizinischen Nutzen».

Vom Bundesgericht untersagt
Seit 2009 gibt es am Institut für Neuroinformatik keine Primaten mehr als Versuchstiere. Aufgrund von Rekursen der Tierversuchskommission wurden im November 2006 zwei umstrittene Versuche mit Makaken gestoppt. Abgelehnt wurden die Versuche damals mit der Begründung, dass die Würde des Tiers bei den Experimenten verletzt werde. Der Streit ging letztlich bis ans Bundesgericht, das Ende 2009 ebenfalls an einem Verbot zur Weiterführung dieser Versuche festhielt.

Auch die die neuen Affenversuche verletzten ganz klar die Würde der Kreatur, stellt Haller fest. Es scheine jedoch, dass sich die Tierversuchslobby mächtig ins Zeug gelegt habe, um zu erreichen, dass sich die Vorgänge von 2006 und 2009 nicht wiederholten.

Nagetiere ungeeignet
Dass das INI wieder Affenversuche durchführen will, hatte der Leiter der Forschergruppe, Valerio Mante, im vergangenen Herbst in einem Interview mit dem "Tages-Anzeiger" angekündigt. Mante hatte von der renommierten Stanford University ans INI gewechselt, um hier das Vernunftzentrum des Gehirns, den präfrontalen Kortex, zu untersuchen.

Es gehe um das Verständnis psychischer Erkrankungen wie Schizophrenie, im besten Fall um eine Therapie, sagte Mante im Deutschlandfunk. Weil Nagetiere viele der relevanten Hirnabschnitte nicht haben, kämen als Versuchstiere nur Primaten in Frage.

Um die Aktivitäten im Gehirn zu messen, wollen die Forscher den Makaken Elektronen implantieren. Die Implantate sind laut den Forschern «nur wenige Millimeter gross und werden den Tieren in einer Operation ebenfalls nach humanmedizinischen Standards» eingesetzt.

Umstrittener Primatenstuhl
Die Schädeldecke werde wieder vollständig verschlossen und von den kleinen Implantaten merkten die Tiere überhaupt nichts, wird versichert. Das Gehirn sei schmerzfrei.

Bei den Experimenten müssen die Affen auf dem sogenannten Primatenstuhl Platz nehmen. Ihr Kopf wird fixiert, damit sie sich konzentrieren. Der Primatenstuhl wird von Tierschützern heftig kritisiert. Auch bei den zuletzt vom Bundesgericht 2009 verbotenen Experimenten wäre ein Primatenstuhl eingesetzt worden.