Der Bundesrat hat am Mittwoch die Strategie Antibiotikaresistenzen Schweiz (StAR) verabschiedet mit dem Ziel, die Wirksamkeit von Antibiotika für Mensch und Tier langfristig zu erhalten. Der Antibiotikaverbrauch soll gesenkt werden, sowohl in der Humanmedizin als auch in der Nutztierhaltung, unter anderem durch Information, Bildung und Sensibilisierung von Ärzten und Landwirten.

Ob und welche Gesetzesänderungen zur Erreichung der Ziele nötig sind, ist noch nicht klar. Gesundheitsminister Alain Berset stellte jedoch klar, dass die Strategie nicht Vorschriften und Verboten zum Ziel habe, sondern ein «konzertiertes Vorgehen». Gleichzeitig erinnerte er daran, dass in der Schweiz jedes Jahr mehrere hundert Personen wegen Antibiotikaresistenzen sterben.

Resistenzen aus der Nutztierhaltung
In der Nutztierhaltung wurden Antibiotika bis 1999 als Wachstums- und Leistungsförderer eingesetzt. Noch heute bekommen Bauern von Tierärzten auf Vorrat Antibiotika ausgehändigt, zu welchen es keine Alternativen mehr gibt: Wenn sich gegen diese eine Resistenz entwickelt, ist die Medizin machtlos. Die industrielle Tierhaltung gilt denn auch als Brutstätte für resistente Bakterien. Beispielsweise ist der Anteil von Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA) bei Schweizer Mastschweinen innerhalb von sechs Jahren von 2 auf 26,5 Prozent 2014 gestiegen. Diese Bakterien können beim Menschen lebensbedrohliche Infektionen auslösen. MRSA gehört zu den häufigsten Ursachen von kaum oder gar nicht therapierbaren Krankenhausinfektionen.

Auch in der Tiermedizin sind jedoch keine verbindlichen Vorschriften vorgesehen. Stattdessen sollen «klare Kriterien» für den Antibiotikaeinsatz definiert werden. Immerhin bei kritischen Antibiotika – quasi dem letzten Schutzwall – denkt der Bundesrat über verbindliche Regeln nach. Diese sollen prinzipiell nicht mehr auf Vorrat an Tierhalter abgegeben werden dürfen. Auch die vorbeugende Anwendung soll eingeschränkt werden. Die Kriterien für die Verschreibung, Abgabe und Anwendung von kritischen Antibiotika sollen allenfalls rechtlich verankert werden, heisst es im Strategiepapier.

Tierschutz fordert kleinere Tierbestände
In der Vernehmlassung hatten sich Spitäler und Bauern positiv geäussert. Der Schweizer Tierschutz hingegen erteilte neuen Richtlinien zum Einsatz von Antibiotika eine Absage: Gesunde Tiere müssten in überschaubaren, gut gehaltenen Beständen gehalten werden. Mit neuen Vorschriften werde die Bevölkerung in falscher Sicherheit gewiegt.