Rennpferde
Millionen Franken schwere Pferde
Jede Freizeitreiterin weiss, dass Pferde eine Stange Geld kosten. Nicht nur bezüglich der Haltung, sondern auch beim Kauf. Verglichen mit den Summen, die für die erfolgreichsten Pferde der Welt hingeblättert werden, sind das jedoch «Peanuts».
Unglaubliche 15,6 Millionen Franken erzielte im Februar 2006 ein zwei Jahre junges Fohlen auf einer öffentlichen Auktion in den USA. Zuvor hatte das Vollblut mit einem 200-Meter-Galopp in 9,8 Sekunden beeindruckt und so für ein hitziges Bieterduell gesorgt. Laut dem Guinness-Buch der Rekorde ist dieser Jungspund namens The Green Monkey damit das teuerste, jemals auf einer Auktion verkaufte Pferd. Damit könnte die Suche nach dem teuersten Ross der Welt beendet sein – ist sie aber nicht.
Denn die Recherche nach dem kostspieligsten Pferd der Welt gestaltet sich als schwierig. Laut verschiedenen Internetseiten landet obiger Rekordhalter gerade einmal auf dem fünften Platz (siehe Box). Das liegt zum einen daran, «dass die teuersten Pferde für gewöhnlich privat gehandelt werden und diese Preise öffentlich nicht bekannt gegeben werden», sagt der Berner Tierarzt Hanspeter Meier. Zum anderen werden viele Tiere einfach nicht verkauft. Haben sie eine gute Veranlagung, schon einige Siege in petto und dazu noch einen makellosen Stammbaum, werden sie lieber als Zuchthengste eingesetzt, um für pralle Geldbörsen ihrer Halter zu sorgen.
Bedeutender Vererber
Das wohl bekannteste Beispiel für einen erfolgreichen Zuchthengst ist der legendäre Northern Dancer. Er gewann 14 von 18 Rennen, darunter das prestigeträchtige Kentucky Derby. Damit mutierte er nach seiner aktiven Sportkarriere zu einem begehrten Deckhengst. Mancherorts gilt er gar als der bedeutendste Vererber des 20. Jahrhunderts in der Vollblutzucht. Jeder Deckversuch – ohne Erfolgsgarantie – brachte bis zu 500 000 Franken ein. Mitunter gut angelegtes Geld.
Zahlreiche seiner Nachkommen machten sich ebenfalls einen Namen, sei es auf der Rennbahn oder in der Zucht. Entsprechend wurden sie zu Höchstpreisen gehandelt. Einer von ihnen war der 1980 geborene Shareef Dancer, der im zarten Alter von drei Jahren für 39 Millionen Franken verkauft wurde. Sogar satte 50 Prozent mehr erzielte sein Verwandter Big Brown im Jahr 2008.
Die angeblich teuersten Pferde der Welt Platz
Name
Rasse
Preis in Mio. Franken
Verkaufsjahr
Disziplin
1
Fusaichi Pegasus
Englisches Vollblut
62,4
2000
Galopprennen
2
Big Brown
Englisches Vollblut
58,5
2008
Galopprennen
3
Shareef Dancer
Englisches Vollblut
39,0
1984
Galopprennen
4
Palloubet d’Halong
Cheval de Selle Français
24,0
2013
Springreiten
5
The Green Monkey
Niederländisches Warmblut
15,6
2006
Galopprennen
6
Totilas
Niederländisches Warmblut
13,0
2010
Dressurreiten
7
Seattle Dancer
Englisches Vollblut
12,7
1985
Galopprennen
8
Snaafi Dancer
Englisches Vollblut
11,4
1983
Galopprennen
9
Bella Donna
Holsteiner
6,8
2013
Springreiten
10
Mystic Park
Amerikanisches Warmblut
4,9
1983
Trabrennen
Es geht allerdings noch teurer. Den ersten Platz Platz im Ranking der wertvollsten Rösser belegt erneut ein Rennpferd und abermals ein Englisches Vollblut. Die Rede ist von Fusaichi Pegasus. Ebenso prominenter Abstammung und ebenso Gewinner vieler Rennen, darunter auch das berühmte Kentucky Derby. Ein irischer Rennpferdezüchter kaufte das Tier im Jahr 2000 für umgerechnet sagenhafte 62,4 Millionen Franken.
Das teuerste Springpferd der Pferd stammt übrigens aus der Schweiz. Der Selle-Français-Fuchswallach Palloubet d’Halong wurde bis 2013 von der Baslerin Janika Sprunger geritten, ehe es der Besitzer, der Schweizer Unternehmer Georg Kähny, für rund 13 Millionen Franken an den Holländer Jan Tops veräusserte. Dieser verkaufte den Vierbeiner prompt mit sattem Gewinn weiter an die Springreiter-Equipe Katars: für 24 Millionen Franken.
NZZ-Kurzdoku: Die schnellsten und teuersten Pferde der Welt
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Gute Ausbildung, hoher Preis
Neben der Rasse, der Abstammung und der Erfolgsbilanz gibt es noch weitere Kriterien, die den Preis ausmachen. Etwa das Alter. Was bei den Rennpferden in Europa gilt, erklärt Tania Knuchel von Galopp Schweiz: «Die drei- oder vierjährigen Pferde kosten am meisten, da die höchstdotierten Pferderennen, sogenannte Flachrennen, für dreijährige und ältere Pferde ausgeschrieben sind.» Danach gingen diese Tiere meist in die Zucht. «Ein Rennpferd verliert im Alter an Wert.» Weltweit sehe es etwas anders aus, da viele Turniere wie der Dubai World Cup auch für ältere ausgeschrieben seien, sagt die Expertin. Ausserdem zählt die Ausbildung, was wiederum gegen den Kauf eines Fohlens spricht. Es sei denn, man möchte die Ausbildung selbst in die Hand nehmen. Prinzipiell gilt im Sport: Je älter ein Ross, desto höher die Ausbildung und damit der Preis.
Doch so beeindruckend diese hohen Summen auch erscheinen mögen, nicht eine Schweizer Institution konnte bestätigen, ob die Preisrangliste der Wahrheit entspricht und es sich dabei wirklich um die teuersten Pferde der Welt handelt. Und auch das Guinness-Buch der Rekorde ist in diesem Fall offensichtlich keine fundierte Quelle.
Vollblüter dominieren den Rennsport
Bewegt man sich weg vom Individuum und hin zum Typus, herrscht mehr Klarheit. Da gehören die Vollblutaraber, das Englische Vollblut sowie das American Quarter Horse zu den kostspieligsten Rassen. Erstere gelten als widerstandsfähige Laufwunder, die auch unter widrigsten Verhältnissen noch Siege einfahren. Reinrassige Vollblutaraber – zu erkennen am Kennzeichen «ox» – sind in der Regel unverkäuflich oder kaum erschwinglich. Das Englische Vollblut ist im Rennsport bei Trab- und Galopprennen gern gesehen. Hier kann ihnen kaum jemand das Wasser reichen. Diese lernwilligen Tiere sind zu erkennen am «xx» hinter ihrem Namen.
Die letzten im Bunde erfreuen sich nicht nur in ihrem Ursprungsland, den USA, grosser Beliebtheit. Das Amercian Quarter Horse ist mit über viereinhalb Millionen registrierten Tieren weltweit die am häufigsten vorkommende Rasse. Auch sie laufen den meisten anderen Pferden davon – angetrieben von Willenskraft und Lebendigkeit. Die Amerikaner bestreiten mit ihnen vor allem Rodeos und greifen für erfolgreiche Quarter Horses entsprechend tief in die Brieftasche.
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