Am Dienstagmorgen war bereits der gesamte Hof abgeriegelt. Mehrere Polizisten sichern das Gelände. Wenn sich das Tor öffnet, wird der Blick frei auf eine wilde Ansammlung von Materialtürmen und einen Wagenpark an Landwirtschaftsfahrzeugen. In einem Auslauf stehen rund 20 Pferde eng zusammengepfercht und fressen Heu.  

Die Polizei und die Armee haben am Dienstag im Auftrag des Thurgauer Veterinäramtes mit dem Abtransport der rund 300 Tiere begonnen. Die rund 90 Pferde werden ins Kompetenzzentrum Veterinärdienst und Armeetiere nach Schönbühl BE gebracht.

Keine Sofortmassnahmen nötig  
Eine erste Kontrolle der Tiere vor dem Abtransport hat ergeben, dass alle Pferde transportfähig sind und somit keine Sofortmassnahmen ergriffen werden mussten, wie es in der Mitteilung des Thurgauer Veterinäramtes heisst. Am späten Nachmittag sollte die Aktion abgeschlossen sein.  

Während der Unterbringung werde die angemessene Pflege und tierärztliche Betreuung sichergestellt, sagte Kantonstierarzt Paul Witzig am Montagabend vor den Medien. Anschliessend werde über den Verbleib der Tiere entschieden. «Für die Pferde haben wir in den vergangenen Tagen unzählige Angebote für Plätze erhalten», erklärte der Leiter des Thurgauer Veterinäramtes.  

Die restlichen Tiere – rund 100 Schweine, 50 Rinder, ein Dutzend Schafe, drei Ziegen und einige Lamas – wurden am Dienstagmorgen unter Beizug von Tierhändlern evakuiert. Für die Nutztiere würden geeignete Viehhändler gesucht und für die Lamas ein spezialisierter Betrieb.   

Tierhalteverbot ausgesprochen  
Zum vorbestraften Tierhalter werden die Tiere nicht zurückkehren. Am Montag hat das Veterinäramt für den 49-Jährigen ein sofortiges Tierhalteverbot ausgesprochen. Ausgelöst wurde das Verbot durch einen «Blick»-Artikel.  

In der vergangenen Woche war publik geworden, dass auf dem Hof des Mannes in Hefenhofen in den letzten Monaten rund ein Dutzend Pferde verendet waren. Weitere Tiere waren abgemagert und mussten verschimmeltes Brot fressen, wie eine Frau, die seit Jahren auf dem Hof verkehrt, mit Fotos dokumentierte.  

Die am vergangenen Freitag in dem Fall eingesetzte Task Force hat am Montag beschlossen, so rasch als möglich einzuschreiten. Die Tiere werden beschlagnahmt, vom Hof geholt und an einen sicheren Ort gebracht. Dem Tierhalter wurde eine superprovisorische Verfügung ausgehändigt.  

Tierschützer kritisieren Veterinäramt  
Der Thurgauische Tierschutzverband kämpft seit mehreren Jahrzehnten gegen Verstösse gegen das Tierschutzgesetz. «Der Fall Hefenhofen ist kein Einzelfall», sagt Vereinspräsident Reinhold Zepf auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Im Kanton Thurgau würden Tierhalteverbote nicht konsequent durchgesetzt.  

Der Tierschutzverband kündigte an, eine Volksinitiative zu lancieren, damit die «Missstände im Veterinäramt» beseitigt werden. «Wir prüfen, welche gesetzliche Möglichkeiten es gibt», so Zepf. Der zuständige Regierungsrat Walter Schönholzer wehrt sich gegen die Vorwürfe im Fall Hefenhofen. «Wir waren alles andere als untätig», sagte er am Montag vor den Medien. In den letzten neun Monaten hätten auf dem Betrieb diverse Kontrollen stattgefunden.  

Ohne polizeilichen Schutz sei aber niemand mehr auf den Hof geschickt worden. Bei Kontrollen seien Mitarbeiter des Veterinäramts, vor allem der Kantonstierarzt Paul Witzig, immer wieder massiv beschimpft, behindert und bedroht worden, sagte Schönholzer.  

Seit Montagnachmittag befindet sich der Tierhalter in Gewahrsam der Polizei, um die mit der Evakuierung der Tiere betrauten Personen nicht zu gefährden («Tierwelt Online» berichtete). Der Polizei liegen mehrere Anzeigen gegen den 49-Jährigen vor, wegen Tierquälerei, Nötigung, Gefährdung des Lebens und wegen Verdacht auf Umweltverschmutzung.