Sie hatte grosses Newspotential, die Studie der renommierten englischen Universität Cambridge, die vor zwei Jahren erschien: Schafe sollen wunderbar begabt darin sein, menschliche Gesichter zu erkennen. Sogar Prominente wie Barack Obama, Emma Watson und Jake Gyllenhaal erkannten sie – und das aus verschiedenen Blickwinkeln. Die Fähigkeiten der Schafe seien vergleichbar mit denen von Menschen und Affen, sagte Studienleiterin Jennifer Morton damals («Tierwelt Online» berichtete).      

Morton ging es darum, zu evaluieren, ob man anhand von Schafen auch Krankheiten besser verstehen könne, die das menschliche Gedächtnis betreffen.      

Der Versuch von Jennifer Morton im Video (Video: Cambridge University):

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Wenn es nach der forensischen Psychologin Alice Towler von der australischen University of New South Wales geht, kann man das nicht. Die Autoren der originalen Studie hätten zwar gezeigt, dass Schafe dazu in der Lage seien, eine Person in einem Bild zu erkennen und nicht nur ein Bild, schreibt Towler in «Royal Society Open Source», dem gleichen Journal, in dem schon Morton ihre Arbeit publiziert hatte.

Tests nicht gleichwertig
Um aber die Fähigkeiten der Schafe mit denen von Menschen vergleichen zu können, seien gleichwertige Tests nötig. Dazu hätte in dem Experiment selbst eine Vergleichsgruppe mit Menschen einbezogen werden müssen, was nicht gemacht wurde. Morton und ihr Team hätten die Werte für Menschen aus anderen Studien übernommen. Die Tests dort seien aber viel schwieriger gewesen.          

Es gebe hingegen Hinweise darauf, dass Schafe ähnlich gut darin seien, andere Schafe zu erkennen und dafür vergleichbare Mechanismen anwenden – wie der Mensch, um andere Menschen zu erkennen.