Wenn man die 17-jährige, zierliche Luisa Meier in ihren Arbeitskleidern vor sich sieht, glaubt man kaum, wie viel Kraft in der 1 Meter 58 grossen Frau steckt. Luisa arbeitet in Auw im unteren Freiamt auf dem 22 Hektaren grossen Hof des Milchbauern Markus Villiger und steckt mitten im zweiten Lehrjahr als Landwirtin. «Schon im Alter von 9 Jahren wusste ich, dass ich Landwirtin werden will», erinnert sie sich. Ihr Umfeld staunte damals über die klare Ansage. Aber so ganz aus dem Nichts kam dieser Berufswunsch nicht, denn erstens wuchs sie auf einem Bauernhof auf, wo ihre Familie Milchkühe hält, und zweitens war Luisa ab dem siebten Altersjahr täglich im Kuhstall beim Vater. «Nach der Schule ging ich als Erstes schnurstracks zu unseren schwarz und rot gefleckten Milchkühen», erinnert sie sich. Ihre Hausaufgaben habe sie immer erst nach der Stallarbeit erledigt, erzählt sie. Ihr Vater bildete zudem auf dem elterlichen Milchviehhof immer auch Lehrlinge aus. «Ich war viel mit den Lehrlingen zusammen», erzählt Luisa. Lehrlinge auf einem Bauernhof seien eine enorme Bereicherung für die Familie, davon ist sie überzeugt. 

Nach der Schule arbeitete sie im ersten Lehrjahr auf einem Milchviehbetrieb im Freiamt. Weil Lernende in der Landwirtschaft jährlich den Hof wechseln, absolviert sie jetzt ihr zweites Lehrjahr auf Villigers Hof. Hier gefällt es ihr sehr gut, ja sie schwärmt förmlich von ihrem Lehrmeister Markus Villiger, denn er gehe auf sie ein. «Zwischenmenschlich stimmt es für mich bei Villigers, aber ich fühle mich auch beruflich gefordert», zieht sie ein erstes Fazit. Ein Melkroboter ist für das Melken der 48 Holstein-Kühe zuständig. Trotzdem kennt sie fast alle der 48 Kühe bei ihren Namen. Interessant sei es für sie, wie der Roboter arbeite. Auf dem elterlichen Hof ist ein anderer Robotertyp im Einsatz und so stellt die interessierte Frau Vergleiche zwischen den beiden Melksystemen an. Einmal die Woche geht Luisa in die Schule. «Ich muss mir den Schulstoff hart erarbeiten, aber wenn ich interessiert am Unterricht teilnehme und fleissig die Hausaufgaben erledige, kann ich gut mithalten», lautet ihre schulische Erfahrung. Lieber als in der Schule zu sitzen, arbeitet sie im Stall bei den Kühen und «meinen Schnüggers». Mit diesem Kosenamen betitelt sie die Kälber. 

«Mein Lehrmeister nimmt sich Zeit für seine Kühe und Kälber», so ihre Beobachtung. Er habe ein enormes Wissen über Rindvieh, wahrscheinlich ebenso viel wie ein Tierarzt, schätzt sie ein. Sie liebt es aber auch, im Sommer auf den Feldern zu arbeiten und Heu und Silage einzufahren. Luisa Meier sieht ihre Zukunft glasklar vor sich. Sie sieht sich in 10 Jahren als Landwirtin, entweder auf dem elterlichen Betrieb oder auf dem Betrieb des zukünftigen Partners. «Und vier Kinder gehören auch dazu», da ist sie sich sicher.

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