Wir Menschen unterschätzen Schweine noch immer viel zu oft. Ganz im Gegensatz zur landläufigen Meinung handelt es sich bei Schweinen nämlich um ausgesprochen intelligente Tiere. Nach Ansicht von Experten rangieren Schweine in Sachen Intelligenz an vierter Stelle im Tierreich. Gleich nach Menschenaffen, Delfinen und Elefanten. Aber noch vor Hunden, Katzen oder Pferden. Die Redensart von der «dummen Sau» ist also nicht mehr als ein Mythos. 

Aber was können Schweine, was andere Tiere nicht können? Schweine gehören beispielsweise zu den ganz wenigen Tieren, die den sogenannten Spiegeltest bestehen, sich also selbst in einem Spiegel erkennen können. Hält man einem Schwein einen Spiegel vor den Rüssel, erkennt das kluge Tier relativ rasch, dass seine eigenen Bewegungen mit denen des Tieres im Spiegel zusammenhängen. Und das derart getestete Schwein begreift dann letztlich auch, dass es es hier keineswegs mit einem vermeintlichen Artgenossen zu tun hat, sondern eben mit sich selbst. 

Geräte bedienen können die Borstentiere auch: Schweine können sogar einfache Computerspiele erlernen. Zumindest sind sie dazu in der Lage, mit einem Joystick im Maul, einen Kreis so lange auf einem Bildschirm zu bewegen, bis dieser sich exakt mit einem vorgegebenen blauen Fleck deckt. Zudem kann man Schweinen beibringen, auf ihre Namen zu hören. Dazu eignen sich interessanterweise vor allem Namen mit drei Silben, wie «Hil-de-gard» oder «Brun-hil-de». 

Ein Wortschatz von über 20 Begriffen
Und natürlich lernen Schweine, dank ihrer Intelligenz, in Dressurnummern in Zirkussen die Tricks schneller als die meisten anderen Zirkustiere. So wurde im Schweizer Nationalzirkus Knie vor einigen Jahren eine Schweinedressurnummer innerhalb von acht Monaten eingeübt. Nach Aussagen der Trainer hätte die gleiche Ausbildung mit Pferden mehrere Jahre gedauert. Auch die Tiertrainerin, die beim Film «Ein Schweinchen namens Babe» für das Training der Schweine verantwortlich war, sagt: «Einem Schwein bringe ich in 20 Minuten etwas bei, wofür ich bei einem Hund eine Woche brauche.» Wissenschaftler gehen davon aus, dass Schweine erheblich mehr Kommandos erlernen können, als Bello und Co.

Aber diese überragende Intelligenz der Schweine macht sich nicht nur in Labor und Zirkus, sondern auch in der praxisnahen Realität bemerkbar. Dies beweist eine Untersuchung der Universität von Illinois in den USA zum sogenannten Wohlfühlverhalten von Schweinen. In dieser Studie konnten die Wissenschaftler nachweisen, dass Schweine durch Versuch und Irrtum lernen können, wie man in einem kalten Stall die Heizung einschaltet und vor allem, wenn es zu warm ist, diese dann auch wieder ausschaltet. Die Borstentiere verstehen also genau den Zusammenhang zwischen Schalter und Temperatur. Eine Erkenntnis, die sich ein dänischer Landwirt gleich zunutze machte: In seinem Stall steuern die Schweine Belüftung und Temperatur mithilfe eines Joysticks selbst. 

Übrigens: Schweine kommunizieren ständig miteinander. Und können dabei offensichtlich deutlich mehr als nur Grunzen und Quieken. Nach Ansicht einiger Wissenschaftler verfügen Schweine sogar über eine Art Sprache. Eine Sprache, die zwar keineswegs mit den Kommunikationsfähigkeiten von Schimpansen oder Delfinen gleichzusetzen ist, jedoch offensichtlich ausreicht, damit die Borstentiere ihren Artgenossen Informationen über ihren Gefühlszustand mitteilen können. Insgesamt wurden bei Schweinen mehr als 20 verschiedene Laute identifiziert. Mindestens die Hälfte davon ist eher negativ besetzt. Damit drücken die Schweine Gefühle wie Angst oder Stress aus. Aber es gibt durchaus auch Laute, mit denen Schweine offensichtlich sagen können: «Hey, ich hab Hunger», «Ich freue mich» oder sogar – wenn es um ein Weibchen/Männchen geht – «Ich bin furchtbar scharf auf dich!»