Die Thurgauer Staatsanwaltschaft bestätigte am Mittwoch den Eingang einer Strafanzeige von Erwin Kessler, Präsident des Vereins gegen Tierfabriken (VgT). Der Kantonstierarzt sei persönlich verantwortlich für das Tierelend, welches letzte Woche bekannt geworden sei, schreibt Tierschützer Kessler in der Begründung der Strafanzeige, welche der Nachrichtenagentur sda vorliegt.  

Durch die Ankündigung der auf dem Hof vorgenommenen Tierschutzkontrollen habe der Tierhalter jeweils genug Zeit gehabt, tote Tiere zu beseitigen. Es sei anzunehmen, dass der Tierhalter vor den Kontrollen auch die schwer erkrankten und sterbenden Tiere erschossen und beseitigt habe.  

Der Tierhalter von Hefenhofen sei den Behörden seit vielen Jahren als notorischer und uneinsichtiger Tierquäler bekannt, schreibt Kessler. Das Strafgericht habe bereits im Jahr 2009 ein Tierhalteverbot gefordert. Erst vor zwei Jahren habe der Amtstierarzt das «längst überfällige» totale Tierhalteverbot auf Druck der Öffentlichkeit erlassen, schreibt der Tierschützer. Weil dem Tierhalter wegen eines Fehlers das rechtliche Gehör verweigert worden war, hob das Bundesgericht das Verbot allerdings wieder auf («Tierwelt Online» berichtete).

Tiere evakuiert  
Der Thurgauer Regierungsrat Walter Schönholzer wies die Vorwürfe gegen das Veterinäramt zurück. Der Fall beschäftige die Behörden seit Jahren. Weil die Mitarbeiter des Veterinäramts vom Tierhalter massiv bedroht worden seien, seien die Kontrollen in den vergangenen Monaten von externen Fachleuten durchgeführt worden. Bei diesen Kontrollen, die kurzfristig angekündigt worden seien, habe es zwar Beanstandungen gegeben. Solch schreckliche Zustände wie auf den Fotos dokumentiert hätten die Kontrolleure jedoch nie festgestellt, sagte der Regierungsrat am Montagabend an einer Medienorientierung.  

In der vergangenen Woche war publik geworden, dass auf dem Hof des Tierhalters in Hefenhofen in den letzten Monaten mehrere Pferde verendet waren. Weitere Tiere waren abgemagert und mussten verschimmeltes Brot fressen, wie eine Frau, die seit Jahren auf dem Hof verkehrt, mit Fotos dokumentierte.  

Am Montag wurde der Tierhalter von der Polizei in Gewahrsam genommen. Die rund 300 Tiere auf dem Hof wurden beschlagnahmt und im Verlauf des Dienstags durch Polizei und Armee evakuiert. Das Veterinäramt erliess gegen den Tierhalter ein sofortiges Tierhalteverbot. Am Dienstag verfügte der Amtsarzt für den 49-Jährigen eine fürsorgerische Unterbringung. Dagegen kann der Tierhalter innerhalb von zehn Tagen Beschwerde einreichen.  

Volk und Politiker aktiv  
Der Fall erregt die Gemüter weit über den Kanton Thurgau hinaus. In den sozialen Medien äusserten sich über eine Million Menschen. Beim Pferdehof und in Frauenfeld fanden am Wochenende Mahnwachen und Kundgebungen statt. Am Montag überreichten Tierschützer der Regierung eine Petition mit rund 13'000 Unterschriften.  

Der Thurgauer Tierschutzverband kündigte zudem an, eine Volksinitiative zu lancieren, damit die «Missstände im Veterinäramt» beseitigt werden. Auch politisch soll der Fall aufgearbeitet werden. Laut der Thurgauer Zeitung haben mehrere Kantonsräte parlamentarische Vorstösse angekündigt.