Landwirtschaftlich genutzte Flächen, auf denen Gras und Kräuter wachsen, werden in der Fachsprache «Grünland» genannt. Und dieses Grünland, so schreiben Wissenschaftler der Universität Göttingen, wird durch weidende Rinder stark beeinflusst. Nachgewiesen haben die Forscher um Jana Sabrina Jerrentrup dies in einem Langzeitexperiment.

Sie haben eine grosse Testweide in verschiedene Abschnitte unterteilt und Kühe darauf weiden lassen. Auf einigen der Mini-Weiden durften die Kühe intensiv weiden, auf anderen nur kurz, ein Fleck Land wurde ganz unberührt gelassen und ein weiterer wurde statt von Kühen von Schafen beweidet – oder gleich mit dem Rasenmäher kurzgeschnitten.

Wenig überraschend zeigte die Auswertung schliesslich, dass dort, wo das Gras gemäht oder intensiv von den Rindern beackert wurde, die Artenvielfalt litt. Aber anders als vermutet war sie nicht dort am grössten, wo das Gras fast unangetastet blieb, sondern in Weiden mit mittelstarker Bewirtschaftung.

Unterschiedliche Grashöhen sind wichtig
Wie die Forscher schreiben, erzeugen Weidetiere «bestimmte Muster der Vegetationsstruktur, die den Lebensraum von vielen Insektenarten prägen». Eine Erklärung der Forschungsergebnisse sei die «Heterogenität der Grasnarbenstruktur», die insbesondere für die Vielfalt von Heuschrecken und Schmetterlingen wichtig sei. Auf deutsch heisst das: Das Gras darf nicht überall gleich hoch (oder kurz) sein, um möglichst vielen verschiedenen Tieren eine Heimat zu bieten.

Die Göttinger Forscher weisen in ihrer Mitteilung darauf hin, dass ihre Ergebnisse Bedeutung für das landwirtschaftliche Management von Grünland hätten, das «neben der Erzeugung von Milch und Fleisch auch zur Erhaltung wichtiger Ökosystemfunktionen» beitrage.

Originalpublikation:
Jana Sabrina Jerrentrup et al. (2014) Grazing intensity affects insect diversity via sward structure and heterogeneity in a long term experiment. Journal of Applied Ecology 51: 968-977.
DOI: 101111/1365-2664.12244