Die Lage sei zum Teil dramatisch, wie Caroline Frey, Leiterin Veterinär-Diagnostik des Instituts für Parasitologie der Universität Bern, gegenüber der Nachrichtenagentur sda sagt. So weisen teilweise 80 bis 90 Prozent der Bestände von Ziegen und Schafen resistente Würmer auf.

Die Auswirkungen können fatal sein. In Australien und Neuseeland sind ganze Bestände eingegangen. Schafzüchter mussten sogar ihren Betrieb aufgeben, weil ihnen die jungen Tiere wegen resistenten Würmern eingegangen sind.

Inzwischen hat die Pharmaindustrie ein Reservemedikament entwickelt. Es handelt sich um eine neue Stoffklasse, die wirksam ist gegen die resistenten Würmer. Aber es ist eine Frage der Zeit, bis die Parasiten auch gegen diesen neuen Wirkstoff wieder Resistenzen entwickelt haben.

Falsch und zu viel behandelt  
Auslöser der Resistenzen ist in den meisten Fällen eine über Jahre hinweg zu gut gemeinte Behandlung der Tiere, wie das Beispiel der Pferde zeigt. Sie wurden weltweit zu häufig und dazu auch noch falsch entwurmt.

Oft verschätzten sich die Besitzer beim Gewicht ihrer Tiere und dosierten zu geringe Mengen an Wurmmitteln. Die Folge war, dass Parasiten überlebten und so Resistenzen entwickelten. Die bisher gängigen Mittel gegen die sogenannten Strongyliden, Dickdarmparasiten, waren plötzlich nicht mehr so wirksam wie früher.

Heute dominieren vor allem die kleinen Strongyliden, während die grossen Strongyliden als Folge ihres langen Entwicklungszyklus und des intensiven Einsatzes von Entwurmungsmitteln deutlich in den Hintergrund gedrängt wurden und in der Schweiz nur noch sporadisch diagnostiziert werden.

Weidemanagement gewinnt an Bedeutung  
Zwar gibt es auch bei den Pferden heute neue Kombinationspräparate, die gegen den Wurmbefall wirken. Die Vetsuisse-Fakultät der Universitäten Bern und Zürich hat eine Neuorientierung bei der Wurmbehandlung empfohlen, um neuen Resistenzen vorzubeugen.  

Dieser Strategiewechsel für die Entwurmung der Pferde beinhaltet zwar weiterhin eine medikamentöse Behandlung der von Würmern befallenen Tiere. Die Medikamente sollen aber zurückhaltender und vor allem dann, wenn es wirklich nötig ist, eingesetzt werden.

An Bedeutung gewonnen haben Faktoren wie die Haltung und das Management, um den Infektionsdruck zu mindern.

So gilt eine konsequente Weidehygiene seit längerem als ein Grundpfeiler einer nachhaltigen Parasitenvorbeugung, wie Hubertus Hertzberg vom Institut für Parasitologie der Vetsuisse-Fakultät der Universität Zürich schon vor einiger Zeit in einer Information an die Pferdehalter schrieb.

Regelmässige Kontrollen  
In der Schweiz haben deutlich weniger als die Hälfte aller Pferde täglichen Weidegang. Bei allen wenig oder nicht geweideten Pferden kann das Risiko eines umfangreichen Befalls mit kleinen Strongyliden deshalb als sehr gering angesehen werden.

Wird bei der Weidehaltung der Kot einmal wöchentlich oder häufiger abgesammelt, hat dies auch bei dieser Haltungsform eine wesentliche Senkung des Infektionsdrucks zur Folge gehabt.

Die Neuausrichtung der Parasitenkontrolle sieht vor, den Behandlungsentscheid beim klinisch gesunden, erwachsenen Pferd auf das Ergebnis einer Kotuntersuchung abzustützen. Dabei werden Art und Anzahl der im Kot ausgeschiedenen Parasiteneier ermittelt. Anschliessend werden nur noch jene Pferde behandelt, deren Ausscheidung von Strongylideneiern im Kot einen Schwellenwert überschreitet oder bei denen Eier von Spulwürmern oder Bandwürmern nachweisbar waren.

Haben die Ergebnisse der Kotanalysen und der klinische Zustand der Tiere keinen Anlass für den Einsatz von Entwurmungsmitteln während der Saison gegeben, so sollte als Sicherheitsmassnahme vor dem Winter eine gegen Rund- und Bandwürmer wirksame Behandlung aller Tiere vorgenommen werden. Dies mit dem Ziel, den langen Zyklus der gefährlichen grossen Strongyliden zu durchbrechen, damit diese nicht wieder an Boden gewinnen können.

Bereits drohen neue Resistenzen  
Während bei den kleinen Wiederkäuern und den Pferden wenigstens vorübergehende Lösungen zur Behandlung der resistenten Würmer gefunden werden konnten, bedrohen neue Resistenzen bereits wieder andere Tiere.

So breiten sich auch bei den Strongyliden der grossen Wiederkäuer, den Kühen, langsam Resistenzen aus. Und bei Hunden gibt es erste Anzeichen, dass der Herzwurm resistent wird. Dabei handelt es sich um eine parasitäre Krankheit der Hunde, seltener auch der Katzen. Sie ist in der Schweiz noch nicht weit verbreitet.

Können die Tiere nicht erfolgreich von den Parasiten befreit werden, so drohen ihnen unbehandelt schwere Krankheiten bis hin zum Tod.