Sie wirken immer etwas gestelzt, diese gereimten Vierzeiler, die unseren Schweizer Kinderbüchern so eigen sind. Sechs Szenenbilder sind da jeweils auf der rechten Seite abgebildet, links sechs Verslein, die diese Szenen charmant, aber holprig beschreiben. Globi ist wohl der Bekannteste Vertreter dieser Erzählweise. Danach kommt gleich Papa Moll.

Der charmanteste Oberlippenschnäuzchenträger der Schweiz, tollpatschig-liebenswürdig wie er ist, legt im blauen Anzug und mit kugelrundem Bauch nicht nur als Zeichentrickfigur einen guten Auftritt hin, sondern auch als «Echtmensch» im Kino, gespielt von Stefan Kurt. Wie gehabt bringt er dazu seine ganze Familie mit. Und die Vierzeiler. So nämlich beginnt der Film: Der Sprecher stellt jedes einzelne Familienmitglied in Reimform vor: Papa und Mama Moll sowie die Kinder Fritz, Willy und Evi. Dazu flitzen die Kameraeinstellungen nur so über die Leinwand, es wirkt, als würde im Kino geblättert. Die sonst so stieren Vierzeiler könnten besser nicht verbildlicht werden; wenn die fünfminütige Reimsequenz endet und die Sprache auf ungereimtes Schweizerdeutsch wechselt, ist der Zuschauer überraschenderweise enttäuscht statt erleichtert.

Kinokarten zu gewinnen
Wer bis Mittwoch, 3. Januar mit dem Stichwort «Papa Moll» eine E-Mail an redaktion@tierwelt.ch oder eine Postkarte an «Tierwelt», Redaktion, Henzmannstrasse 18, 4800 Zofingen, schickt, gewinnt mit etwas Glück zwei Karten für Papa Moll in einem Kino seiner Wahl.

Wie kam der Dackel zu Molls?
Fans von Papa Moll werden es gemerkt haben: Ein Familienmitglied fehlt bisher in der Szenerie, und um dieses dreht sich alles in der Handlung. Der Film erzählt erstmals, wie die Molls auf den Hund gekommen sind. Und Tschips heisst eigentlich nicht Tschips, sondern Katovl und ist ein osteuropäischer Zirkushund, der mit einer Kanone durchs Zelt geschossen werden soll. Als Mama Moll sich ins Wellness-Wochenende verzieht, lässt sich Papa Moll zu einem Zirkusbesuch mit den Kindern breitschlagen. Und ab dem Moment, als Tochter Evi das Hündchen in seinem winzigen Käfig sieht, hat sie nur noch eines im Kopf: Katovl aus seinem Elend zu befreien. Das passt den Zirkusleuten natürlich überhaupt nicht, und dann kommen noch zwei Rotzlöffel dazu, die es auch auf den Hund abgesehen haben. Es beginnt ein temporeiches Hin und Her, ein Wechselspiel aus Slapstick-Komödie, Kindergezanke und Familienschnulze.

Die vielen Kinder im Film erledigen ihren Schauspieljob ganz in Ordnung, auch wenn sie offenbar nur eine Tonlage kennen: schreien. So klingen die Dialoge oft nach Volkstheater statt nach echtem Gespräch. Die Story ist vorhersehbar, zumal das Endresultat schon früh feststeht, doch für Lacher ist im Kino durchaus gesorgt. 

Höhepunkt des Films ist aber eindeutig die Bildsprache. Kaum je hat man in einem Schweizer Film eine so verspielte Kameraführung gesehen, kaum je so auf den Punkt passende Farbpaletten. Der rotgold glänzenden Zirkuswelt stehen die blassen orange-blauen Pastelltöne gegenüber, die in der Schokoladenfabrik, Papa Molls Arbeitsplatz, vorherrschen. Regisseur Manuel Flurin Hendry lässt hier – in durchaus gelungener Weise – an Wes Andersons Kultfilme erinnern. 

«Papa Moll», Familienfilm, 90 Minuten, Studio: Disney, ab sofort im Kino.

[IMG 2]