Wer Rafi Hazera in seiner Wohnung in einer schönen Gegend im Zürcher Kreis 3 besucht, wird nicht etwa von einem Hund begrüsst, wie man dies eigentlich erwarten würde, sondern von einem flauschigen Büsi. Die vier Monate alte Perserkatze schnuppert neugierig und schaut den Besuch mit runden Telleraugen an – «wie eine Eule», findet Hazera. Ein bisschen schüchtern ist das Kätzchen aber noch. «Wir haben vor Kurzem ein Katzenleiterli installiert, aber sie traut sich nicht herunter», sagt Hazera und lacht. 

Es ist aber dennoch ein Hund und nicht ein Büsi, der den 38-Jährigen bekannt gemacht hat. Ein Husky, der Zukkihund, der im Zürcher Nachtleben sein Unwesen treibt, sich auch mal einer unanständigen Sprache bedient und seine Erlebnisse in Form von «Memes» – lustigen Bildern mit einem passenden Text, die sich im Internet oft sehr schnell verbreiten – und Texten voller schweizerdeutschen (Schimpf-)Wortkreationen auf Facebook postet. 

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Keine Zeit für einen echten Hund
So macht er sich beispielsweise über Schweizer Alltagsprobleme lustig und pöbelt auch gerne Firmen wie die SBB oder Ikea an. Seit 2012 ist der Zukkihund online, spätestens als ihn die Gratiszeitung «20 Minuten» entdeckte, gab es einen regelrechten Hype um ihn. «Es war wohl die richtige Zeit», sagt Hazera rückblickend. «Ich war einer der Ersten, die solche Memes machten, und hatte die richtige Mischung aus Talent und Glück.» Hinzu kommt, dass er im Erstellen von Memes ein Profi ist – Hazera ist gelernter Polygraf und arbeitet hauptberuflich als Mitinhaber einer Kommunikationsagentur.  

Den Zukkihund selber, den gibt es aber nur in der virtuellen Welt. «Ich hätte gerne einen Hund, doch leider fehlt mir dafür die Zeit», meint Hazera. Wenn er aber einen hätte, dann wäre es natürlich ein Husky. Auf den Husky gekommen wiederum ist Hazera durch seine Ex-Freundin, die Besitzerin eines solchen war. «Huskys haben einen super Gesichtsausdruck, es sind wunderschöne Tiere», schwärmt Hazera. Dass er jetzt ein Büsi hat, verdankt er ebenfalls einer Frau – seiner jetzigen Lebenspartnerin. Viel Erfahrung mit Haustieren hat Hazera allerdings nicht. Als Kind hatte er ein Meerschweinchen. «Ich entdecke gerade erst, wie es ist, ein Tierchen zu haben.» 

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Die Katze, ein Weibchen, heisst Josef Hader. Wie der österreichische Kabarettist, Schauspieler und Autor, von dem Herrchen und Frauchen Fan sind. Gerufen wird sie jedoch meist nur «Hader». Dies sei geschlechtsneutral und könnte fast schon auch ein türkischer Mädchenname sein, witzelt Hazera, der auch im Gespräch viel lacht und immer wieder Witze erzählt. Er selber hätte gerne auch einen «Bastard aus dem Tierheim» adoptiert, doch seine Freundin hatte sich schon in die Perserkatze verliebt. Manchmal schnaufe sie ein bisschen laut, habe aber ansonsten keine Beschwerden. «Ich hätte niemals eine Qualzucht genommen», sagt Hazera entschieden. Sein Fazit nach vier Monaten: «Hader ist aus meinem Leben nicht mehr wegzudenken.»

Schon in der Schule ein Pausenclown
Zur Welt kam Rafi Hazera als Kind italienischer Eltern in Lugano, siedelte aber alsbald mit seiner Familie nach Zürich über, wo er aufwuchs und auch heute noch lebt. Komiker werden war damals noch nicht sein Berufswunsch, aber lustig gewesen sei er schon immer, sagt er. Zumindest sage man ihm dies nach. «Ich war immer der Pausenclown.» Inspiration findet er im Alltag: Vor einigen Jahren absolvierte er die Erwachsenenmatur und arbeitete am Eingang eines Zürcher Clubs. Der Schulstoff lieferte viel Inspiration für neue Zukkihund-Abenteuer, genauso wie natürlich der bunte Trubel des Nachtlebens. Die Ideen gingen Hazera nicht so schnell aus.

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Heute steht bei ihm allerdings weniger der Zukkihund als seine eigene Person im Rampenlicht – wortwörtlich, denn mit zunehmendem Erfolg und nach wiederholter Ermutigung aus dem Freundeskreis traute er sich, als Stand-up-Comedian selber auf die Bühne zu stehen. Zum ersten Mal geschah dies im Januar vor fünf Jahren. Beim Publikum kam er gut an. «Es kamen etwa 120 Leute und sie waren immer am Lachen», erinnert sich Hazera. Zwar tritt er unter dem Namen «Zukkihund» auf, doch wer einen Hund auf der Bühne erwartet oder Hazera im Husky-Kostüm, wird enttäuscht – obwohl er Letzteres am Anfang noch tat. Um den Zuschauern über die Enttäuschung hinwegzuhelfen, sage er dann jeweils, er sei ein «Transhunder» oder ein «Hundgender». 

Seit seinem ersten Erfolgserlebnis konzentriert sich Hazera nun auf seine Karriere als Bühnenkomiker. Deswegen, und weil ihm dabei neben seinem Beruf nicht mehr allzu viel Zeit bleibt, hat er sein Engagement bei der Online-Newsplattform «Watson», wo er das humoristische «Hipsterlitheater» betreibt, zurückgeschraubt. Auch auf Facebook ist der Zukkihund weniger aktiv als früher. Immer mehr setzt er darauf, auf der Bühne zu stehen und mit seinem Publikum direkt zu interagieren. «Facebook ist mir auch irgendwie zu abstrakt. Ich mag es gerne ehrlicher. 3000 ‹Likes› für ein Bild sind nicht halb so viel wert wie hundert Leute, die applaudieren.»

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Nicht jedes Publikum ist einfach
Die Leute zum Applaudieren zu bringen ist allerdings nicht immer ganz so einfach und stark abhängig von der Situation. So habe Hazera einmal das gleiche Programm in einem Festzelt am Nachmittag und am Abend vorgetragen. Am Abend lachten alle, während am Nachmittag niemand zuhörte. Sein schlimmstes Erlebnis aber hatte er, als er einmal völlig unvorbereitet vor einem Publikum von über 60-Jährigen stand. Dieses ist nicht so einfach für den jungen, urbanen Zukkihund-Humor zu begeistern. 

Mit ein bisschen Improvisieren und einer Diashow konnte Hazera die Zuschauer dann aber doch noch für sich gewinnen. «In so einer Situation sage ich mir immer: Es liegt nicht an mir, es liegt an ihnen. Es ist einfach das falsche Publikum.» Generell sei das Publikum in der Schweiz aber sehr dankbar. Und auch Rafi Hazera ist zufrieden: «Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Ich kann blöde Witze erzählen und alle lachen darüber.»

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