Shana ist zwölf Jahre alt und lebt in einem Indianerreservat im kanadischen British Columbia. Ihre Mutter ist vor zwei Jahren gestorben – seither ist ihr Vater zum Alkoholiker geworden und auch Shana hat sich in ihr «Schneckenhäuschen» verkrochen. Sie mag nicht zur Schule gehen und und verzieht sich oft zu einem einsamen Baum: Dort spielt sie auf ihrer Geige. Dabei erscheint ihr jeweils ein weisser Wolf, der sie beim Spielen beobachtet und ihr so zu einem treuen Begleiter wird. Doch Shanas Leben verändert sich, als eine neue Lehrerin in ihre Schule kommt. Deren Ziel ist es, den Kindern des im Reservat wohnhaften Stamms «Scw’exmx» ihre eigene Kultur und auch ihre Sprache «Nlaka’pamux» nahezubringen, die langsam verloren geht. 

Sie versucht auch Shana zum Unterricht zu motivieren. Anfangs erfolglos; das rebellische Mädchen reagiert allergisch auf ihre «Bekehrungsversuche». Doch die energische und einfühlsame Lehrerin bleibt hartnäckig und es gelingt ihr, Shana zu «knacken». Die Lehrerin erkennt, dass Shana das Potenzial hat, eine grosse Geigerin zu werden und meldet sie auf der Musikschule von Vancouver an. 

Doch dann funkt der Vater dazwischen. Um seine Schulden zu bezahlen, verkauft er die wertvolle, mit einem Wolfskopf verzierte Violine. Als Shana dies erfährt, packt sie wutentbrannt ihre Sachen und haut ab. Sie bricht nachts beim neuen Besitzer der Geige ein und holt sich «ihr» Instrument zurück. Drei Tage und drei Nächte irrt sie im Wald umher. In Visionen erscheinen ihr dort der Wolf und auch ihre indianischen Ahnen. Diese ermutigen sie, ihr Leben in die eigenen Hände zu nehmen.

Das Werk überzeugt nicht restlos
«Shana – The Wolf’s Music» ist die Verfilmung des gleichnamigen Buchs der Schweizer Autorin Federica De Cesco. Das Werk des Solothurner Regisseur Nino Jacusso hat gute Ansätze. Vor allem ist es ihm gelungen, mit schönen Naturaufnahmen und eindringlicher Musik eine geheimnisvolle Atmosphäre zu erzeugen. Gedreht wurde im kanadischen Indianer-Reservat und die Schauspieler hat Jacusso fast ausschliesslich aus dem dortigen Stamm rekrutiert – es sind also «echte» Ureinwohner. Dadurch wirkt die Geschichte sicher realistischer. Früher besetzten in Spielfilmen oft geschminkte Weisse die Rollen der Indianer, bestes Beispiel dafür ist der Klassiker «Winnetou». 

Dass die meisten Darsteller keine filmische Erfahrung haben, fällt nicht auf. Besonders die junge Shana-Mimin Sunshine O’Donovan spielt sehr ausdrucksstark und hat durchaus Potenzial für eine Hollywood-Karriere. Jedoch überzeugt der Film nicht auf ganzer Linie. Der Regisseur schafft es nicht immer, die Entwicklung von Shana glaubhaft herüberzubringen. Ihr Verhalten scheint manchmal irrational. Auch die mystischen Elemente wirken aufgesetzt. Laut dem Regisseur sind Musik und Gesang eine Verbindung zum Jenseits. Es verwundert daher nicht, dass der Film in esoterische Sphären abdriftet. Ausserdem bemüht sich Jacusso sichtlich, die Indianer und ihre Kultur glaubhaft darzustellen. Das gelingt ihm aber nur teilweise, denn die «Eingeborenen» erscheinen oft zu klischeehaft, wie das Beispiel des alkoholkranken Vaters zeigt. 

Trotz der Schwächen ist «Shana» ein Film, der einen nicht kaltlässt. Das Schicksal des Indianermädchens ist berührend und auch nach Verlassen des Kinosaals wirkt die zauberhafte Stimmung nach.

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