Ein Büsi, das im Schnee tanzt, eine Ringelnatter, die einen Teichfrosch gepackt hat oder eine Schar Kuhreiher, die sich auf einem dürren Baum zur Abendruh niederlässt: Die Bilder, die für die sechste Ausgabe des «Tierwelt»-Fotowettbewerbs eingingen, lassen Tier- und Naturfreunde mit der Zunge schnalzen. Angesichts der Auswahl tat sich die Jury nicht leicht, einen Sieger zu bestimmen. Obenaus geschwungen hat schliesslich Adrian Schmid aus Bolligen im Kanton Bern mit einer Aufnahme, die ein Reh zeigt, das aus einem Getreidefeld herausäugt.

Das Bild sei zufällig entstanden, erzählt Schmid. Er habe ein neues Objektiv ausprobieren wollen und sei vor Sonnenaufgang mit dem Auto los. «An der Stelle, an der ich fotografieren wollte, war aber nichts Spannendes und so bin ich weitergefahren.» Unterwegs habe er plötzlich in einem Feld etwas wahrgenommen. «Ich hielt an und sah, dass ein junges Reh in einem Getreidefeld stand. Zuerst habe ich aus dem Auto heraus fotografiert, dann bin ich ausgestiegen und habe mich angeschlichen.» Schmid tat das offenbar derart geschickt, dass das Tier stehen blieb – und aus dem hohen Korn heraus direkt in die Kamera blickte. Wer nicht genau hinschaut, der sieht das gut getarnte Tier auf dem Siegerbild kaum.

Mit Lichtschranke und Selbstauslöser
Das genaue Hinschauen ist etwas, das Schmid am Fotografieren schätzt. «Man lernt, die Dinge mit anderen Augen zu betrachten», sagt er. Der 53-jährige Geschäftsführer einer Haustechnikfirma fotografiert noch gar nicht so lange ernsthaft, wie er erzählt. «Eigentlich habe ich immer gedacht, grosse und schwere Fotoausrüstungen seien nichts für mich. Aber als mir meine Frau zum 50. Geburtstag eine gute Kamera geschenkt hat, hat es mir den Ärmel reingenommen.» Er besuchte mehrere Fotokurse, verschlang haufenweise Bücher und testete diverse Objektive.

Seither ist Schmid oft an Wochenenden auf Fotopirsch. Am liebsten macht er Natur- und Tieraufnahmen, wobei er sich noch in der «Findungsphase» befindet, wie er sagt. Letzthin habe er zum Beispiel ein Wochenende auf der Gemmi verbracht, um den Bartgeier vor die Linse zu bekommen, erzählt er. Auch die Makrofotografie hat es ihm angetan. Und um eine Wespe oder Biene im Flug abzulichten, greift er gerne auch mal auf einige technische Tricks zurück. «Das ist dann sehr aufwendig, mit Lichtschranke und Selbstauslöser», erzählt er. Trotzdem bezeichnet sich Schmid als Hobbyfotograf. «Ich fotografiere für mich, aus purer Freude», sagt er. Bewundern kann seine besten Bilder allerdings jedermann – auf der von ihm selbst gestalteten Website www.adrianart.net.

Für seinen Volltreffer auf der morgendlichen Fototour erhält Schmid ein neues Zoom-Objektiv Tamron SP 150–600 mm im Wert von 1750 Franken. Darüber freue er sich sehr, sagt Schmid, der übrigens von seinem Schwiegervater den Tipp bekam, am «Tierwelt»-Fotowettbewerb teilzunehmen. «Dafür muss ich ihm nun wohl einen Kaffee bezahlen», sagt der glückliche Gewinner und lacht.