Es ist ein schweres Erbe, das die Produzenten des neuen «Peanuts»-Films antreten. Der Sohn und der Enkel von Charles M. Schulz, dem 2000 verstorbenen Erfinder von Charlie Brown, Snoopy und Co., standen vor der Aufgabe, die Helden ihrer und unserer Kindheit in eine neue Generation zu übertragen. In die Generation der dreidimensionalen Animationsfilme. Zum Teil ist ihnen das gelungen. 

Der Übergang von Pinselstrich zu Computeranimation findet sanft statt. Während Köpfe und Körper der digitalen Protagonisten aus Kugeln und Flächen zusammengezimmert sind, bleiben Mund und Augen gezeichnet. So verwandelt sich der traurige Blick von Charlie Brown in guter alter Zeichentrickmanier zu einem Strahlen, wenn er das hübsche, rothaarige Mädchen erblickt, das neuerdings in seiner Klasse sitzt. Hier blitzt der Charme des Comicstrips auf, der seit mehr als 60 Jahren auf Zeitungsseiten weltweit versprüht wird. Um die namenlose Neue in der Klasse dreht sich die Haupthandlung des Films. Sie ist eben erst in der Nachbarschaft eingezogen und zieht sofort die Blicke von Charlie Brown auf sich. Die tollpatschige Titelfigur versucht immer noch, Drachen steigen zu lassen und Baseball zu spielen und scheitert nach wie vor grandios. Seine Freunde sind das längst gewohnt, bei ihnen hat er nichts mehr zu verlieren. Aber die Neue kennt ihn noch nicht. Bei ihr möchte er einen guten ersten Eindruck hinterlassen, sein Verlierer-Image ablegen. Doch das ist für Charlie Brown leichter gesagt als getan.

Zum Glück gibt es da noch Snoopy. Seit der Beagle 1950 seinen ersten Auftritt hatte, weicht er nicht von Charlie Browns Seite. Nun hilft er seinem Freund – wortlos und kauzig wie eh und je – seine Schüchternheit zu überwinden und bringt ihm sogar das Tanzen bei, damit er bei der hübschen Rothaarigen punkten kann. 

Die Zeit bleibt stehen
Zusammen mit seinem kleinen Vogel-Freund Woodstock ist Snoopy auch die Hauptfigur des zweiten Handlungsstrangs. Der Hund – reden kann er zwar nicht, aber schreiben – findet eine alte Schreibmaschine und verfasst einen Action-­Roman, mit sich selbst in der Hauptrolle als tollkühnes Fliegerass, der im Ersten Weltkrieg dem Roten Baron mit seinem Dreifachdecker-Flugzeug das Handwerk legen will. Auch diese Idee ist den originalen Comics entnommen, ihre Umsetzung wirkt aber stellenweise fehl am Platz. Zu schnell ist das Tempo hier für «Peanuts»-Puristen, ein Snoopy ist kein James Bond. Auch nicht in seiner 3-D-Gedankenwelt.

Insgesamt aber macht der neue «Peanuts»-Film vieles richtig, was manch ein neu animierter Zeichentrick-Klassiker verpasst. Er schafft es, einen grossen Teil seines ursprünglichen Charmes in die neue Generation zu retten. Das liegt auch daran, dass die Zeit im «Peanuts»-Universum stehen geblieben ist. Handys sind im Schulzimmer nicht verboten, es gibt sie schlicht (noch) nicht, getanzt wird Tango statt Hip-Hop und Drachenfliegen ist cooler als Computerspielen.

Fans werden sich so an allen Ecken und Enden des Films an frühere, lieb gewonnene Episoden erinnern. Kleine Einblender in gezeichnetem Schwarz-Weiss gehören zu den nostalgischen Höhepunkten des Films, erinnern aber auch daran, dass die Entscheidung richtig war, nicht den ganzen Streifen auf diese Weise zu drehen.

«Die Peanuts – der Film», Animationsfilm, 88 Minuten, Studio: 20th Century Fox, ab sofort im Kino. 

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