Etwas eigen sei er schon, gesteht Rolf Rindlisbacher. Aber das treffe wohl auf jeden Sammler zu. Sagts und schreitet durch einen 120 Quadratmeter grossen Kellerraum vollgestopft mit Fröschen jeglicher Form und Machart. Dicht an dicht reihen sich hier Figuren aus Metall, Porzellan, Holz, Wildleder, Plastik und Plüsch. Am Boden liegen Teppiche mit Froschmotiven, an den Wänden hängen Bilder und Schilder, an der Decke kleben Plakate. Hier lächelt uns Kermit zu, da grinst uns Crazy Frog an. Auch Krawatten, Zahnbürsten, Lampenschirme und unzählige weitere Froschobjekte sind ausgestellt.

Was Rindlisbacher seinen Besuchern präsentiert, ist das wohl grösste Froschmuseum der Welt. «Wir haben hier rund 10 000 Exponate stehen. Hinzu kommt ein Lager mit weiteren 5000 bis 8000 Fröschen», sagt er. Er habe schon vor langer Zeit aufgehört zu zählen. Das «Kuriositätenkabinett», wie Rindlisbacher es nennt, liegt im Untergeschoss einer Gewerbeliegenschaft in der Baselbieter Gemeinde Münchenstein. Es ist das Lebenswerk des 63-Jährigen und seiner Frau Elfi Hiss.

Von «China Daily» bis Guinness-Buch
Alles begann im Jahr 1981. Bei einem Ausflug nach Freiburg im Breisgau kauften sich die beiden einen Zinnfrosch. «Statt ‹Schätzli› oder ‹Müsli› nannten wir uns immer ‹Fröschli›, und als wir dann diese Figur sahen, mussten wir sie einfach haben.» Es folgten weitere Frösche, aus Holz, aus Plastik, rot gefärbt. «Irgendwann wurde uns die Vielfalt bewusst. Da kam die Idee des Sammelns», sagt Rindlisbacher, während er seinen laubfroschgrünen Faserpelz zurechtrückt. Fortan gingen Elfi und er praktisch jedes Wochenende auf Froschjagd. Dafür tingelten sie durch die Läden grosser Schweizer Städte, besuchten Flohmärkte und Sammlerbörsen.

1988 reiste das Ehepaar in die USA, nach New York, dann Kalifornien, Nevada, Colorado. Natürlich konnten es die beiden nicht dabei belassen, einfach nur Land und Leute kennenzulernen. Ein paar amphibische Souvenirs mussten ebenfalls drinliegen. Am Ende landeten 200 Frösche im Kofferraum des Mietwagens. «Die konnten wir unmöglich mit ins Flugzeug nehmen. Also gingen wir zu einer Poststelle, schnürten zwölf Päckli und gaben sie auf», sagt Rindlisbacher. Die am Schalter hätten nicht schlecht gestaunt.

Die Sammlung wuchs und wuchs. Rindlisbacher und seine Frau entschieden, sie öffentlich zugänglich zu machen. Also mieteten sie sich 1990 in ein Kleinbasler Atelier ein und installierten auf rund 25 Quadratmetern eine Dauerausstellung mit 3200 Fröschen. «Eigentlich war die Fläche viel zu klein. Parkplätze gab es auch nicht. Die Besucherzahlen waren bescheiden. Alles ganz schlecht», erinnert sich Rindlisbacher. Doch das Interesse der Medien war geweckt. «Allem Anschein nach hatten wir, ohne es zu wissen, das erste Froschmuseum der Welt gegründet.»

Im Jahr 1992, die Sammlung war bereits auf 5400 Exponate angewachsen, bot sich dem Ehepaar die Möglichkeit, nach Münchenstein umzuziehen, wo es deutlich mehr Platz hatte. Was folgte, überstieg die kühnsten Erwartungen der beiden. Zur Neueröffnung kamen 670 Besucherinnen und Besucher, Märchentante Trudi Gerster (sie las den Froschkönig vor) sowie 25 Journalisten aus der Schweiz und dem Ausland. Am Ende schaffte es das Froschmuseum sogar in Zeitungen wie die «China Daily» oder das Bordmagazin von American Airlines.

Für weiteres Renommee sorgte die Mitgliedschaft im Internationalen Museumsrat. «Fachleute führten ein Audit bei uns durch, das wir mit Bravour bestanden. Ab da durften wir die Bezeichnung ‹Museum› auch ganz offiziell nutzen», sagt Rindlisbacher. Es folgten Einträge im globalen Kulturgutverzeichnis der Unesco und 1993 im Guinness-Buch der Rekorde. Wobei Letzteres nur mit Schützenhilfe zustande kam. «Der Guinness-Verlag ignorierte uns, bis eine deutsche Journalistin darüber schrieb, dass er uns ignoriert. Drei Wochen später erhielten wir eine Urkunde für die weltweit grösste Froschsammlung.»

Abenteuer ohne Berührungsängste
Natürlich durfte auch diesmal der Frosch­aspekt nicht fehlen. Rindlisbacher und seine Frau besuchten das als «Frogtown» (Froschstadt) bekannte Angels Camp in Kalifornien, wo sie selbstredend im Frogmotel übernachteten und dem alljährlichen Frosch-Weitsprung-Wettbewerb beiwohnten. In Sachen Shopping erbeuteten sie 800 Objekte. Darunter 20 Fingerhüte aus einem Laden in San Francisco. «Das war insofern speziell, als die beiden Chinesen, die dort arbeiteten, alles auf den Kopf stellten, nur um uns aus den Tausenden von Fingerhüten die wenigen mit Froschmotiv herauszusuchen», erzählt Rindlisbacher.

1995 zog es die zwei Froschverrückten erneut in die USA. Verrückt war auch die Reise. In Los Angeles besuchten sie den Froschkünstler Tim Cotterill in einem Stadtteil, wo sich verfeindete Banden Schiessereien lieferten. In Las Vegas wiederum mieden sie die Touristenboulevards und bewegten sich stattdessen auf Nebenstrassen, wo sie mit Randständigen ins Gespräch kamen. Später verfuhren sie sich irgendwo in der Pampa auf das Gelände eines Gefängnisses. «Plötzlich blickten wir in die Gewehrmündungen schwer bewaffneter Polizisten», erinnert sich Rindlisbacher.

Auch in den folgenden Jahren reisten die beiden viel in der Weltgeschichte herum. Lebten ihr Leben. Sammelten weiter, tauschten, kauften und verkauften Froschartikel, bauten das Museum aus und erlebten dabei auch weniger Schönes. «2010 hatten wir einen gravierenden Wasserschaden», sagt Rindlisbacher. Unmengen von Regenwasser drang durch ein undichtes Dach ins Gebäude ein. Der Grossteil der Exponate überlebte die Überschwemmung zwar. Trotzdem musste alles geräumt werden, denn die meisten Vitrinen und Regale waren zerstört, der Boden hinüber. Hastig wurden innerhalb weniger Stunden 40 Umzugskartons gefüllt. Ohne Plan, ohne System. «Als wir ein halbes Jahr später alles wieder fein säuberlich aufstellen wollten, war das Chaos perfekt.»

30 000 Besucher aus aller Welt
Der nächste Rückschlag ereignete sich 2016. Elfi Hiss erkrankte an einer schweren Form von Demenz. Bald kam sie in ein Pflegeheim. Ab da war Rindlisbacher ganz auf sich gestellt, musste sich neu organisieren, da er als Freiberufler noch ein eigenes Geschäft zu führen hat, mit dem er im Stahlhandel und als Berater für Arbeitssicherheit tätig ist. Das Museum blieb deshalb etwas auf der Strecke. Besonders punkto Werbung. Denn diesbezüglich hatte Rindlisbachers Frau Elfi keine Hemmungen gekannt. «Als wir mal in Norddeutschland in einem Restaurant waren, lief sie nach dem Essen von Tisch zu Tisch, verteilte Prospekte und sagte: ‹Ich habe ein Froschmuseum, kommen Sie doch mal vorbei, wenn Sie in der Schweiz sind.›» 

Einige der angesprochenen Gäste haben es sich anscheinend zu Herzen genommen. Letzten Dezember empfing Rindlisbacher den 30 000. Besucher. «Den 40 000. werde ich wohl nicht mehr erleben. Aber das Froschmuseum führe ich weiter.»

Froschmuseum, Grabenackerstrasse 8, 4142 Münchenstein (im UG der «Handwerkstadt»), geöffnet jeden ersten Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr, Gruppenanlässe auf Anfrage; Eintritt frei; Parkplätze vorhanden.

www.froggy.ch