Unglaublich, aber wahr: 25 Wochen lang lebte der deutsche Artenschützer Matto Barfuss in Tansania friedlich mit einer wilden Gepardenfamilie zusammen. Das brachte ihm in den Medien den Beinamen «Gepardenmann» ein. Über ein Jahrzehnt später wandelte Barfuss erneut auf den Spuren der flinken Raubkatzen. Von 2013 bis 2016 wich er der Gepardin Maleika und ihrem Nachwuchs im kenianischen Naturschutzgebiet Masai Mara nicht von der Seite und hielt ihr Leben an 247 Drehtagen mit der Kamera fest.

Herausgekommen ist ein Werk, das nicht nur tiefe Einblicke in den Alltag der Gepardenfamilie gewährt. Es nimmt den Zuschauer auch mit auf eine rasante Achterbahnfahrt der Gefühle. Denn die Wildnis der Serengeti ist nicht nur atemberaubend schön, sondern oft auch überaus grausam und unerbittlich.

Davon ahnen die sechs Jungen von Maleika noch nichts. Mit ihrer struppigen Nackenmähne sehen sie aus wie kleine Punks. Das Leben ist ein spannendes Spiel für sie. Doch auf die putzigen Kätzchen warten an jeder Ecke Gefahren. Selbst sonst gejagte Beutetiere wie Gnus und Warzenschweine nehmen die Jungtiere ins Visier. Schliesslich sind sie die Feinde von morgen. So könnte jedes Abenteuer das letzte sein, auch wenn Mutter Maleika wie eine Löwin für das Wohl ihres Nachwuchses kämpft.

«Hätte ich ein Drehbuch geschrieben, hätte ich es nicht schöner und dramatischer schrei­ben können, als es die Geparden getan haben», sagt Matto Barfuss. Die grösste Leistung seines Films ist dann auch die beispiellose Unmittelbarkeit. Jeder Atemzug, jedes Fiepsen ist so deutlich wahrnehmbar, als stünde man direkt vor oder neben einem der geschmeidigen Raubtiere.

Botschafterin für den Artenschutz
Wer sich auf eine informative Naturdokumentation à la BBC einstellt, könnte allerdings enttäuscht werden. Der Stil von «Maleika» orientiert sich deutlich stärker an Disneystreifen wie «Im Reich der Raubkatzen». Der Schweizer Sprecher Max Moor erzählt eine Geschichte über Mutterliebe, den Drang nach Selbstständigkeit und die Kunst des Loslassens. Er gibt dabei den Tieren buchstäblich eine Stimme, was manchmal lustig, aber zuweilen auch unpassend und nervig ist. Etwa, wenn er die verletzte Maleika mit theatralischem Tonfall sagen lässt: «Es tut sooo weh. Und was, wenn sich die Wunde infiziert?» Hier überschreitet die Vermenschlichung das Mass des Erträglichen. Das gilt auch für arg kitschige Plattitüden wie «Liebe heilt alle Wunden».

Dennoch gelingt es «Maleika» zu fesseln und vor allem zu berühren. Es ist unmöglich, nicht mit der aufopferungsvollen Gepardenmutter und ihren Jungen mitzufiebern, zu hoffen, zu bangen und zu trauern. Ihre Art und ihre Geschichte lassen einen auch lange nach dem Verlassen des Kinosaals nicht los. 

Genau das will Matto Barfuss auch erreichen. «Ich möchte zeigen, dass Tiere grossartige Persönlichkeiten sein können, deren Emotionen mitreissen.» Für den Filmemacher steht allerdings nicht die Unterhaltung, sondern die Sensibilisierung für den Artenschutz an erster Stelle. «Es leben nur noch rund 7000 Geparden in der freien Natur. Deshalb unterstützen wir mit dem Kinofilm aktiv ein Artenschutzprojekt in Botsuana, wo ich eine Stiftung betreibe.» Eine bessere Botschafterin als Maleika hätte er sich dafür nicht aussuchen können.

«Maleika», Tierdokumentation, 105 Minuten, Verleih: Camino Filmverleih, ab sofort in ausgewählten Schweizer Kinos.

[IMG 2]