Sie haben es vielleicht gelesen, hunderttausende Dromedare zertrampeln Australien. Die Regierung ist überfordert und hat mich als Professor für Tierproblematik um Rat gebeten. Wieso sich die Australier ausgerechnet an einen Schweizer wenden? Ganz einfach: Wir haben hier hinlänglich Erfahrung mit Schäden durch eingewanderte Arten, man denke an die Schafrisse durch Wölfe und gerade jüngst wieder durch den Bär M25.

Nun, um das Problem mit den Kamelen in Australien kontrollieren zu können, müssen wir zur Wurzel des Übels vordringen, und das sind die Kaninchen. Einst gab es deren keine in Australien. Doch dann mangelte es einem tüchtigen Jäger an Beute, weshalb er zwei Dutzend Kaninchen aussetzte. Sie vermehrten sich schneller, als er schiessen konnte und richteten bald im halben Land Schäden an.

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Kanincheninspektoren fahren mit einem Kamelwagen
dem «kaninchensicheren» Zaun entlang.

Um sie von der anderen Hälfte fernzuhalten, liess die Regierung vor gut hundert Jahren einen Zaun quer durch das Land errichten, 3200 Kilometer durch Wüste und brütende Hitze. Für die Bauarbeiten importierte sie Tiere, die bei Trockenheit und Hitze grosse Lasten tragen konnten: Kamele.

Mit Beendigung des Zauns und fortschreitender Zivilisation wurden die Kamele arbeitslos und in Freiheit entlassen. Wo sie sich kräftig vermehrten und bis heute ihr Unwesen treiben, Viehzäune niedertrampeln, Wasserlöcher verschmutzen und Zisternen von den Dächern reissen.

Doch richten wir den Blick nochmals auf die Kaninchen. Diese fanden den einen oder anderen Durchschlupf im Zaun und okkupieren seither das ganze Land. Echte Erfolge zur Dezimierung der Population erreichte man erst durch den Einsatz des Myxomatose-Virus (einer Art Pockenvirus) in den Fünfzigern.

Diese Variante erscheint uns zu riskant, um sie zur Eindämmung der Kamelplage zu adaptieren – schliesslich sind Fälle bekannt, wo Kamele Menschen mit einem gefährlichen Virus angesteckt haben. Doch der Ansatz überzeugt methodisch: Ein natürlicher Feind der Kamele muss gefunden werden. Und genau das können wir Schweizer bieten.

Bereits laufen Abklärungen mit den Bündner und Walliser Jagdbehörden sowie mit den Betreibern des Tierparks Dählhölzli. Sämtliche in der Schweiz lebenden Wölfe, aber auch der kürzlich aufgetauchte potenzielle Problembär M25 sowie der psychosozial auffällige Berner Bärenvater Mischa samt seiner Partnerin Mascha sollen nach Australien gebracht werden. Dort dürfen sie nach Lust und Laune Kaninchen und Kamele reissen, womit sowohl unsere als auch die Probleme der Australier gelöst sind.

Und falls sich die Raubtiere infolge des grossen kameloiden Futterangebots zu stark vermehren, müsste ihre Ausbreitung dann halt mittels eines Zauns gestoppt werden.