Erfinderisch muss sein, wer dieser Tage zu einem Filmfestival einlädt. Denn die Kinosäle müssen wegen den Pandemieverordnungen leer bleiben. «Dass die Durchführung der Aarauer Naturfilmtage in diesem Jahr speziell würde, war uns allen klar», sagt Florian Helfrich Leiter Kommunikation, Marketing und Fundraising des Naturamas Aargau. «Sie deswegen ausfallen zu lassen, war für uns aber keine Option.» Nicht nach 18 erfolgreichen Ausgaben, in denen man sich eine rasch wachsende Fangemeinde aufgebaut hat. 

Ein Festival, das Generationen verbindet
«Die Naturfilmtage verbinden Generationen», sagt Helfrich. Immer wieder habe er beobachtet, wie Enkel ihre Grossväter bitten, ans Festival mitzukommen. Etwa, weil dem Vater, der es ihnen einst näher gebracht hatte, die Zeit fehlt, sie die Natur- und Tierfilme aber nicht missen wollen. Genauso wenig wie die Atmosphäre.

Sie ist tatsächlich speziell. Rund um die Filme gibt es in normalen Zeiten ein Rahmenprogramm. Man trifft sich im Festival-Kaffee, lauscht den Ausführungen der anwesenden Filmemacherinnen und Filmemacher, diskutiert mit ihnen über das Gesehene und informiert sich an den Bücher- und Infoständen. Dieses Jahr jedoch ist alles anders.

Trailer: «Der Wald hinter den Bäumen»

[IMG 2]

Unter grossen Anstrengungen vonseiten der Organisatoren wurde die 19. Ausgabe der Aarauer Naturfilmtage in wenigen Wochen zum Streaming-Event umgebaut. Für eine Pauschale können die 22 Naturfilme nun am Wochenende gemütlich zuhause betrachtet werden. Vor allem aus technischer Sicht sei diese Modifikation eine grosse Herausforderung gewesen, erzählt Helfrich. Und natürlich sei es nicht dasselbe, die preisgekrönten Beiträge im trauen Heim zu betrachten, statt im Vorführsaal vor Ort. «Dafür ist es während den beiden Tagen möglich, die Filme abzurufen, wenn und wie oft man man gerade Lust und Zeit hat», ergänzt er. 
 
Das Programm
Der Blick ins Programm offenbart im wesentlichen drei Themenbereiche. Eine erste Kategorie Filme befasst sich mit der Klimaveränderung und ihren Auswirkungen auf die Natur, wie «66 Meter». Der Film nimmt die nahe Zukunft vorweg. «Das Wasser kommt. Denn das Eis an den Polkappen schmilzt. In der Antarktis und Grönland liegt tiefgefroren ein schlafender Riese, der zu erwachen scheint», heisst es dazu in der Beschreibung. Nicht nur kleine Inselstaaten würden von den Seekarten verschwinden. Auch die Staaten auf dem Festland werden betroffen sein. Filme wie «Be Wild – Die Normalität ist radikal» gehen derweil der Frage nach, was gegen den Klimawandel unternommen werden muss. In «Hambi – Der Kampf um den Hambacher Wald» haben sich die Filmemacher Klimaaktivisten an die Füsse geheftet.

Ein zweiter Strang erzählt von Menschen, die in Einklang mit Natur und Tieren leben. In «Anna und der wilde Wald» begibt sich Tierreporterin Anna im Bayerischen Wald eigentlich auf die Suche nach dem Wolf. Doch statt auf den Wolf trifft Anna auf Woife, einen echten Naturburschen. Und in «Aus Liebe zum Überleben» lernt das Publikum acht mutige Menschen kennen, die ihre Komfortzone verlassen und sich der Landwirtschaft zugewandt haben. 
 
Nicht fehlen dürfen im Programm als Drittes die klassischen Tierfilme. «Das Lied der Gibbons» bringt uns diese Primaten näher sowie ihre Fähigkeit, durch spezielle Rufe zu kommunizieren. «Der Wald hinter den Bäumen» lädt zu einer Entdeckungsreise hinter und zwischen die Bäume ein, die man auf den ersten Blick sieht. Zwischen ihnen ist alles voller Leben, das es zu entdecken und zu erhalten gilt.

Trailer: «Be Wild»

[IMG 3]


 Breite Themenauswahl
Die breite Themenauswahl war den Organisatoren dieses Jahr wichtig – der Abwechslung wegen. «Wir haben in der Vergangenheit im Programm auch schon Schwerpunkte gesetzt, beispielsweise zum Thema Wald», sagt Helfrich. Die breite Palette an Filmen, die am NaturVision Filmfestival in Ludwigsburg ausgezeichnet wurden, prägt die Zusammenstellung der 19. Aarauer Naturfilmtage. «Mit unseren deutschen Partnern pflegen wir eine intensive Zusammenarbeit. Wir zeigen bei uns jeweils die prämierten Filmbeiträge», ergänzt er. 

Bei allen Änderungen bezüglich Durchführung und Programm – eine Konstante sei geblieben: «Das Ziel, dass die Naturfilmtage Aufklärungsarbeit über Entwicklungen, Ursachen und Effekte leisten soll. Und dass sie den Menschen Hintergründe aufzeigen mögen». Dass das Konzept aufgeht, zeigte sich am wachsenden Interesse in den vergangenen Jahren.

Wie die 19. familienfreundliche Streaming-Ausgabe ankommt, wird sich noch weisen. Helfrich ist optimistisch: «Wir haben bereits überraschend viele Vorbestellungen des Online-Filmpasses. Aber natürlich hoffen wir, den Anlass nächstes Jahr wieder im gewohnten Rahmen bei uns im Naturama durchführen zu können.»
 
Aarauer Naturfilmtage
Samstag/Sonntag, 16./17. Januar
Tickets und Programm: Link

Trailer: Anna und der wilde Wald

[IMG 4]