Wacker steht sie da, die Haribo-Armee von grünen, roten, weissen und gelben Gummibären, bereit zur Schlacht. Zur Schlacht gegen den Schweizer Schokoladehersteller Lindt. Dieser hat nämlich seit nicht allzu langer Zeit Schokoladebären im Sortiment. In goldene Folie verpackt und mit einem roten Schleifchen um den Hals.

Ein goldener Bär mit einer roten Schleife – das ist Haribo ein Dorn im Auge. Schliesslich haben sich die Deutschen Gummigiganten schon in den 1960er-Jahren die Namensrechte an den «Goldbären» gesichert. Das Maskottchen, das auf jeder Packung zu sehen ist: Ein goldener Bär mit einer roten Schleife um den Hals.

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   Gute Miene zum bösen Spiel: Noch lachen die goldenen Bären im Bruderkrieg.
   Bilder: candyschwartz/Flickr; KarleHorn/wikimedia.org/CC-BY-SA

Es geht um Millionen
Das ganze landete also vor Gericht. Und dort weiss man offensichtlich nicht so recht, wie mit der Sache umzugehen ist. Ein bisher neuartiger Fall: Kann eine geschützte Wortmarke, «Goldbären», durch ein dreidimensionales Produkt, Lindts Schoko-Teddy, verletzt werden? Wohlgemerkt macht Lindt dabei nirgends Werbung mit dem Begriff «Goldbär». Doch für Haribo geht es nicht nur um eine Wortmarke, sondern um Millionen von Werbeausgaben, die damit verbunden sind und von denen der Schokoladeproduzent gratis profitieren könnte.

In erster Instanz, vor dem Kölner Landgericht, konnte die Gummibären-Armee Ende 2012 einen Sieg im Süssigkeiten-Duell erringen: Die Richter befanden, dass sich der Begriff des «Goldbären» für das Schoggi-Produkt geradezu aufdränge. Darauf verboten sie Lindt, ihre Bären weiterhin zu produzieren.

Nun, «verboten» ist in diesem Fall übertrieben, denn bereits vor der Verhandlung einigten sich die beiden Firmen aussergerichtlich darauf, den Gerichtsentscheid weiterzuziehen – bis in die oberste Instanz. Die ganze Branche werde sich für das Urteil interessieren, das ein für allemal Klarheit schaffen soll, erklärte Lindt-Sprecherin Sylvia Kälin. Interessieren dürfte sich wohl auch Haribo selbst, die unter anderem auch Gummi-Colaflaschen herstellen, die unübersehbar den Behältnissen eines Softdrink-Giganten ähneln. Lindt kann also trotz allem weiter Schoggibären giessen.

Entscheidungsschlacht steht noch aus
Nun ist der zweite Akt im Bärenkrieg ausgefochten. Das Oberlandesgericht, die nächste Instanz, hat entschieden: Lindt darf weiter Bären produzieren. Die Schoggi-Armee hat zurückgeschlagen. Die Richter widersprachen der Einschätzung ihrer Kollegen vom Landesgericht und sehen «keine Verwechslungsgefahr». Wer den Schokoladenbären sehe, denke wohl eher an den ähnlich gestalteten Lindt-Osterhasen als an die Gummibärchen von Haribo.

Es steht also momentan eins zu eins im Kampf um die Vorherrschaft im Süssigkeiten-Bärenreicht. Die entscheidende Schlacht wird aber vermutlich nicht vor Ende 2015 geschlagen. Dann nämlich werde der Goldbären-Streit vor dem Deutschen Bundesgerichtshof landen. Gummi gegen Schoggi, das Goldbären-Waterloo steht noch aus.