Naturdokumentationen für die grosse Leinwand schossen zuletzt wie Pilze aus dem Boden. Mit spektakulären Tierszenen, Superzeitlupen und ungewöhnlichen Perspektiven eroberten manche Filme ein Millionenpublikum, während andere mit bescheideneren Mitteln schnell wieder in Vergessenheit gerieten. Die BBC-Produktion «Unsere Erde» dürfte vielen im Gedächtnis geblieben sein, obwohl es bereits über zehn Jahre her ist, als sie in den Kinos lief. Kritiker waren sich damals einig, dass die brillanten Tieraufnahmen neue Massstäbe gesetzt haben. 

Tickets zu gewinnen!
Wir verlosen 10x2 Karten für ein Kino Ihrer Wahl! Mitmachen können Sie, indem sie bis und mit Mittwoch, 4. April eine E-Mail mit dem Betreff «Unsere Erde» an redaktion@tierwelt.ch schicken oder eine Postkarte an Redaktion «Tierwelt», Henzmannstrasse 18, 4800 Zofingen. Viel Glück! 

Mit spektakulären Bildern, «wie man sie noch nicht gesehen hat», preisen die Verantwortlichen von «Unsere Erde» auch den zweiten Teil ihrer Dokumentation an. Doch das trifft dieses Mal nur teilweise zu. Denn die gefährlichen Flussüberquerungen von Zebras und Gnus oder das Kräftemessen zweier Giraffen mit ihren gewaltigen Hälsen dürften dem einen oder anderen Zuschauer bekannt vorkommen. Bei diesen Szenen handelt es sich nämlich um Zweitverwertungen von BBC-Material, das bereits mehrfach im Fernsehen zu verfolgen war. 

Natürlich wirken solche Bilder auf einer gros­sen Leinwand ganz anders und es gibt auch einige Episoden, die tatsächlich neu sind. Etwa, wenn ein dösendes Dreifinger-Faultier plötzlich die Rufe eines Weibchens hört und sofort seine Beine unter die Arme nimmt, um der potenziellen Partnerin näherzukommen. Oder wenn Bienen mit einem Kolibri um Nektar streiten, bis ein Regenschauer den Kampf zugunsten des Vogels entscheidet. Die passenden Worte zu diesen visuellen Leckerbissen findet in der deutschsprachigen Version Günther Jauch. Anders als die manchmal überpräsente Filmmusik hält er sich mit seiner ruhigen Stimme angenehm zurück.

Neue Perspektiven
Die grösste Stärke von «Unsere Erde 2» ist aber die bahnbrechende Technik, die vor allem in der Dunkelheit unglaubliche Bilder liefert. Extrem lichtempfindliche Kameras zeigen zum Beispiel, wie ein weiblicher Schnellkäfer Lichtflecken nutzt, um ein Männchen anzulocken, dabei aber von biolumineszenten Pilzen in die Irre geführt wird. Sie gewähren auch Einblicke in das Leben von Glühwürmchen, die von Höhlendecken herunterhängen und Fliegen mit ihren Fäden fangen wie Angler Fische mit ihrer Rute. Hier sieht man das Leben mit anderen Augen, aus einer völlig anderen Perspektive.

Ebenfalls gelungen ist der dramaturgische Rahmen des Films. Er montiert die verschiedenen Tierszenen in der Chronologie eines Tages – vom Sonnenaufgang bis zum Untergang. «Es gibt keinen Zyklus in der Natur, der so nachvollziehbar ist, wie ein Tag», sagt Regisseur Neil Nightingale. «Schliesslich reagiert jedes Lebewesen auf Licht und Dunkelheit.» Und genau das ist die Botschaft des Films: Wir sind alle Teil dieses wunderbaren, vielfältigen Planeten und sollten nicht gegen die Natur kämpfen.

«Unsere Erde 2», Naturdokumentation, 94 Minuten, Verleih: Impuls Pictures, ab sofort im Kino. 

[IMG 2]