Dass sich mit Tieren mitunter menschliche Eigenschaften und Gefühle darstellen lassen, haben Comic-Zeichner und Animationsfilmer längst gemerkt. Kein Wunder, ist der Anteil an Filmen, in denen sie als Protagonisten auf der Leinwand zu sehen sind, auch an der diesjährigen Ausgabe des international etablierten Animationsfilmfestivals Fantoche hoch.

Es findet vom 1. bis 6. September in Baden statt (Infos/Programm), unter Berücksichtigung der Covid19-Verordnungen: Es gilt eine reduzierte Saalauslastung, will heissen: ein Sitz Abstand muss zwischen den Besuchergruppen im Kino eingehalten werden. Und natürlich sind die Veranstalter verpflichtet, die Besucherdaten zwecks Contact Tracing zu erheben. 

Ziel ist es, dass alle sicher in den Reigen der Animationsfilme – und der vielen Tiere im Programm – eintauchen können. Im offiziellen animierten Festivaltrailer begrüsst denn auch gleich ein Büsi die Besucherinnen und Besucher – mit turbulentem Ausgang. 

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Viele weitere Tierfilme sind ins Programm eingebettet: Skurril ist ist etwa der Animationsfilm mit dem Namen «Interdimensional Melancholy». Geschaffen haben ihn die Schweizer Künstler mit dem treffenden Namen Teamtumult. Ihr einminütiger Kurzfilm erzählt von Beerdigungen, platzenden Blasen und schwarzen Löchern. Unzählige Tierfiguren wie wartende Dinosaurier vor einem Tümpel und Fische vor einer Toilette zeigen, wie die Trauer Raum und Zeit überwindet. 

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Amüsant – und kurz vor der Abstimmung über das revidierte Jagdgesetz mit unerwarteter Aktualität gesegnet – ist der filmische Beitrag von Julie Rembauville aus Frankreich: Ihre Zeichenanimation «Beware the Wolf!» ist eine Übersetzung des Märchenklassikers Rotkäppchen in die heutige Zeit, in der Mädchen wehrhaft sind und es den Wolf zu schützen gilt. 

Trailer: «Beware The Wolf»

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Ebenfalls aus Frankreich (und Dänemark) stammt der der Zeichtrickfilm «Calamity, une enfance de Martha Jane Cannary». Er ist eine Hommage an eine legendäre Westernheldin: Viele Legenden ranken sich um das Leben von Calamity Jane. Allerdings hat sie die meisten davon selbst in die Welt gesetzt. Regisseur Rémi Chayé hat der meisterhaften Geschichtenerzählerin nachgespürt und herausgefunden, dass sie von einer unbändigen, oft rohen Kraft beseelt war. Sein Langfilm «Calamity, une enfance de Martha Jane Cannary» erzählt, wie aus dem Mädchen Martha Jane jene Calamity Jane wurde, die als eine der wenigen Heldinnen in die Geschichte des «Wilden Westens» einging.

Trailer: «Calamity, une enfance de Martha Jane Cannary»

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Neben den Schweizer und internationalen Wettbewerbsprogrammen, in denen Publikum und Fachjury die einzeln Beiträge bewerten dürfen, gibt es bei Fantoche immer auch Themenprogramme. Dabei berücksichtigt das Festival die neusten Trends. In den letzten Jahren stellte es Virtual-Reality-Projekte vor, in denen Tiere und Natur vorkamen. Regisseure und Produzenten zeigten, wie dank neuster Technologien auf Papier gezeichnete Tiere in 3D-Figuren umgewandelt und auf der Leinwand zum Leben erweckt werden. Letztes Jahr gab es unter anderem Einblicke ins Making Of des Kassenschlagers «How to Train your Dragon» («Tierwelt online» berichtete):

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Dieses Jahr widmet sich Fantoche einer Entwicklung, die durch den Erfolg von Netflix und Co. befeuert wurde: dem Serienformat. Ihm ist das «Serienmarathon»-Programm des Festivals gewidmet. Besonders sehenswert ist in dem Rahmen der rührende Puppenanimationsfilm «Dimitri», dessen zweite Folge vorliegt. Sie stammt aus der Feder – und Filmwerkstatt – von Agnès Lecreux und Jean-François Le Corre (CH, F, BE). Die liebevolle Animation zieht Kinder und Erwachsene gleichermassen in ihren Bann.

Der Film erzählt vom kleinen Vogel Dimitri. Er wirkt etwas verloren. Kein Wunder, hält doch die afrikanische Savanne Ubuyu, in der er gelandet ist, viele Abenteuer bereit. Zum Glück findet er schnell Freunde: etwa die Giraffe, die ihm die Angst vor dem fremden Gebiet nimmt und ihn in dessen Eigenheiten einweiht.

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Ergreifend und bildgewaltig ist die Wiederaufnahme eines Films, der vor ein paar Jahren bereits bei Fantoche zu sehen war uns der es mittlerweile auch in Kino und Fernsehen geschafft hat: «La Tortue Rouge», das erfolgreiche Langfilmdebüt von Michael Dudok de Wit. Es zeigt die Geschichte eines Schiffbrüchigen, der vergeblich versucht, einer verlassenen Insel zu entkommen. Dabei begegnet er einer roten Riesenschildkröte. Der Film über Naturgewalten, Überlebenswille und die Kraft der Liebe kommt fast ohne Dialoge aus – und berührt trotzdem. 

Trailer: «La Tortue rouge»

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