In den 1980er-Jahren reiste der Basler Bruno Manser nach Malaysia auf die Insel Borneo, wo er im Dschungel mit Ureinwohnern aus dem Volk der Penan lebte. Sie unterstützte er im Kampf gegen die Holzfäller und den Verlust ihres Waldes, organisierte Blockaden und Proteste mit. Zurück in der Schweiz machte er mit aufsehenerregenden Aktionen von sich reden. In Malaysia hatte er sich mächtige Feinde geschaffen und wurde zur Persona non grata erklärt. Trotzdem reiste er wieder hin. Im Jahr 2000 verschwand er im Dschungel und gilt seit 2005 als amtlich verschollen.  

Die Geschichte ist bekannt. Weniger bekannt sind Mansers fast 2000 Seiten umfassende Tagebücher, die er während seiner ersten Zeit bei den Penan von 1984 bis 1990 verfasste. Manser verstand sich dabei als Beobachter, der das Leben und die Kultur der Ureinwohner, sowie die Schönheit ihres Lebensraums dokumentierte.

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Eine Seite aus Mansers Tagebüchern
  Bild: Bruno Manser Fonds

Bei den Penan hatte er sein persönliches Paradies gefunden. Mit grosser Hingabe schildert er Szenen aus ihrem Alltag, beschreibt Tiere und Pflanzen in einer lebendigen, gut verständlichen Sprache – teilweise auch in Basler Mundart – und mit Hunderten von Illustrationen. Manser war zwar kein Naturwissenschaftler mit Universitätsabschluss, doch zeugt sein Vermächtnis von einer grossen Neugier und einer präzisen Beobachtungsgabe.  

Neuauflage in vier Bänden
2004 wurden seine Tagebücher im Basler Christoph Merian Verlag erstmals veröffentlicht und zum grössten Erfolg der Verlagsgeschichte. Drei Auflagen waren kurze Zeit später ausverkauft, lange waren die Tagebücher vergriffen. Nun hat der Merian Verlag eine Neuauflage herausgebracht, fast zeitgleich mit dem nächste Woche in den Kinos startenden Film über Mansers Leben bei den Penan (lesen Sie hier unsere Filmbesprechung).  

Vier liebevoll gestaltete Bände umfasst das Gesamtwerk, gespickt mit über 600 farbigen Illustrationen und ganzen Seiten aus den Original-Tagebüchern. Im Einband findet sich zudem eine grosse Karte des Lebensraums der Penan und für das Vorwort hat der bekennende Naturfreund Franz Hohler ein Gedicht beigesteuert. Die neu-aufgelegten Tagebücher sorgen so für stundenlanges Lesevergnügen, zeigen auf, was es zu schützen gilt und erinnern eindrücklich daran, was für die Menschheit auf dem Spiel steht, sollte der Regenwald verschwinden. Und – falls jemand jetzt schon daran denken mag – sie eigenen sich natürlich auch hervorragend als Geschenk für unter den Christbaum. Aus nachhaltiger Forstwirtschaft, versteht sich. 

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Bruno Manser: Tagebücher aus dem Regenwald
4. Auflage 2019 
Broschiert, vier Bände im Schuber mit eingelegter Landkarte
712 Seiten, über 600 farbige Ilustrationen

Christoph Merian Verlag, 98 Franken 
ISBN: 978-3-85616-900-8