Es gibt Rezepte, auf die man gerne zurückgreift, weil sie sich bewährt haben. Das ist nicht nur beim Kochen und Backen so, sondern auch in der Filmwelt. Für einen Animationsfilm eignen sich bekanntlich sympathische Tiercharaktere hervorragend. Wie wäre es zum Beispiel mit der Wahl eines gutmütigen Eisbären, dem man ein paar niedliche Lemminge hinzufügt? Bei so viel Süsse kann es nicht schaden, als Kontrast eine herbere Zutat beizumischen. Profitgierige Menschen, die zerstörerische Eingriffe an der Natur vornehmen, passen da perfekt. Mit einer grossen Kelle voller Humor und Heldentum angerührt, sollte am Ende ein bekömmlicher Filmspass herauskommen.

«Norm. König der Arktis» bedient sich dieser bewährten Zutaten. Der tollpatschige Eisbär Norm geniesst sein Leben in der Ruhe der frostigen Arktis. Die Touristen, die mit riesigen Kreuzfahrts-Schiffen in den kühlen Gefilden anlegen und auf Fotojagd gehen, stören den Frieden der Elche, Robben, Eisbären und Wale jedoch immer häufiger. Doch das ist nicht das grösste Problem der arktischen Bewohner. Skrupellose Investoren planen nämlich den Bau von luxuriösen Wohnungen in der bisher unberührten Natur. Und zu allem Überfluss ist auch noch Norms Grossvater auf mysteriöse Weise verschwunden.

Lemminge lassen das Eis schmelzen
Höchste Zeit für Norm, etwas zu unternehmen. Da der Eisbär als einziger die Sprache der Menschen beherrscht, reist er heimlich nach New York City, wo sich der Hauptsitz der Baufirma samt dem federführenden Geschäftsführer Mr. Greene befindet. Unterstützung erhält Norm von drei furchtlosen Lemmingen. In der Millionenmetropole warten auf die Tiere ungeahnte Abenteuer. Norm steigt wegen seines Sprachtalents zu einem gefeierten Fernsehstar auf und soll auch noch ein Maskottchen werden. Ausgerechnet bei dem Unternehmen, das er aufhalten will. Doch vielleicht liegt gerade darin die grosse Chance, das Vorhaben umzusetzen.

«Fans von Ice Age werden Norm lieben!», steht auf dem DVD-Cover des Animationsfilms. Genau darin liegt aber das Problem. «Norm» versucht sich an Vorbildern wie «Ice Age», «Madagascar» oder «Der König der Löwen» zu orientieren. Ein Anspruch, der zum Scheitern verurteilt ist. «Norm» wirkt häufig wie ein billiger Abklatsch erfolgreicher Animationsfilme und sorgt deshalb für ein «Alles schon mal gesehen nur besser»-Gefühl. Den Figuren fehlt es an Charme, Esprit und grösstenteils auch an Witz.

Immerhin bringen die Lemminge ab und zu das Eis zum Schmelzen, indem sie mit ihrem frechen Verhalten ein paar Mal gelungene Situationskomik erzeugen. Die fetzigen Tanzszenen und die eingängige Musik dürfte zudem bei Kindern sehr gut ankommen. Denn, auch wenn die Umsetzung des Rezeptes bei Erwachsenen durchfällt, könnte sie jungen Zuschauern ein leicht bekömmliches Filmvergnügen bescheren.

«Norm. König der Arktis», Animationskomödie, 87 Minuten, Studio: Ascot Elite, EAN: 7-613059-318465, ca. Fr. 19.–