Manche Klischees halten sich hartnäckig. Das vom störrischen Esel gehört definitiv dazu. Im aktuellen Kinofilm «Antoinette dans les Cévennes» ist das nicht anders. Trekking-Esel Patrick steht als Gepäckträger mehr, als er läuft, und treibt die Lehrerin Antoinette beinahe in den Wahnsinn. Diese hatte sich ihre Ferien ohnehin ganz anders vorgestellt. Ursprünglich wollte sie mit ihrem heimlichen Geliebten Vladimir, dem Vater einer ihrer Schülerinnen, ein paar Tage zu zweit verbringen. Doch Vladimir sagt kurzerhand ab und bucht ein Esel-Trekking mit seiner Familie in den südfranzösischen Cevennen. Um ihre Affäre doch noch zu sehen, wandert Antoinette ebenfalls auf dem Stevenson-Pfad (siehe Box).

Bis es zur ersehnten Begegnung kommt, muss die junge Französin aber noch einige gesellschaftliche Hindernisse überwinden. Denn schnell spricht sich unter den Wande- rern ihre «verbotene» Liebschaft herum. Esel Patrick erweist sich dafür immer mehr als seelischer Rückhalt. Denn als geduldiger Zuhörer hilft er Antoinette dabei, erfrischende Erkenntnisse über das Leben und die Liebe zu gewinnen.

Wanderung mit EselBevor der schottische Autor Robert Louis Stevenson durch seine Romane «Die Schatzinsel» sowie «Der seltsame Fall des Doktor Jekyll und Mister Hyde» berühmt wurde, machte er 1878 eine besondere Reise. Er wanderte zwölf Tage lang durch die französische Cevennen-Landschaft mit ihren reizvollen Hügelsilhouetten. Auf der Suche nach Inspiration erwies sich seine Packeselin Modestine als treue Begleiterin. Dank der 1993 vorgenommenen Markierung des Weges mit weiss-roten Doppelstreifen können Wanderer Stevensons Spuren zu Fuss (mit oder ohne Esel), auf dem Rücken eines Pferdes oder auch mit dem Mountainbike folgen.

Eine Landschaft zum Verlieben
Obwohl die Thematik nicht immer leicht zu verdauen ist – schliesslich geht es um Ehebruch beziehungsweise das bewusste Ausspannen eines verheirateten Familienvaters – erzählt die Komödie «Antoinette dans les Cévennes» in typisch französischer Manier unbeschwert eine amüsante Geschichte. Die Rolle des Publikumslieblings übernimmt dabei eindeutig Esel Patrick. Sich von ihm zu trennen, fällt dem Zuschauer am Ende des Films genauso schwer wie der Hauptdarstellerin.

Neben Patrick ragen auch die malerischen Landschaftsbilder der Cevennen heraus. Das ist keinesfalls ein Zufall, gibt die Autorin und Regisseurin Caroline Vignal zu. «Es ging nicht nur darum, eine Geschichte zu erzählen. Auch der wunderschönen Landschaft kam ein besonderer Stellenwert zu. Ich wollte den Sommer filmen, die Natur und diesen Himmel.» Ihre Inspiration entstand durch die Reiseberichte von Robert Louis Stevenson, die zahlreiche Wanderer auf ihrer Tour begleiteten. Mit ihrem Film ist es Vignal nun zusätzlich gelungen, für den Stevenson-Pfad zu begeistern.

«Antoinette dans les Cévennes. Mein Liebhaber, der Esel & ich», Komödie, 97 Minuten, Verleih: Frenetic Films AG, ab sofort erhältlich als Video on Demand sowie auf Blu-ray und DVD.