Beim Betreten von Martin Sullivans Atelier in einem historischen Sarner Schützenhaus stellt sich sofort ein Wow-Effekt ein. Dutzende Kunstwerke lechzen hier nach Aufmerksamkeit. Und diese haben sie auch redlich verdient. Entsprechend schwer fällt es den Augen des Besuchers, sich nur auf ein Bild zu konzentrieren. Ständig wandert der Blick von einem Sujet zum anderen. Vom Weisskopfseeadler zum Pelikan und vom mit einer Axt versehenen Wald zum Mädchen, das inmitten eines Windparks tanzt.  

So unterschiedlich die Motive sind, eines haben sie gemeinsam: Sie wirken wie fotografiert. «Zu meinem Malstil gehört eine unglaubliche Tiefe und Detailtreue», erklärt Sullivan, ohne dabei überheblich zu klingen. Damit das gelingt, nimmt sich der Luzerner die nötige Zeit. Für sein Pelikanbild hat er beispielsweise einige Wochen gebraucht. Zunächst ging er dafür im US-amerikanischen Charleston, wo er eine Zeit lang lebte und sich auf Wildlife-Kunst konzentrierte, an die Küste des Atlantischen Ozeans. Dort fotografierte und skizzierte er die Wasservögel, um sie anschliessend mit Pinseln und Farbe auf die Leinwand zu bringen.

Martin Sullivan malt seine Katze im Zeitraffer (Video: Martin Sullivan):

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40 Tier-Briefmarken für den WWF
Tiere spielten in der Kunst des ausgebildeten Grafikdesigners aber schon vor seinem USA-Aufenthalt eine grosse Rolle. So bewarb er sich im zarten Alter von 20 Jahren beim WWF, um für die Umweltschutzorganisation Briefmarken mit Tiermotiven zu malen. Doch um diesen Auftrag an Land zu ziehen, galt es zunächst einmal eine Prüfung zu bestehen. Sullivan sollte einen Schabrackentapir malen – und zwar möglichst authentisch. 

«Ich wusste erst gar nicht, wie dieses Tier aussieht», gesteht der Kunstmaler und schmunzelt. Da das Internet damals noch nicht verbreitet war, holte er sich in Bibliotheken und im Basler Zoo Inspirationen. Die gründliche Recherche lohnte sich. Sullivan überzeugte mit seinem Tapirbild und durfte in der Folge für den WWF über zehn Jahre lang rund 40 Briefmarken mit Tieren gestalten. Im Fokus stand dabei vor allem die Fauna von afrikanischen, asiatischen und südamerikanischen Ländern. 

Martin Sullivan malt seine zweite Katze im Zeitraffer (Video: Martin Sullivan):

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Auch bekannte Unternehmen wie Disney oder die Uhrenmarke Breitling zählen zu den Kunden des 56-Jährigen. Er nimmt aber genauso Aufträge von Privatkunden an. Beliebt sind dabei vornehmlich Haustiere. Passend dazu hat Sullivan auch schon seine beiden Maine-Coon-Katzen porträtiert. «Dali und Gala leisten mir bei meiner Arbeit gerne Gesellschaft und setzen sich dabei gerne auf meinen Schoss», sagt er und lacht zufrieden, als die beiden Stubentiger ausgerechnet in diesem Moment um seine Beine streifen.

Künstlerisch gestaltete Biosäcke
Ernster wird der Maler und Illustrator dann wieder, als er von seinem Projekt «Vision Blue Planet» spricht. «Die globale Verseuchung durch Plastik macht mich sehr betroffen», erzählt Sullivan. Aus diesem Grund setzt sich das von ihm und ein paar Kollegen gegründete Projekt für Lösungen, Tipps und Produkte ein, welche die Umwelt entlasten. Dazu gehören zum Beispiel biologisch abbaubare Säcke aus Maisstärke, die Sullivan künstlerisch gestaltet hat. 

Martin Sullivans Weg zu seinem Bild des Turnberry Golf Course in Schottland (Video: Martin Sullivan):

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Auch wenn sich damit allein nicht die Welt retten lasse, setze diese Art von Kunst ein positives Zeichen für den Klimaschutz, sagt Sullivan. «Mit Kunst kann man ohne Aggression auf ein Anliegen aufmerksam machen.» Dass ihm das gelingt, wird spätestens beim Betreten seines Ateliers deutlich.

Martin Sullivan bietet auch Kurse für Malanfänger an: www.martinsullivan.ch

Mehr Bilder auf Sullivans Instagram-Kanal @martinsullivan.ch