Mit Genesis verbinden manche eine ehemalige britische Band, andere dagegen das erste Buch Mose mit seiner Schöpfungsgeschichte. Die gleichnamige Ausstellung im Zürcher Museum für Gestaltung bezieht sich mit ihrem Titel auf den biblischen Kontext. Mit seinen grossformatigen Schwarz-Weiss-Bildern führt der französisch-brasilianische Fotograf Sebastião Salgado (siehe Box) den Besuchern vor Augen, welch überwältigende Naturschönheiten unser Planet zu bieten hat. 

Die Vielfalt dieser «Wunder», wie Kuratorin Lélia Wanick Salgado sie nennt, könnte kaum grösser sein. Sie reichen von mit Robben bevölkerten Gletschern über die endlosen Dünen der Sahara bis zu nebelumhüllten Bergen im Regenwald des Amazonas. Den Anfang machen Aufnahmen von der südlichen Halbkugel.

Vor allem Pinguine dominieren hier die Szenerie. Zum Beispiel die Zügelpinguinpaare auf Zavodovski Island. Sie wirken von Weitem wie eine Ameisenstras­se. Oder eine Kolonie von Goldschopfpinguinen, die die Südsandwichinseln bevölkert und zur häufigsten Pinguinart gehört. Passend zu den eisigen Landschaften präsentieren sich die Wände in einem kalten Grau.

Schwindende Schönheit
Deutlich mehr Wärme strahlt der Themenbereich Afrika mit seinem dunkelroten Hintergrund aus. Auch die Motive der Bilder lösen beim Betrachter das Gefühl aus, als befinde er sich inmitten einer Safari. Sei es beim Anblick eines Leoparden, der an einer Wasserstelle in Namibia seinen Durst löscht, oder vor dem Foto eines Elefanten, der mit seinen zur Drohgebärde aufgestellten Ohren signalisiert, lieber Abstand von ihm zu nehmen. Salgado gelingt es mit feinen Schattierungen und Grauabstufungen sowie scharfen Hell-Dunkel-Kontrasten sogar, die für Afrika typischen bunten Farben zu vergessen.

Nicht in Vergessenheit gerät bei der Ausstellung, dass die gezeigten Werke zwar vor Ästhetik strotzen, die Orte intakter Flora und Fauna auf der Erde aber immer weiter schwinden. «Genesis» sei ein Aufruf, unsere Umwelt nicht länger zu verschmutzen und die natürlichen Lebensräume uralter Völker und Tiere zu schützen, betont die Kuratorin. 

Um diese Botschaft zu vermitteln, setzt Salgado auf das Zusammenspiel zwischen Bild und Text. So zeigt er beispielsweise das emotionsgeladene Porträt eines Berggorillas mit menschengleichem Antlitz, um daneben auf einer Texttafel darauf hinzuweisen, dass der Berggorilla die seltenste der drei Gorilla-Arten ist und es nur noch rund 800 Exemplare von ihm gibt. Es ist einer von 245 visuellen Weckrufen, die bei den Ausstellungsbesuchern garantiert nicht verhallen. 

Die Ausstellung im Museum für Gestaltung Zürich an der Pfingstweidstrasse 96, 8031 Zu¨rich, läuft bis zum 23. Juni. Öffnungszeiten:
Di. bis So. 10 bis 17 Uhr;
Mi. 10 bis 20 Uhr.