Herr Diggens, der «Woof Woof Rock» ist in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern entstanden. Für Sie als Musikproduzent dürfte das eine besondere Arbeit gewesen sein. 
Da haben Sie recht. So etwas erlebt man nicht jeden Tag. 

Wie hat die Zusammenarbeit funktioniert?
Ich habe zuerst eine Liste mit Daten aus Experimenten erhalten, welche die Wissenschaftler gemacht hatten. Sie hatten erforscht, was Hunde mögen und worauf sie ansprechen. 

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Wie haben Sie diese Erkenntnisse verwertet?
Ich habe damit begonnen, die Geräusche zu suchen, die in den Datensätzen beschrieben waren. Eine aufwändige Arbeit, für die ich Wochen brauchte. Zum einen waren da unzählige Türglocken und Pfeifen, die ich zusammentragen musste. Auf der anderen Seite gab es eine Ebene mit Kommandos. 

Was beinhaltete sie?
Dabei ging es um die Kommunikation und den Kontakt zwischen Hundehalter und Hund. Diese Interaktion ist enorm wichtig. Auch hier musste ich darauf achten, Ton-Sequenzen zu finden, welche die Aufmerksamkeit der Hunde auf sich ziehen. Das war eine spezielle Arbeit, die mich fasziniert hat. Meine Freundin hat zwei Hunde. Daher ist mir bewusst, wie wichtig die Beziehung zwischen dem Tier und seinem Besitzer ist. Nur wer sie schon einmal selber erlebt hat, weiss, wie wichtig sie ist. 

Hat Ihnen diese Arbeit Spass gemacht?
Sogar grossen Spass! Besonders heiter war es, die Gespräche durchzuhören die Hundehalter mit ihren Lieblingen führten und mir geschickt hatten und passende auszuwählen. Ich habe sogar meine Freundin in New York dazu gebracht, mir Aufnahmen davon zu schicken, wie sie mit ihren Hunden spricht. Auch von «tail.com» [Futtermittelhersteller, Amn. d. Red.] habe ich solche Mitschnitte erhalten und musste am Ende unter unzähligen Varianten auswählen. 

Wie haben Sie die Wirkung der ausgewählten Sounds und Kommandos auf die Hunde getestet?
Indem ich ich sie unter anderem den Vierbeinern meiner Freundin vorspielte. Die Hunde drehten sich um, als sie den Sound hörten und schauten sie an. Das machte mir natürlich Spass. Denn nicht immer sieht man so schnell, wie die Musik ankommt, die man produziert. Die Hunde als Ersthörer hingegen reagierten sofort auf sie. 

Worauf mussten Sie achten, als Sie Sound und Musik kombinierten?
Dass die Geräusche und Kommandos, die für die Hunde gedacht sind, für die Tiere auch deutlich hörbar sind, sprich dass sie diese verstehen. Ich wollte es ihnen so einfach wie möglich machen. Gleichzeitig war es mir wichtig, positive und behutsame Kommandos in den Song einzubauen. Er sollte am Ende positive Vibes besitzen. 

Der Song soll nicht nur Hunde, sondern auch deren Besitzerinnen und Besitzer glücklich machen.

Peter Diggens
Musikproduzent

Sie hätten für die Hunde auch einfach Geräusche aneinanderreihen können. Weshalb haben Sie sich stattdessen für einen Reggae-Song entschieden, in welchen Sie diese eingebettet haben?
Weil der Song nicht nur Hunde, sondern auch deren Besitzerinnen und Besitzer glücklich machen soll. Reggae vermittelt Spass und Zuversicht. Angesichts des momentanen Lockdowns in England und der aktuellen Situation generell ist es notwendiger denn je, sich an die Sonnenseite des Lebens zu erinnern – wenigstens für die Dauer eines Songs. 

Sie haben nun einen Track für Hunde produziert. Wie sieht es mit anderen Tieren aus, zum Beispiel mit Sounds für die Fische?
(lacht) Das wäre ein grosser Spass! Man könnte eine 21.-Jahrhundert-Version von «Karnival der Tiere» von Camille Saint-Saëns schaffen. Es wäre sicher unglaublich, Musik für Haifische oder Säugetiere wie Wale aufzunehmen. Nur geplant habe ich bisher nichts dergleichen. 

Aber wären Sie offen, weitere Musik für Tiere zu produzieren?
Durchaus. Ich habe ja auch schon andere musikalische Projekte gemacht, die vom traditionellen Produzieren von Musik abweichen. Für eine Sendung von Starkoch Jamie Oliver habe ich beispielsweise Sound mit Werkzeugen aus seiner Küche aufgenommen oder Esswaren zum Klingen gebracht. Ich finde es spannend, unzähligen Gegenständen Klänge zu entlocken und mit Geräuschen zu arbeiten. Naturgeräusche, Bäume im Wind, Regentropfen – sie lassen sich gut in Musik integrieren. 

Was haben Sie bei der Arbeit am «Woof Woof Rock» über die Hunde gelernt?
Beim Auswerten und Umsetzen der Daten, welche mit Wissenschaftler zur Verfügung gestellt haben, hatte ich manches Aha-Erlebnis. Nie hätte ich beispielsweise gedacht, welch grossen Einfluss Türglocken oder Pfeifen auf die Hunde haben. Wie stark sie auf diese Reize reagieren, hat mich ehrlich gesagt überrascht.