Endlose Savanne, ein herrlich funkelnder Sternenhimmel und Wildtiere, die Europäer sonst nur aus dem Fernsehen oder Zoos kennen: Südafrika bietet eine Kulisse wie aus dem Bilderbuch. Doch das interessiert die elfjährige Mia herzlich wenig. Sie vermisst London, wo ihre Wurzeln und Freunde sind. Erst als auf der Farm ihrer ausgewanderten Eltern das weisse Löwenbaby Charlie geboren wird, findet sie einen Anker in der für sie so fremden Welt. Das seltene Raubtier soll zur Touristenattraktion und damit zur wichtigsten Einnahmequelle der Familie werden. Viel wichtiger ist für Mia aber die innige Freundschaft zu Charlie. Selbst als dieser zu einer stattlichen Grosskatze heranwächst, sind die beiden ein Herz und eine Seele. 

Mias Eltern sind von dieser engen Beziehung überhaupt nicht begeistert. Aus Sicherheitsgründen verbieten sie ihrer Tochter den direkten Kontakt zu Charlie. Da Mia aber weiterhin ins Gehege geht, soll der begehrte weis­se Löwe verkauft werden. Das mutige Mädchen will sich damit nicht abfinden und stösst auf ein dunkles Geheimnis: Die auf der Farm gezüchteten Löwen landen nicht etwa wie vorgegeben in Zoos, sondern vor der Flinte oder der Armbrust von Trophäenjägern. Für Mia gibt es fortan nur noch ein Ziel. Sie will Charlie in ein weit entferntes Schutzreservat bringen und begibt sich dafür auf eine waghalsige Reise.

Fragwürdige Jagdmethode
Rund drei Jahre lang dauerten die Dreharbeiten zu «Mia und der weisse Löwe». Der Regisseur Gilles de Maistre verzichtete dabei komplett auf Tricktechnik und setzte stattdessen auf den bekannten «Löwenflüsterer» Kevin Richardson, der die Darsteller an die zahlreichen Löwen heranführte und sämtliche Interaktionen beaufsichtigte, um die Sicherheit zu gewährleisten. «Das Wohl der Tiere hat für mich immer oberste Priorität. Entsprechend wurden die Drehpläne abgestimmt. Die Tiere wurden wie Schauspieler behandelt, möglicherweise sogar besser», sagt Richardson.

Das ist ausserhalb des Drehsets allerdings häufig anders. Der Film erzählt nämlich nicht nur eine ebenso rasante wie emotionale Abenteuergeschichte, sondern macht gleichzeitig deutlich, was sich hinter den Fassaden vieler vermeintlicher Wildreservate verbirgt: Zuchtstationen für Löwen, die der sogenannten Gatterjagd zum Opfer fallen. Dabei werden sie Touristen, die teilweise keine Jagderfahrung haben, auf dem Silbertablett serviert, indem sie in kleine Gehege kommen, um dort ohne Fluchtmöglichkeit geschossen werden zu können (lesen Sie hier mehr dazu). Rund tausend Löwen erleiden jedes Jahr dieses Schicksal, ohne dass friedliche Touristen oder ehrenamtliche Farmmitarbeiter davon wissen.

Den Produzenten von «Mia und der weisse Löwe» ist es gelungen, ein stimmiges Gesamtpaket zu schnüren. Es enthält neben rührenden Szenen, einem gelungenen Spannungsbogen und wunderschönen Landschaftsbildern auch eine wichtige Botschaft: Der König der Tiere benötigt dringend Schutz. Sonst wird es ihn schon bald nicht mehr geben. 

«Mia und der weisse Löwe», Familien-abenteuer, 99 Minuten, Verleih: Impuls Pictures AG, ab 31. Januar in den Deutschschweizer Kinos.

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