Tierwelt: Herr Grünvogel, die alten Ägypter pflegten Haustiere äusserst liebevoll zu mumifizieren, um ihren Körper auch nach dem Tod lange zu erhalten. Ist Ihr 3D-Druckverfahren von Tierkörpern eine moderne Version der Mumifizierung?
Thomas Grünvogel: (lacht) Vielleicht insofern, dass die Kopie auch für die Ewigkeit gedacht ist. Doch im Gegensatz zu den Ägyptern arbeiten wir mit lebendigen Tieren.

Wettbewerb: 3D-Fotofiguren
Die «Tierwelt» verlost drei 3D-Fotofiguren von Ihnen mit Ihrem Haustier. Schreiben Sie uns bis zum 1. März an redaktion@tierwelt.ch, warum genau Sie mit Ihrem Haustier eine tolle 3D-Figur abgeben würden. Bitte geben Sie ebenfalls Ihre Adresse und Telefonnummer an. Mit ein bisschen Glück erhalten Sie schon bald Ihren persönlichen «ifolor 3D Twinsie» nach Hause geliefert.  
www.twinsie.ch

Wie funktioniert das?
Wir haben an der Limmatstrasse 285 in Zürich bis Ende März eine 3D-Pop-up-Gallery eröffnet. Dort werden die Tiere in unserer 3D-Fotobox von 68 Kameras abgelichtet. Sie erfassen Form und Farbe detailgetreu und liefern die Daten für das sogenannte Fotogrammetrie-Verfahren. Dabei berechnet eine schlaue Software Winkel und Geometrie. Daraus schafft sie ein dreidimensionales Abbild der Vorlage. Aus diesem wird mithilfe von 3D-Artisten eine Farbkopie aus Polymergips hergestellt. Unsere Geräte können 390’000 Farbtöne erkennen und wiedergeben.

In technischer Hinsicht tönt das eindrücklich. Doch wer macht von dem Angebot Gebrauch? 
Vor allem viele Familien und Tierfreunde, denn an sie richtet sich das Angebot primär. Da gibt es ganz viele emotionale Geschichten. An unserem ersten Standort in Kreuzlingen besuchte uns letztes Jahr eine Dame mit ihrem 16-jährigen Hund. Sie wisse nicht, wie lange er noch lebe, erzählte sie uns, und wollte aus diesem Grund eine 3D-Fotofigur anfertigen.

Welche Begegnungen werden Sie nie vergessen?
Einmal kam eine Besitzerin mit ihrem rund achtjährigen Hund zu uns, bei dem Krebs diagnostiziert wurde. Für sie war die Herstellung einer 3D-Figur die letzte Gelegenheit, ihren Liebling für immer in Erinnerung zu behalten. Denn wie gesagt, mit toten Tieren arbeiten wir nicht. Herzergreifend war aber auch die Begegnung mit einem alten Herrn und seinem ebenfalls betagten Hund. Die beiden liessen sich ablichten, und beide waren danach erschöpft. Als der Herr die fertige 3D-Figur schliesslich in den Händen hielt, kamen ihm vor Rührung die Tränen.

Welches ist das ungewöhnlichste Sujet, das Sie bisher fotografiert haben?
Einmal kam jemand mit einer Schildkröte vorbei.

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In der Fotobox werden Tiere und manchmal ihre Besitzer von 68 Kameras fotografiert und exakt vermessen.


In der Fotobox ist nicht nur Platz für Tiere, sondern auch für ihre Besitzer. Lichten Sie auch Menschen ab?
Da gibt es zum Beispiel schwangere Frauen, die kugelrunden Baby-Bauch als Erinnerung festhalten. Andere Leute kommen mit ihren Kindern vorbei und möchten sogar alle zwei Jahre wiederkommen, um eine neue Kopie anfertigen zu lassen. Sie wollen damit das Wachstum und die Entwicklung ihrer Sprösslinge festhalten. Oder auch Enkelkinder, die sich für ihre Grosseltern als Miniaturausgabe selbst verschenken.

Kaum jemand wird die Kopien aber in Originalgrösse aufstellen – ausser, er hat zuhause sehr viel Platz.  
Das Gute ist, dass wir die Kopien massstabgetreu herstellen können. Bei Menschen empfiehlt sich das Grössenverhältnis 1:10. Damit lässt sich zum Beispiel eine fotorealistische Abbildung einer ganzen Familie herstellen. Die Eltern sind dabei wie im echten Leben natürlich grösser als die Kinder. Immer wieder fertigen wir übrigens gemeinsame Kopien von Menschen und Tieren an. In manchen Fällen ist das auch sinnvoll.

Wann ist das der Fall?
Vor allem, wenn jemand ein Tier mitbringt, das nicht stillsitzen mag. Die grösste Herausforderung ist nämlich, die Haustiere dazu zu bringen, in der 3D-Fotobox zu posieren. Wir zwingen kein Tier zu etwas. Viele erkunden dann lieber das ungewohnte Umfeld oder verlassen die Kabine wieder. Wenn der Besitzer jedoch in die Fotobox mitkommt, es streichelt oder festhält, ist dieses Problem gelöst.

Wo sind die Grenzen des Machbaren?
In der Grösse der Vorlage. Kleine Tiere wie Ameisen oder Spinnen können wir nicht fotografieren. Wenn jemand zum Beispiel Katzenbabys mitbringt, legen wir ihm nahe, diese auf die Hand zu nehmen. Bei Tieren mit langen dünnen Beinen empfehlen wir den Besitzern, sich mit ablichten zu lassen und die Tiere zum Beispiel auf den Schoss zu nehmen. Sonst brechen in der Kopie später die filigranen Stellen ab.

Was tun Sie, wenn jemand mit einem grossen Tier vorbeikommt, zum Beispiel mit einem Elefanten?
Nun, das habe ich bis jetzt noch nicht erlebt. Doch dafür würde ich mir sogar ein spezielles Setting einfallen lassen (lacht). Grundsätzlich ist die Obergrenze aber bei einer Körpergrösse von zwei Metern.

 

Zur Person
Thomas Grünvogel ist Business Unit Director 3D bei der Ifolor Group.
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