Ein Dackelblick bewirkt manchmal Wunder. So ist es auch bei Remi. Der Junge hat gerade eine Krebserkrankung überstanden. Als Mutmacher schenkt ihm sein Vater die Welpin Wiener Dog. Die Überraschung gelingt. Remi ist ausser sich vor Freude, auch wenn sein Hund fast die ganze Zeit bellt und nicht stubenrein ist. Eine Überdosis Müesliriegel beendet jedoch die Freundschaft jäh. Die kranke Wiener Dog soll in einer Tierklinik eingeschläfert werden. Eine junge Frau namens Dawn rettet das Tier aber vor dem sicheren Tod.

Doch auch diese Beziehung hält nicht lange. Immer wieder wechseln die Besitzer des Dackels, der sich von einer menschlichen Tragödie in die nächste buddelt: von der orientierungslosen Tierassistentin bis zum erfolglosen Drehbuchautor lernt Wiener Dog unterschiedliche Charaktere und deren Probleme kennen. Am Ende landet das Tier bei einer widerborstigen, menschenfeindlichen Grossmutter – und büxt irgendwann aus.

Der amerikanische Regisseur Todd Solondz hat ein Talent für skurrile Filme. Das beweist er mit seiner aktuellen pechschwarzen Komödie «Wiener Dog» erneut. Mit seiner Protagonistin, einer Dackeldame, zeigt er die Abgründe verschiedener Menschen auf. 

Zutiefst menschlicher Hundefilm
Der Titelhund fungiert dabei als eine Art Katalysator: Er ermöglicht es dem Zuschauer, einen Blick auf das Privatleben dieser Figuren zu erhaschen und lässt ihn aus unmittelbarer Nähe Zeuge ihrer vielen Unsicherheiten werden. Sie alle sind sprichwörtlich auf den Hund gekommen und finden zumindest kurzfristig Trost und Ablenkung durch Wiener Dog. 

Solondz betont deswegen, dass sein Hundefilm trotzdem zutiefst menschlich ist. «Es ist die Chronik des Lebens einer Hündin und erzählt, wie diese besondere Hündin Trost und Freude in das Leben all der Menschen bringt, die ihr begegnen. Sie gibt ihrem Leben eine Bedeutung.»

«Wiener Dog» ist zugleich urkomisch und unendlich tragisch. Der Film vereint schlagfertigen Witz, düstere Tragödie, nachvollziehbare Figuren und ein starkes Darsteller­ensemble, zu dem Danny DeVito und Julie Delpy zählen. Letztere bringt zum Ausdruck, was das grösste Problem bei den Dreharbeiten war: die beiden vierbeinigen Darsteller von Wiener Dog. «Sie haben einfach nicht kapiert, was wir von ihnen wollten.» In dasselbe Horn bläst der Regisseur: «Obwohl Dackel auch als Showhunde zum Einsatz kommen, sprangen unsere Hunde nicht im Entferntesten auf irgendeine Art von Regieanweisung an.» Die Mühe und Geduld hat sich aber am Ende ausgezahlt. «Wiener Dog» ist ein Glanzstück des unabhängigen Kinos und wurde an verschiedenen Filmfestivals zu Recht gefeiert.

[IMG 2]