Eine junge Frau namens Cheryl Strayed (Reese Witherspoon) hat sich in den Kopf gesetzt, solo den «Pacific Crest Trail» zu begehen – quasi die amerikanische Antwort auf den Jakobsweg. Ein Wahnsinnsvorhaben, denn es ist eine Wanderung über 2000 Kilometer von Mojave in Kalifornien bis zur Brücke der Götter bei Portland, Oregon und führt durch karge, lebensfeindliche Wüsten und über schmale, gefährliche Bergpfade. Nicht unbedingt das, was man sich unter einer gemütlichen Tour vorstellt. 

Strayed hat keine Erfahrung mit solchen Wanderungen, dementsprechend schlecht bereitet sie sich vor. Ihr Rucksack ist ein Monster: viel zu gross und schwer, sie muss all ihre Kraft zusammennehmen um ihn überhaupt tragen zu können. Doch die junge Frau lässt sich nicht davon beirren und zieht los; anfangs quält sie sich mehr schlecht als recht durch die einsame, menschenleere Natur, schafft es kaum, selber ein Zelt aufzustellen oder muss feststellen, dass sie die falsche Kochausrüstung mitgenommen hat. Man würde ihr am liebsten zurufen: «Lass das doch sein, Mädchen.» Doch dann findet Strayed sich immer besser zurecht; Rückblenden auf ihr schwieriges bisheriges Leben voller Probleme wie Scheidung, Drogensucht und familiäre Tragödien machen klar, warum sie diese Strapazen auf sich nimmt: Sie will auf dieser Wanderung zu sich selber finden. 

Eine Paraderolle für Reese Witherspoon
Drei Monate lang kämpft sie sich voran und muss dabei weitgehend auf zivilisatorische Bequemlichkeiten wie Duschen oder ein warmes Bett verzichten. Die Amerikanerin erlebt allerhand Abenteuer, begegnet guten und weniger guten Menschen und erlebt die Wildnis mit all ihren Facetten.

«Der grosse Trip – Wild» ist die Verfilmung des gleichnamigen autobiografischen Bestsellers der Amerikanerin Cheryl Strayed. Dem kanadischen Regisseur Jean-Marc Vallée, bekannt durch Filme wie «Dallas Buyers Club» oder «Victoria, die junge Königin», ist die Adaption auf die Kinoleinwand gut gelungen. Zu sehen sind eindrückliche Naturaufnahmen und die fesselnde Geschichte einer starken Frau, untermalt von den sehnsuchtsvollen Klängen des immer wiederkehrenden Klassikers «El Condor Pasa» von Simon & Garfunkel. Die mit der Gewaltstour durch Kalifornien verbundenen Erlebnisse werden überzeugend und glaubwürdig geschildert, der Zuschauer kann mit der Hauptdarstellerin mitfiebern und mitleiden. 

Reese Witherspoon hat in den letzten Jahren einen bemerkenswerten Wandel vollzogen: Früher gab sie in eher seichten romantischen Komödien das blonde Dummchen, nun hat sie sich zu einer ernst zu nehmenden Charaktermimin gemausert, wie sie gerade in «Der grosse Trip – Wild» eindrücklich unter Beweis stellt. Dafür hätte sie sogar einen «Oscar» verdient. Sie ist übrigens auch Mitproduzentin dieses Films. Ein Film, der es schafft, emotional zu berühren, Kinofans sollten sich dieses Meisterwerk also keinesfalls entgehen lassen.

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Reese Witherspoon als Cheryl Strayed. Bild: © Warner Bros.

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