Lovelyn will nicht so recht. Das Hündchen setzt sich zwar brav auf den Kiesboden der Zürcher Seepromenade, aber High-Five will es einfach nicht geben. «Das ist wohl der Vorführeffekt», sagt Eli Simic in ihrem St. Galler Dialekt. Die 28-Jährige ist ziemlich im Schuss an diesem sonnigen Maitag. Zwischen zwei anderen Terminen nimmt sie sich ein Stündchen Zeit für einen Hunde­spaziergang und ein Gespräch mit der «Tierwelt». 

Simic ist derzeit in der Kuppelshow «Die Bachelorette» zu sehen und lässt dort die Männerherzen höherschlagen. Sechs Wochen lang war sie für die Sendung in Thailand – mit einem Kamerateam und 21 Junggesellen, die um ihre Gunst und um rote Rosen von ihr warben. Welcher der Kandidaten dort auch immer ihr Herz erobert, er wird es mit Petit-Brabançon-Dame Lovelyn teilen müssen. Die Hündin ist vier Jahre alt und ein Fixpunkt in Simics Leben.

Die eine oder keine
«Ich wollte schon lange einen Hund haben, aber es hatte lange Zeit nicht gepasst.» Sie hätte Haustier und Arbeit nicht vereinbaren können. «Ich würde mir nie einen Hund zulegen, wenn ich keine Zeit für ihn hätte.» Dann aber wechselte sie den Job, in ein hundefreundliches Büro. Für Simic war klar, welcher Hund es sein sollte: «Die Schwester meiner Showpartnerin hat auch einen Petit Brabançon», sagt sie. «Ich habe mich so in diese Rasse verliebt.» Ihre Augen leuchten, wenn sie erzählt: «Sie sind so lustig, so aufmerksam, aber sie haben doch ihren eigenen Kopf.» 

Simic nahm Kontakt zu einer Züchterin in Lettland auf und verguckte sich dort in Lovelyn. «Entweder sie oder keine», wusste sie, lange bevor sie das Hundemädchen überhaupt in Echt gesehen hatte: «Ich habe Stunden mit ihr auf Skype verbracht», erzählt sie. «Die Züchterin liess die Kamera laufen und ich habe ihr beim Spielen zugeschaut.» 

Als Simic dann erfuhr, dass Lovelyn schon für einen anderen Hundehalter reserviert war, sass die Enttäuschung tief. «Da habe ich es schon aufgegeben», erinnert sich die Ostschweizerin und dachte sich: «Dann bleibe ich halt ohne Hund.» Doch wie es das Schicksal wollte, kam der Deal nicht zustande, Simic profitierte, Lovelyn landete im Alter von fünf Monaten bei ihr. «Jetzt wüsste ich gar nicht mehr, wie mein Tag ohne sie aussähe.»

Auf der Arbeit verträgt sich Lovelyn ausgezeichnet mit dem anderen Bürohund: «Magic ist ziemlich alt. Der lässt alles mit sich machen.» Der Name Magic ist kein Zufall, denn Eli Simic organisiert in ihrem Büro Zaubershows – unter anderem auch ihre eigenen, denn die «Bachelorette» ist auch eine Magie­rin. Mit einer «Quick-Change»-Nummer – sie zieht sich blitzschnell um – tritt sie rund um den Globus an Magierkongressen und Galashows auf und hält gar den Weltrekord für die meisten Kostümwechsel: 18 Outfits in zwei Minuten. 

«Ich nehme Lovelyn überallhin mit, wo es nicht zu aufregend ist», sagt Simic. Auf ihren Zaubertouren geht das nicht. «Das wäre ein zu grosser Stress; ein Hund hat Bedürfnisse. Wenn ich die nicht zu 100 Prozent erfüllen kann, dann lasse ich es sein.» Also bleibt die Hündin jeweils bei ihren Eltern sowie ihrer Schwester in der Heimat in Degersheim, wo sie selbst aufwuchs und lebte, bis sie mit der Hündin in ihre jetzige Wohnung zog. «Dort ist Lovelyn das erste halbe Jahr grossgeworden, dort fühlt sie sich wohl und ist gut aufgehoben.» 

Gibbon-Mama geworden
So war es auch während der Dreharbeiten in Thailand. Doch die «Bachelorette» musste auch dort nicht auf tierische Bekanntschaften verzichten. «Wenn es um Tiere geht, bin ich sofort dabei», sagt Simic und erzählt begeistert von ihrem Ausflug in ein Gibbon-Center auf der Insel Phuket: «Dort werden Gibbons, die misshandelt wurden, wieder aufgepäppelt und ins Leben zurückgeführt.» Die Tierfreundin ist sichtlich begeistert von ihren Erlebnissen in der Affen-Auffangstation. «Und dann bin ich noch Gibbon-Mama geworden!» Sie durfte eine Patenschaft für eins der Tiere übernehmen. «Von Emily», präzisiert sie, «das ist ein Affenmädchen, das dort lebt. Und das hatte genau an dem Tag Geburtstag, als ich dort war.» 

Auch Hunden ist Eli Simic in Thailand begegnet. «Auf den Strassen sieht man viele Streuner», erzählt sie. Da sehe man auch mal solche, die eine Pfote oder ein Auge verloren hätten. «Das geht mir nahe», sagt sie. So erging es ihr denn auch im Hundeheim, das sie während der «Bachelorette»-Dreharbeiten besuchte: «Ich habe zuerst einmal eine halbe Stunde lang geweint.» 

Aber nicht, weil es den Hunden dort so schlecht ging. Im Gegenteil: «Ich habe mir das Tierheim schlimm vorgestellt», erzählt Simic, «aber das war so sauber und mit so viel Liebe hergerichtet, das hat mich schlicht überwältigt.» Viele der Hunde, die dort im Heim leben, seien kurz vor dem Kochtopf gerettet worden. «In Asien sind Hunde ja Delikatessen», sagt sie mit nicht zu überhörender Abscheu in der Stimme. Auf die Frage, ob sie es selber ausprobieren würde, erschrickt sie fast und antwortet: «Jesses Gott, nein nein nein!»

High-Five auch ohne Leckerli
Eine Gewohnheit von zu Hause nahm Eli Simic mit nach Thailand: «Ich hatte immer Hundeguezli dabei.» Dort waren sie für die Streuner bestimmt, hier sind sie es für Lovelyn. Vielleicht kann die Magierin das Hündchen ja mit einer kleinen Bestechung dazu bringen, ihr das Pfötchen zu geben. Simic kramt in ihrer Handtasche und zieht eine Packung Hundekekse hervor – leer. Die Guezli müssen wohl irgendwo ausgeleert sein, sind nirgends zu finden. Dann gibt es halt kein High-Five.

Als hätte Lovelyn Erbarmen mit ihrem Frauchen, macht sie dann doch noch mit. Sie setzt sich auf den Boden und stupst mit ihrer Pfote gegen Simics flache Hand. Endlich. «Ich übe das regelmässig mit ihr, damit ihr Hirn aktiv bleibt.» Zur Belohnung gibt es von der «Bachelorette» zwar weder ein Leckerli noch eine rote Rose, aber immerhin ein Küsschen auf die feuchte Hundenase. Dann geht’s weiter zum nächsten Termin.